Luzern: St. Anna scannt nach Betriebschluss Tiere

4. Juni 2017, 16:15 Uhr
Die Klinikleitung rechtfertigt sich - die Hygiene werde eingehalten
© Screenshot SonntagsZeitung
Die Klinikleitung rechtfertigt sich - die Hygiene werde eingehalten

«Heimliche Tier-Scans in der Luzerner St. Anna Klinik». Das titelt heute die „SonntagsZeitung“. Demnach werden im St. Anna gegen Bezahlung Kleintiere wie Hunde oder Katzen auf dem Computertomografen gescannt. Und zwar erst nach Betriebsschluss der Radiologie. Das hätten Tierärzte aus der Region gesagt. Patientenschützer sind unter anderem ab der der Heimlichtuerei irritiert.

Laut Recherchen der SonntagsZeitung werden in der Radiologieabteilung des St. Anna in Luzern pro Jahr etwa 20 Tiere gescannt - und dies meist auf dem selben Gerät wie auch Menschen gescannt werden. Meistens seien es Katzen oder Hunde, manchmal aber auch exotische Tiere wie Vögel oder Echsen.

Patientenschützer empört

Das Bundesamt für Gesundheit sowie das Luzerner Gesundheitsdepartement wissen offenbar nichts davon. Laut der SonntagsZeitung sind Patientenschützer empört. Unter anderem aus hygienischen Gründen. «Sehr störend finde ich auch, wenn Kliniken versuchen, die Angelegenheiten zu verheimlichen», sagt Barbara Züst, die Geschäftsführerin der Schweizerischen Stiftung Patientenschutz. Zudem frage man sich, in welche Kasse die Gelder fliessen würden.

St.Anna rechtfertigt sich

Nach dem Bericht in der SonntagsZeitung hat die Klinik St.Anna reagiert und den Medien diese Stellungsnahme zugeschickt:

"Es trifft zu, dass in der Klinik St. Anna aufgrund von Anfragen von Tierärzten aus der Region Luzern Kleintiere in bestimmten Fällen radiologisch untersucht werden. Es handelt sich zum Beispiel um Lawinen- oder Katastrophenschutzhunde, die aufgrund von akuten Lähmungserscheinungen schnell einer bildgebenden Diagnostik zugeführt werden mussten. Es werden an der Klinik keine Eingriffe oder invasive Verfahren vorgenommen - es handelt sich ausschliesslich um Untersuchungen mit MRI-Geräten.

Ein vergleichbares diagnostisches Angebot fehlt in der Region Luzern bisher. Die Untersuchungen finden nach Betriebsschluss statt, um die strikte Trennung zu den tagsüber stattfindenden Patientenströmen in der Klinik einzuhalten. Die Klinik St. Anna befolgt dabei spezielle Prozesse zur Hygieneeinhaltung, deren Einhaltung zwingend kontrolliert wird. Die Kosten für die Untersuchungen betragen zwischen 600 und 1000 Franken. Dabei entfällt nur ein Teil der Kosten auf die technische, bildgebende Leistung der Klinik, ein anderer Teil entfällt auf die ärztliche Interpretation der Befunde durch die medizinischen Fachspezialisten, z.B. Neuroradiologen. Die Klinik St. Anna stellt die daraus resultierenden Einnahmen transparent dar und weist diese korrekt in Form einer offiziellen Klinikrechnung aus. Krankenkassen werden dadurch in keiner Weise belastet.

Die Einholung einer speziellen Bewilligung zur bildgebenden Diagnostik von Tieren bei der Gesundheitsdirektion ist gesetzlich nicht vorgesehen. Die Luzerner Gesundheitsdirektion ist aber darüber informiert, dass in der Klinik St. Anna aufgrund von Anfragen von Tierärzten aus der Region Luzern Kleintiere in bestimmten Fällen radiologisch untersucht werden. Gemäss unserem Kenntnisstand sieht die Behörde keinen Grund zur Beanstandung, sofern der – ohnehin streng überwachte – Hygieneprozess eingehalten wird.

Hirslanden kennt keine gruppenweite Weisung zur radiologischen Untersuchung von Tieren, es handelt sich dabei ohnehin nur um Einzelfälle."

veröffentlicht: 4. Juni 2017 10:37
aktualisiert: 4. Juni 2017 16:15