Vernetzt: Die Blockchain erklärt

30. August 2016, 12:17 Uhr
Was ist Hype, was kann die Blockchain wirklich
© Radio Pilatus (Original von der Financial Times)
Was ist Hype, was kann die Blockchain wirklich

Es ist das Buzzword des Jahres: Die Blockchain ist in aller Munde, und Startups, welche irgendeine Anwendung mit Blockchain planen, werden mit Geld zugeschüttet. Auch Banken wollen mitmischen, obwohl gerade deren Existenz eigentlich durch die Blockchain-Enthusiasten in Frage gestellt wird. Die Blockchain ist gerade omnipräsent - obwohl die Wenigsten erklären können, was eine Blockchain überhaupt ist. Wir versuchen es:

Dezentrale Datenbank
Eine Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die auf allen angeschlossenen Rechner verteilt gespeichert wird. Jede Änderung wird in einem Block gespeichert, mit einem Schlüssel digital signiert und dann der Kette - der Blockchain - angefügt. Dieses «Journal» mit allen Transaktionen, gehört niemandem - bzw. allen Teilnehmer zugleich. In einem dezentralen System, wie es Blockchain ist, gibt es keinen zentralen Verwalter mehr, der sagt, was richtig und was falsch ist. Wahr ist einfach das, was die Mehrheit sagt.

Transaktionen
Können alle möglichen Informationen sein. Finanzielle Transaktionen genauso wie Verträge, Abmachungen etc. Weil jeder Teilnehmer Zugriff auf die gesamte Blockchain hat, kann jede Änderung auch Jahre später noch nachvollzogen werden.
Sicherheit
Jeder Teilnehmer hat einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel ist mit der Transaktion direkt verknüpft und für jeden einsehbar. Der private Schlüssel ist vergleichbar mit einem Passwort. Mit ihm lässt sich eine Urkunde auf einen anderen Teilnehmer übertragen. Geht der private Schlüssel verloren oder wird gestohlen, verliert man auch den Zugriff auf seine in der Blockchain gespeicherten Informationen und Werte.

Blockchain-Enthusiasten verweisen immer darauf, dass die Blockchain sicher sei, weil man sie nicht manipulieren oder hacken kann. Tatsächlich gibt es aber immer wieder Zwischenfälle. Sei es der Bankrott der Bitcoin-Börse Mt. Gox oder auch erst diesen Sommer der Hack der DAO-Plattform aufbauend auf dem Zuger Blockchain-Projekt Etherium, wo kurzerhand umgerechnet 54 Millionen Schweizer Franken gestohlen wurden. Das Geld konnte am Ende zwar wieder in Sicherheit gebracht werden. Allerdings nur, indem die Blockchain manipuliert wurde. Also genau das, was eben eigentlich gar nicht passieren darf.

Zentralschweiz ist Krypto-Valley
Führend bei der Entwicklungen von neuen Blockchain-Anwendungen und Crypto-Währungen sind diverse Startups in Zug. Es wird denn auch bereits als «Crypto-Valley» bezeichnet. Nicht nur die Köpfe hinter dem Etherium-Projekt, auch Firmen wie Monetas haben sich in der Zentralschweiz angesiedelt.

Kritik
Mit dem wachsenden Enthusiasmus steigt natürlich auch die Kritik an der Blockchain. So hat zum Beispiel die Credit Suisse allzu hochtrabende Blockchain-Pläne in einem Grundlagenpapier auf den Boden der Realität geholt. Volkswirtschafter bemängeln, eine nur begrenzt verfügbare Währung wie Bitcoin führe bei weiter Verbreitung zwangsläufig zu einer andauernden Deflation. Und schliesslich ist natürlich die extrem ressourcenintensive Schöpfung der Kryptowährungen ein ökologischer Schwachsinn.

veröffentlicht: 30. August 2016 10:12
aktualisiert: 30. August 2016 12:17