Tiefe Wahlbeteiligung

«Es kann nicht sein, dass es dem Volk egal ist, was passiert!»

Florian Estermann, 24. April 2024, 17:11 Uhr
In der Stadt Luzern ist die Wahlbeteiligung tief. (Symbolbild)
© KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE
Am Sonntag wählt die Luzerner Stadtbevölkerung ihr neues Parlament, ihre Regierung und ihren Präsidenten bzw. ihre Präsidentin. Doch wirklich interessieren tut dies herzlich wenige: Am Mittwoch haben erst knapp 25 Prozent der Stimmberechtigten der Stadt Luzern ihr Wahlcouvert abgegeben.

13'530 Wahlcouverts hat die Abteilung Wahlen und Abstimmungen bis am Mittwochmittag erhalten. Dies entspricht 25,34 Prozent aller Stimmberechtigten der Stadt Luzern. Für Christian Spieler, Leiter der Abteilung, und sein Team deutlich zu wenig: «Wir würden uns eine Stimmbeteiligung von 70 Prozent wünschen. Denn es kann nicht sein, dass es dem Volk egal ist, was passiert.»

«Die Frage ist, was am Freitag und Samstag noch passiert», so Spieler. Es könne dann durchaus der Fall sein, dass die Stimmbeteiligung in die Höhe schnellt. «Realistischerweise landen wir dann Sonntags bei um die 35 Prozent», prognostiziert der Abteilungsleiter.

Und das würde auch in die Statistik der letzten Jahre passen: So gaben im März 2020 knapp 19'990 der Stimmberechtigten ihre Stimme ab. Das entsprach damals einer Beteiligung von 37.45 Prozent. Am meisten Stimmen kamen anteilsmässig im Übrigen aus dem Wesemlin-Quartier. Am wenigsten aus der Fluhmühle – dort wählten nur 20,1 Prozent.

Jünger, hipper und linker ≠ höhere Wahlbeteiligung

Das sei aber nichts Ungewöhnliches. «Die Top 5 und die tiefsten 5 sind immer die Gleichen. Das hängt insbesondere mit den Menschen, die dort wohnen und deren Bedürfnisse zusammen», so Spieler. Spannend dabei jedoch: Auch wenn beispielsweise das Tribschen-Quartier in Vergangenheit jünger, hipper und damit auch linker wurde, stieg die Stimmbeteiligung nicht. Das Wahlergebnis verschob sich lediglich nach links. Auch hier sei es schwierig, klare Gründe zu nennen.

Themen sind entscheidend

Grundsätzlich kann jedoch gesagt werden, dass die Wahl- und Stimmbeteiligung immer dann höher ist, wenn es um Vorlagen geht, die Emotionen schüren bzw. das eigene Leben betreffen. Beispielsweise Abstimmungen zu Ausländerfragen, Krankenkassen oder Steuersätzen. Deshalb eigentlich paradox, dass, wenn es um die Menschen geht, welche die Politik lenken, das Interesse minim bleibt.

Vonseiten Stadt versucht man die Hürden für den Wahlprozess so niedrig wie möglich zu halten. So hat man vor einigen Jahren eine portofreie Wahl eingeführt. Die Stimmenden müssen also kein Porto für ihr Wahlcouvert bezahlen. «Der Effekt war marginal», bilanziert Spieler. Vielleicht könnte das Thema E-Voting helfen. Auch dort wäre die Stadt in den Startlöchern. Heute bringt aber noch die Post die Stimmcouverts. «5-6 Kistli bringt sie aktuell mit ca. 1500-2000 Couverts. Gut wäre aber, wenn es ca. doppelt soviel wären», sagt Christian Spieler.

Am Wahlsonntag top informiert

Am Sonntag, 28. April 2024, werden in der Stadt Luzern und im ganzen Kanton die Regierungen und Parlamente neu gewählt. Es kandidieren über 400 Politikerinnen und Politiker aus dem ganzen Kanton. PilatusToday, Radio Pilatus und Tele 1 halten dich mit allen Resultaten auf dem Laufenden.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 24. April 2024 16:14
aktualisiert: 24. April 2024 17:11