Wegen Gesichtserkennung

«F*ck this shit»: Shitstorm gegen Obwaldner Automatenhersteller

Peter Helfenstein, 29. Februar 2024, 09:08 Uhr
Invenda-Automaten sorgen für einen Shitstorm.
© PilatusToday
An einer kanadischen Universität sollen Süssigkeiten-Automaten heimlich Gesichter von Kunden scannen. Pikant: Die Automaten stammen von der Firma Invenda aus Alpnach. Auch in der Schweiz stehen zahlreiche solche Geräte. Der Firmenchef bestätigt, dass gescannt wird – aber nicht ganze Gesichter.

River Stanley ist Student an der Universität im kanadischen Waterloo. «Invenda.Vending.FacialRecognitionApp.exe» flimmert ihm vom Snack-Automaten an seiner Uni entgegen. Die Fehlermeldung des Automaten macht den gewieften Studenten stutzig. Werden die Gesichter von Kunden etwa systematisch erfasst?

Gehässige Kommentare im Internet

Er postet seinen Verdacht in den Sozialen Medien und startet mit einer Recherche für das Studentenmagazin der Uni. Dann beginnt der Shitstorm. «Es ist Zeit für ein wenig Vandalismus», schrieben User auf dem Portal «Reddit». Oder: «Wir leben in einer Dystopie» (siehe Galerie).

Die Geschichte schlägt hohe Wellen. Invenda-Gründer Jon Brezinski rechtfertigt sich gegenüber der «Luzerner Zeitung» und erzählt von Todesdrohungen, die ihn erreicht hätten. Gleichzeitig versucht er, die Wogen zu glätten.

Die betreffende Kamera und die Software in den Automaten preist Invenda in Werbebroschüren als «demografischer Sensor» an. Laut dem Firmengründer macht dieser Sensor zwei Sachen:

  1. Erkennen, ob ein Mensch vor dem Automaten steht. Dann wird die Benutzerfläche eingeblendet.
  2. Alter und Geschlecht der Kundschaft erkennen und personalisierte Werbung einblenden.

Invenda beteuert, dass dies mit der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung vereinbar ist. «Gesichtserkennung ist das nicht», sagt Jon Brezinski. Damit könne man nur schätzungsweise überprüfen, wie viele Personen vor dem Automaten stehen.

Invenda-Automaten auch in der Region

Laut der «Luzerner Zeitung» kaufte der Schweizer Kioskbetreiber Valora vor rund zwei Jahren 130 Verkaufsautomaten von der Invenda Group AG. Insgesamt würden in der Schweiz rund 170 solcher Automaten betrieben. Auch in Deutschland stehen neuerdings solche Automaten in Hotels, Universitäten und Einkaufszentren.

Auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1 schreibt Valora, dass in den sechs Zentralschweizer Kantonen vier digitale Invenda-Automaten stehen. Ob auf digitale oder klassische Typen gesetzt wird, macht Valora jeweils vom Standort der Automaten abhängig. Die Frage, ob die aktuellen Vorwürfe gegen die Invenda Group AG Auswirkungen auf die Valora-Automaten hätten, liess der Kioskbetreiber unbeantwortet.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 29. Februar 2024 06:07
aktualisiert: 29. Februar 2024 09:08