Zentralschweiz

Kritik an geplanter Wolfsverordnung – trotz diverser Risse

Janis Schaller, 10. November 2023, 07:12 Uhr
Der Wolf ist auch in der Zentralschweiz ein Problem. Trotzdem sind sich die Kantone nicht ganz einig, inwiefern er reguliert werden soll.
© PilatusToday
Immer wieder gehen in der Zentralschweiz Meldungen über Wolfsrisse ein. In unserer Übersicht erfährst du, wo wie viele Nutztiere bereits Opfer vom Grossraubtier wurden. Trotz der Risse üben die Zentralschweizer Kantone Kritik an der neuen Wolfsverordnung.

Der Wolf ist aktuell ein grosses Diskussionsthema in der Schweiz. Nicht nur aufgrund der vielen gerissenen Tiere, sondern auch weil Bundesrat Albert Rösti kürzlich eine neue Verordnung zum Abschuss des Wolfes präsentiert hat. Die Zentralschweizer Kantone sind sich diesbezüglich nicht ganz einig, wie eine Umfrage von PilatusToday und Tele 1 zeigt.

Uri beklagt die meisten Risse

«Der Kanton Uri begrüsst die Stossrichtung des Bundes ausdrücklich. Es besteht nachgewiesenermassen Handlungsbedarf», schreibt der Kanton auf Anfrage. Im laufenden Jahr hatte man 39 Nutztierrisse zu beklagen – weitaus am meisten in der Zentralschweiz. Davon ereigneten sich drei Viertel aller Risse im Urserntal in der Region Andermatt-Realp.

Aus Sicht der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Uri sollen mit der neuen Verordnung Erfahrungen gesammelt werden, die in die nächste Revision einfliessen würden. Da derzeit in der gesamten Zentralschweiz kein Wolfsrudel beheimatet ist, hat die Verordnung aber keine direkten Auswirkungen.

Drei Wölfe und neun Risse in Luzern

Im Kanton Luzern wurden im laufenden Jahr bisher neun Nutztierrisse registriert. Hierfür dürften laut dem Kanton drei Wölfe verantwortlich sein, die sich aktuell alle im Kanton aufhalten. In sämtlichen Fällen seien die Herden nicht ausreichend geschützt gewesen.

Dass das Grossraubtier inzwischen bis ins Mittelland vorprescht, ist auch für die Landwirtschaft eine Herausforderung: «Sehr wichtig und zentral ist dabei die Arbeit des kantonalen Herdenschutzberaters», schreibt Christian Hüsler, Fachbereichsleiter Jagd und Wildhüter beim Kanton Luzern.

Mit vier gerissenen Nutztieren sei man nur einem geringen Wolfsdruck ausgesetzt, heisst es beim Kanton Obwalden. Dennoch äussert der Kanton Kritik an der neuen Wolfsverordnung: «Aus Sicht des Kantons Obwalden wird bemängelt, dass die mit der Umsetzung der Massnahmen verbundenen Kosten bis 2025 bei den Kantonen hängen bleiben.»

Nidwalden lobt eigenen Herdenschutz

In Nidwalden ist man der Ansicht, dass man die Massnahmen zum Herdenschutz gut umsetzt. Dies würde sich in den jüngsten Erkenntnissen positiv widerspiegeln, heisst es vonseiten Kanton. Über die vergangenen fünf Jahre gab es einzig im Februar 2023 einen Riss. Auch hier: aus einer ungeschützten Herde, wie der Kanton Nidwalden bekannt gibt.

In der Zentralschweiz ist kein Wolfsrudel beheimatet. Doch es wird damit gerechnet, dass sich aus dem Kanton Glarus auch einige im Kanton Schwyz niederlassen könnten.

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In Luzern und Nidwalden will man sich nicht detailliert zur neuen Wolfsverordnung äussern. Die Kantone, zusammengeschlossen in der interkantonalen Konferenz für Wald, Wildtiere und Landwirtschaft (KWL), kritisieren den Bundesrat jedoch in ihrer Stellungnahme. Die KWL betont unter anderem, dass die Limitierung von zwölf Wolfsrudeln in der Schweiz schwierig umsetzbar sei.

«Wissenschaftlich nicht abgestützt»

Im Kanton Schwyz sieht die Situation etwas anders aus. Man hat stark in Herdenschutzmassnahmen investiert. Das Resultat würde sich jetzt in der Statistik niederschlagen: Es sind aktuell keine Wolfsrisse zu beklagen. Dies könnte sich laut dem Kanton aber bald ändern: «Wir gehen davon aus, dass künftig, aufgrund der Rudelsituation im Kanton Glarus, vermehrt Wölfe im Kanton Schwyz auftauchen werden und dass mit der Zeit auch eine Paarbildung stattfinden wird und wir davon ausgehen müssen, dass sich bei uns ein Wolfsrudel bilden wird.»

Aus diesem Grund begrüsst der Kanton Schwyz die neue Verordnung grundsätzlich. Dennoch betont Manuel Wyss, Abteilungsleiter Jagd und Wildtiere Kanton Schwyz: «Die Art und Weise, wie dies nun geschehen soll, ist für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen nicht förderlich.» Man bemängelt, dass die Kantone nicht konsultiert wurden und dass die Anzahl der zwölf Rudel wissenschaftlich nicht abgestützt sei. Bei der Alpwirtschaft würden so Erwartungen geschürt, die nicht eingehalten werden können. Der Kanton erhofft sich zudem «klare und umsetzbare Handlungsanweisungen».

Der Kanton Zug sei nur von durchstreifenden Wölfen betroffen, hat aber keine Risse zu verzeichnen, wie das Amt für Wald und Wild des Kantons Zug gegenüber PilatusToday und Tele 1 bestätigt. Trotzdem wird festgehalten, dass das neue Wolfsmanagement zu massiv höheren Aufwänden führen würde, sollte sich das Wolfsvorkommen in Zug ändern.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 10. November 2023 07:12
aktualisiert: 10. November 2023 07:12