100 Jahre Vogelwarte Sempach

«Vögel sind die Botschafter unserer biologischen Vielfalt»

Julian Eicher, 9. April 2024, 10:40 Uhr

Quelle: Tele 1

«Unsere Vision ist es, die heimische Vogelwelt zu verstehen und sie in ihrer Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren», ist aus dem Leitbild der Vogelwarte Sempach zu entnehmen. Seit genau hundert Jahren setzt sich die gemeinnützige Stiftung für Vogelkunde und Vogelschutz ein. Höchste Zeit zurückzuschauen.

«Sie sind die Botschafter unserer biologischen Vielfalt», sagt Bundespräsidentin Viola Amherd an der Jubiläumsfeier in Sempach am vergangenen Wochenende. Sie hob auch hervor, dass der sorgfältige Umgang mit der Natur auch uns Menschen diene. Der Besuch von Amherd zeigt die Wichtigkeit der gemeinnützigen Stiftung mit Hauptsitz in Sempach, welche nun ihr 100-jähriges Bestehen feiert.

Die Festgemeinde bei der Eröffnung der Vogelwarte vom 6. April 1924.

© Else Schifferli-Rösli

Die Anfänge der Vogelwarte

Bereits 1902 wurden die ersten Vogelbeobachtungen registriert. Hobbymässig nutzte der spätere Gründer der Vogelwarte Sempach, Alfred Schifferli (sen.), seine Freizeit, um diese der Welt der Vogelkunde zu widmen. Bereits damals hat er begonnen, die Vogelbeobachtungen vom Sempachersee zu veröffentlichen. Dies hatte zur Folge, dass 1924 ein Beobachtungshäuschen am Südufer des Sees errichtet wurde. Kaum jemand ahnte damals, welch grosse Auswirkung dieses kleine Haus einmal auf die Vogelwelt haben wird.

Der Vogelwarte-Gründer Alfred Schifferli (sen.) mit einem zahmen, handaufgezogenen grossen Brachvogel aus dem Wauwilermoos.

© Else Schifferli-Rösli

Im Jahr 1946 zog die Vogelwarte vom Seeufer ins Sempacher Rathaus um. Dort befanden sich für rund zehn Jahre die Büros. Während der gesamten Zeit führte die Warte ein Notizbuch, wo die wichtigsten Punkte redaktionell festgehalten wurden. Weiterhin wurde hauptsächlich in der Freizeit für die Erforschung der Federtiere gearbeitet. Erst im Jahr 1980 setzte man bei der Vogelwarte auf den ersten PC. Damals ein Meilenstein: Notizen und Erkenntnisse anstatt handschriftlich auf dem PC festzuhalten.

Diverse Technologien helfen bei der Erforschung der Vogelwelt

Gerade die Reise der verschiedenen Vogelarten war zu diesem Zeitpunkt kaum erforscht. Mittels Radars versuchte man zum Beispiel im Jahr 1969 den Vogelzug über die Alpen, das Mittelmeer, die Wüsten im Nahen Osten und in die Sahara zu verfolgen. Die Vogelwarte hat auch eine Hütte auf dem Col de Bretolet. Die Hütte besteht seit 1958 und ist auf Walliser-Boden nahe der Grenze zu Frankreich. Seit rund 70 Jahren wird dort der herbstliche Vogelzug über den Alpen erforscht.

Bruno Bruderer im Jahr 1969 am Zielfolgeradar «Superfledermaus».

© Myrtha Bruderer
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Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gilt die Beringung von Vögeln als Methode der Zugforschung. Je nach Vogelart werden dort grössere oder kleinere Ringgrössen eingesetzt. Auch werden immer wieder junge Vögel vermessen und mit einem Sender bestückt. Damit kann das Umherstreifen in den ersten Lebensjahren sowie die Ansiedlung verfolgt werden.

Hier wird ein Steinadler vermessen und mit einem Sender bestückt.

© zvg

Weshalb ist das wichtig?

Seit dem Jahr 2015 gibt es in Sempach ein grosses Besucherzentrum. Dabei kann man die Welt aus der Vogelperspektive – wie auch die einheimischen Vogelarten – näher kennenlernen. Doch weshalb ist es so wichtig, dass man die Federtiere aus Sicht der Forschung genauer unter die Lupe nimmt?

Der Vogelbestand wird mehrmals jährlich gezählt und auch der Aufenthaltsort der Vogel angeschaut. Dies soll dazu beitragen, die 205 verschiedenen Vogelarten hierzulande zu schützen. Das Ziel der Vogelwarte ist es, für die nachfolgenden Generationen die Artenvielfalt zu bewahren. 40 Prozent davon sind jedoch gefährdet, das entspricht 83 Arten. In Sempach will man mit Zahlen und dem Wissen der Bedrohung entgegenwirken und alle bedrohten Arten somit schützen.

Viele Freiwillige bieten Unterstützung

Vögel, welche im landwirtschaftlichen Bereich oder auch in Feuchtgebiet zu Hause sind, sind eher bedroht, so die Vogelwarte Sempach. Beispielsweise frei laufende Hunde, Stand-up-Paddler und Badegäste sind bei den noch nicht zerstörten Feuchtgebieten Gründe, dass Vögel dort nicht mehr brüten. In der Landwirtschaft sind es hauptsächlich Pestizide, die Vogelpopulation teils stark beeinflussen.

Rund 2000 freiwillige Personen unterstützen die Vogelwarte beim Beringen oder auch beim Sammeln verschiedener Daten. Auf diese Unterstützung kann die Vogelwarte schon seit Jahren zählen.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 9. April 2024 09:53
aktualisiert: 9. April 2024 10:40