Fernab der Schweiz: Sempacher Arzt hilft in Zentralasien
«Während unseres letzten Aufenthalts stiessen wir im Spital in Qubodijon auf einen Patienten in kritischem Zustand», erzählt der in Sempach aufgewachsene Arzt. Er spricht von einem 35-jährigen Mann mit Knochenbrüchen nach einem Autounfall. «Er sollte aufgrund einer anderen, nicht dringenden Diagnose operiert werden. Bei der Einleitung der Anästhesie kam es leider jedoch zu einem schweren Zwischenfall, der Patient musste in kritischem Zustand auf die Intensivstation verlegt werden.» Dort verschlechterte sich sein Zustand nach anfänglicher Besserung und er verstarb 2 Wochen nach der Komplikation. Solch tragische Schicksale würden vor allem aufgrund der fehlenden medikamentösen und technischen Ressourcen immer wieder vorkommen.
Das Swiss Surgical Team in Tadschikistan
Lukas Bühlmann arbeitet als Oberarzt in der Chirurgie im Stadtspital Zürich Triemli. Seit fünf Jahren ist er zudem Mitglied des Vereins «Swiss Surgical Teams (SST)». Erst im vergangenen Monat sind er und weitere Vereinsmitglieder von einem zweiwöchigen Aufenthalt in Tadschikistan zurückgekehrt.
Das Dorf Qubodijon liegt südwestlich von Dushanbe, der Hauptstadt von Tadschikistan, 50 Kilometer weiter südlich befindet sich die Grenze zu Afghanistan. Die Menschen in der ländlichen Gegend dort sind arm, das Leben bescheiden. «Bis auf kleine Wohnsiedlungen, ein paar Restaurants und zwei Hotels gibt es nicht viel», so der 39-Jährige. «Der Lohn ist in diesem Land sehr bescheiden. Umso bemerkenswerter ist ihre grosszügige Gastfreundschaft und dass sie uns an ihrem Leben teilhaben lassen.»
Um das Fachpersonal in diesem Land zu unterstützen, besucht der Verein über mehrere Jahre hinweg die gleichen Spitäler. Sie bieten der Belegschaft verschiedene Workshops, Trockenübungen und theoretische Fallbesprechungen an und instruieren während Operationen. In den Schulungen werde gezielt darauf geachtet, dass die Techniken mit den lokalen Ressourcen durchgeführt werden können.
«Thema eines Workshops waren die verschiedenen Nahttechniken beim Bauchdeckenverschluss. Wichtig ist, dass die einfachen Eingriffe sitzen.» Dazu gehören neben Bauchwandbrüchen auch Blinddarm- oder Gallenblasenoperationen. Ziel sei es, dem Personal in diesen Ländern das Basiswissen weiterzugeben, um die damit verbundene Grund- und Notfallversorgung zu gewährleisten. «Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Das ärztliche Personal ist sehr dankbar und offen, Neues zu erlernen und auch umzusetzen.»
Ein Ansporn weiterzumachen
Seit vier Jahren besucht Lukas Bühlmann nun das gleiche Spital in Tadschikistan. «Hier mein Wissen weiterzugeben, erfüllt mich.» Es sind intensive Aufenthalte. Eine grosse Herausforderung sei die Kommunikation, die Landessprache ist Tadschikisch. Weit verbreitet sind auch Russisch und in dieser Region Usbekisch. «Wir sind jeweils mit Dolmetschern vor Ort, da nur wenige Tadschiken Englisch sprechen. Die Übersetzung nimmt viel Zeit in Anspruch.»
Und dennoch, der Oberarzt ist überzeugt von dieser unentgeltlichen Arbeit, es seien bereichernde Aufenthalte. «Uns ist oftmals nicht bewusst, wie der medizinische Standard in der Schweiz ist.» Auch wenn in den lokalen Spitälern in Tadschikistan bei Weitem noch kein europäischer Standard herrsche, beobachtet er deutliche Fortschritte: «Die Hygiene zum Beispiel hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Auch laparoskopische Eingriffe können selbstständig durchgeführt werden.»
Es sei ein Ansporn weiterzumachen, für den gebürtigen Sempacher stehen weitere Aufenthalte in Tadschikistan auf dem Programm.
