FAQ

Faktencheck: Ist die Schweiz zu klein für den Klimawandel?

Janis Schaller, 16. November 2023, 16:53 Uhr
Idylle – oder doch nicht? Welchen Einfluss hat die Schweiz auf den Klimawandel? (Symbolbild)
© PilatusToday/Andreas Wolf
Hast du gewusst, dass der CO2-Anteil in der Atmosphäre nur rund 0,03 Prozent beträgt? Viele verwirrende Informationen zum Klimawandel schwirren im Internet herum. Wir haben einige Aussagen aufgepickt und versuchen, «Wissenschaft» reinzubringen.

Behauptung 1: Klimaschwankungen sind nichts Neues. Klimaveränderungen gab es auch schon und da war kein CO2 im Spiel.

Es gab tatsächlich schon Klimaschwankungen, die nicht CO2-bedingt waren. Aber diese Tatsache beweist nicht, dass keine Klimaschwankungen wegen CO2 möglich sind. Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre war in den letzten hunderttausend Jahren noch nie so hoch wie jetzt. Der Weltklimarat hält fest, dass die derzeitige Klimaveränderung zu 95 Prozent von den Menschen verursacht wird.

Behauptung 2: Der Klimawandel hat auch Vorteile z.B. für die Landwirtschaft

Ja, die Landwirtschaft kann sogar kleine positive Effekte daraus ziehen. Das heisst, der Vegetationszeitraum wird tendenziell etwas länger. Laut dem Agrarbericht tritt im Frühling die Blüte etwa 14 Tage früher ein als im Vergleichszeitraum von 1960 – 1990. Aber wenn diese Vorteile ins Verhältnis mit den vermehrten Wetterextremen (heftige Dürren, Überschwemmungen, Stürme, Hagel) gesetzt werden, sind sie dann laut dem Bauernverband nahezu irrelevant.

Behauptung 3: Die Wissenschaft ist sich ja nicht einig, ob der Klimawandel wirklich menschengemacht ist.

Es gibt tatsächlich wenige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die den menschengemachten Klimawandel anzweifeln. Aber wenn man genauer hinschaut, sind sich gemäss verschiedenen Studien 97 Prozent aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sicher, dass es diesen gibt.

Behauptung 4: Die Schweiz ist zu klein, um einen Einfluss auf das weltweite Klima zu haben.

In der Schweiz stösst jede Person im Jahr ca. 12 Tonnen CO2-Äquivalente aus. Laut dem Bund wäre das Ziel, dass keine Person mehr als 1,5 Tonnen pro Jahr ausstossen würde. Zudem läuft ein grosser Teil des weltweiten Emissionshandels über die Schweiz.

Mit dem heutigen Anlegeverhalten der Schweizer Finanzinstitute werden laut dem Bund die Erdöl- und Erdgasförderung erheblich unterstützt. Somit ist die Schweiz durchaus ein grosser Player, wenn es um den Klimawandel geht. Gerade der Finanzplatz braucht laut dem Bund noch grosse Anstrengungen, damit er klimaverträglich handelt.

Der Bund meint, solange die Schweizer Banken und Versicherungen in Öl-Raffinerien und andere umweltschädliche Firmen investieren, bleibt die Schweiz eine CO2-Schleuder.

© Getty Images

Behauptung 5: Die Schweiz ist jetzt schon ein nachhaltiges Land.

Gemäss dem Bund, dem WWF und Greenpeace bräuchte man drei Mal die Kapazität der Erde, wenn alle Menschen so leben würden wie die Schweizerinnen und Schweizer. Die grössten Ressourcenverschwender seien dabei die Bereiche Ernährung, Mobilität, Bauen und das Heizen. Es gibt also noch viel Luft nach oben.

Behauptung 6: Der CO2-Anteil in der Atmosphäre ist zu klein, um einen Effekt auf das Klima zu haben.

Der CO2-Anteil in der Luft ist zwar klein, aber in den letzten 200 Jahren um einen Drittel gestiegen. 0,03 Prozent beträgt der Anteil, wie das Max-Planck-Institut schreibt. Das Problem ist, dass CO2 sehr viel Wärme speichern kann. Man muss sich das so vorstellen: Sonnenstrahlen prallen an der Erdoberfläche ab. Die Erde wird dadurch einerseits erhitzt, andererseits schickt sie die Strahlen wieder retour. Eigentlich sollten diese im All verschwinden. Die CO2-Moleküle in der Atmosphäre lassen die Strahlen aber nicht durch und lassen sie wiederum abprallen – zurück auf die Erde. Damit erhitzt sie sich ein weiteres Mal.

So steigt die Temperatur auf der Erde kontinuierlich. Je mehr CO2-Äquivalente in der Atmosphäre sind, desto schwieriger wird es also für die Strahlen, einen Weg aus der Erdatmosphäre zu finden. Das nennt man Treibhauseffekt und wird in der Darstellung verbildlicht.

Die Sonnenstrahlen prallen am CO2-Molekül ab und kommen zurück zur Erde. Damit erhitzt sich unser Planet. Die orangen Linien zeigen dies.

© Getty Images

Behauptung 7: Die Tiere haben sich in der Evolution schon immer an die klimatischen Bedingungen anpassen können. Das können sie auch jetzt wieder.

Die Tiere haben sich in der Vergangenheit wirklich den Klimaschwankungen angepasst. Aber diese Schwankungen erstreckten sich über längere Zeiten. Das, was gerade passiert, geht auch den Tieren schlichtweg zu schnell. Das fanden Forscher aus Deutschland, USA, Australien und Grossbritannien heraus. Deshalb stellt die aktuelle Klimaveränderung eine Gefahr nicht nur für den Menschen, sondern auch für die gesamte Biodiversität dar.

Der prominenteste Verlierer des Klimawandels ist wohl der Eisbär. Hat er kein Eis mehr unter den Füssen, stirbt er aus.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 16. November 2023 16:53
aktualisiert: 16. November 2023 16:53