Buttisholz

Freiwilliger Besuchsdienst gefragter denn je: «Die Einsamkeit ist nicht einfach»

Peter Helfenstein, 16. März 2024, 23:21 Uhr
Im Rahmen des Projekts «Of Bsuech» werden ältere Menschen unkompliziert von Freiwilligen besucht. Dabei geht es darum, Gesellschaft zu leisten. Die Gemeinde Buttisholz hat das Projekt im Jahr 2021 lanciert und traf damit den Nerv der Zeit. Ein Porträt.

Auch mit 87 Jahren ist Franz Emmenegger noch wach im Geist. Früher hat er oft gelesen. Weil das heute nicht mehr geht, liest ihm sein Besuch hin und wieder etwas vor. Wegen eines Bandscheibenvorfalls musste er für fünf Wochen ins Spital nach Wolhusen. Erst Ende Februar ist er nach Hause gekommen und wohnt seither wieder allein in seiner grosszügigen Wohnung in Buttisholz.

Lieber daheim als in der Beiz

57 Jahre war er mit Maria verheiratet. Seine Frau ist vor rund fünf Jahren verstorben. «Die Einsamkeit ist nicht einfach», sagt Franz Emmenegger. Er sagt das nüchtern und ohne verbittert zu wirken. Der Rentner ist ein geselliger Mensch. Eindrücklich erzählt er beispielsweise von der Lawinenkatastrophe im Februar 1970, die er mit Glück unverletzt überlebt hat. Damals war er in Reckingen im Militärdienst. 19 Armeeangehörige und 11 Einheimische riss die Lawine im Oberwalliser Dorf in den Tod.

Tierische Heilung

Sein Leben lang war er Landwirt. Mit vierzig Jahren meldet sich seine Bandscheibe erstmals. Er kauft sich einen dreijährigen Vollblüter und beginnt zu reiten. «Nach 14 Tagen war der Schmerz weg», sagt er. Die rhythmischen Bewegungen wirkten offenbar heilend. Reiten wurde zu seinem grossen Hobby. Seine Augen funkeln besonders, wenn er von Ausritten mit seiner ältesten Tochter erzählt. Ferien erlaubte der Landwirtschaftsbetrieb damals eigentlich keine. Er und seine fünfköpfige Familie kümmerten sich täglich um die Legehennen und die Schweine.

Regelmässiger Schwatz

Heute braucht er beim Gehen die Hilfe des Rollators. Er begrüsst Barbara Murer in seiner Stube bei Tee und Guetzli. Alle zwei bis drei Wochen schaut sie bei ihm zu Hause vorbei – schon seit zwei Jahren. Da wird spaziert, «Nünistein» oder Puzzle gespielt, Kaffee getrunken oder einfach geplaudert. «Mit Franz kann man einfach so gut reden, er kennt so viele Leute und weiss viel von früher zu berichten», sagt die Freiwillige. Sie spürt, dass Franz Emmenegger ihre Gesellschaft sehr schätzt.

«Die Besuche geben mir so viel», erzählt Barbara Murer. Bis vor zwei Jahren kannten sich die beiden nicht. Die Spitex trat damals in Kontakt mit der Altersarbeit Buttisholz und diese wiederum kontaktierte Barbara Murer. «Beim ersten Treffen sassen Franz und ich in seinem Wintergarten und wir waren uns sofort sympathisch», erinnert sich Barbara Murer zurück.

Franz Emmenegger spielt mit Barbara Murer Puzzle in seiner Wohnung. Alle zwei bis drei Wochen stattet sie ihm einen Besuch ab.

© Peter Helfenstein

Soziales Engagement – freiwillig

Barbara Murer stammt ursprünglich aus Nottwil und wohnt seit vielen Jahren in Buttisholz. In einem eigenen Laden verkauft sie Senf und Geschenke. Zusammen mit ihrem Ehemann fährt sie regelmässig zu Monatsmärkten, um ihren Senf anzubieten. Schon immer hatte sie eine «soziale Ader» und engagierte sich fürs Gemeinwohl, etwa in Vereinen. Ihren Job als Lehrerin hat sie vor knapp zwei Jahren an den Nagel gehängt.

Sie begegnet Franz Emmenegger äusserst herzlich und nimmt Anteil an seinem Leben. Es erweckt den Eindruck, als würden sie sich seit Jahrzehnten kennen. Besonders, wenn sich die beiden über das Leben, frühere Zeiten oder das Dorfgeschehen austauschen. Ältere Menschen zu ehren und zu achten: Etwas, was Barbara Murer besonders am Herzen liegt.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 16. März 2024 23:21
aktualisiert: 16. März 2024 23:21