Korruptionsprozess

Bürgenstock-Besitzer zu Haft verurteilt – an Friedenskonferenz nicht dabei

14. April 2024, 10:17 Uhr
Der Chef des Bürgenstock-Resorts, Nawaf bin Jassim bin Jabor Al-Thani, wurde in Katar verurteilt.
© Luzerner Zeitung
In einem bedeutenden Korruptionsfall wurde der Chef des Bürgenstock-Resorts, Scheich Nawaf bin Jassim bin Jabor Al-Thani, zu einer sechsjährigen Haftstrafe und einer erheblichen Geldstrafe verurteilt. Diese Entscheidung hat in Katar beträchtliche Aufregung ausgelöst.

Als Scheich Nawaf im Jahr 2018 gemeinsam mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann das neue Bürgenstock-Resort eröffnete, war seine Freude offensichtlich: «Wir sind sehr stolz», betonte er. Nawaf bin Jassim bin Jabor Al-Thani, ein hochrangiges Mitglied der katarischen Herrscherfamilie und Präsident von Katara Hospitality, hatte in das Resort am Vierwaldstättersee 550 Millionen Franken investiert.

Bei Friedenskonferenz nicht dabei

Das Bürgenstock-Resort erzielte in dieser Woche einen weiteren Erfolg, als bekannt wurde, dass dort Mitte Juni eine Friedenskonferenz zum Ukraine-Konflikt stattfinden soll, an der mutmasslich auch US-Präsident Joe Biden teilnehmen wird.

Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

Scheich Nawaf wird jedoch nicht anwesend sein können, da er Anfang des Jahres in Katar zu sechs Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe in Höhe von 207 Millionen Franken verurteilt wurde. Ihm wird vorgeworfen, öffentliche Gelder veruntreut zu haben, wie der «Tagesanzeiger» schreibt.

Mit 15 anderen Männern schuldig gesprochen

Die Nachricht von diesem Urteil, die Mitte Januar von der «Khaleej Times», einer Zeitung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, veröffentlicht wurde, sorgte für Aufsehen. Nach dem Bericht wurde Al-Thani zusammen mit 15 anderen Männern in einem umfangreichen Korruptionsprozess für schuldig befunden, darunter auch der ehemalige Finanzminister Katars, Ali Sherif al-Emadi.

Al-Emadi wurde zu 20 Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 61 Milliarden Ryals verurteilt, was umgerechnet über 15 Milliarden Franken entspricht. Ihm werden Bestechung, Amtsmissbrauch, Veruntreuung öffentlicher Gelder und Geldwäsche vorgeworfen.

Urteil hat für Schockwellen gesorgt

Sowohl Scheich Nawaf als auch al-Emadi haben laut «Khaleej Times» die Möglichkeit, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Es ist unklar, ob sie die Vorwürfe bestritten haben. Nach der Veröffentlichung des Berichts bestätigte die Nachrichtenagentur Reuters, dass sie das fünfseitige Dokument des Prozesses eingesehen hatte, jedoch keine weiteren Einzelheiten zu den Korruptionsfällen erfuhr. Weder Al-Emadis Anwalt noch Vertreter von Scheich Nawaf oder Katara Hospitality äusserten sich zu den Vorwürfen, wie der «Tagesanzeiger» weiter schreibt.

Die Verhaftung und Bestrafung dieser prominenten Persönlichkeiten haben im katarischen Establishment für «Schockwellen» gesorgt, berichtet Reuters. Ermittlungen auf dieser Ebene sind in den Golfstaaten ungewöhnlich, wo öffentliche Figuren selten zur Rechenschaft gezogen werden. Kurz vor der Verhaftung von al-Emadi hob der Emir von Katar offiziell die Immunität der Minister auf.

Die Katara Hospitality, deren Vorsitzender Scheich Nawaf bis zu seiner Verurteilung war, besitzt neben dem Bürgenstock-Resort auch das Hotel Schweizerhof in Bern, das Savoy in Lausanne sowie weitere Luxushotels weltweit. Auf Anfragen der Zeitung reagierte Katara Hospitality nicht.

(red.)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 14. April 2024 10:10
aktualisiert: 14. April 2024 10:17