Moritz Leuenberger lobt Thomas Gottschalk - Die ganze Rede

12. Juni 2015, 03:25 Uhr

Ein Gott, ein Schalk und die heilige Quote oder Was hat die Politik in einer TV-Show zu suchen? Als erster Schweizer hat Bundesrat Moritz Leuenberger 2003 den Cicero-Rednerpreis erhalten - und hat am Dienstag in Bonn die Laudatio für den Neusten gehalten, für den TV-Entertainer Thomas Gottschalk, für den «Gott» mit «Schalk».

Ganze 20 400 Zeichen umfasste Leuenbergers philosophisch, kultur- , medien- und verkehrspolitisch verschlungene, mit Ironie und Ernst durchsetzte Rede «Ein Gott, ein Schalk und die heilige Quote oder Was hat die Politik in einer TV-Show zu suchen?». Auf die Eingangsfrage «Wer ist dieser Newcomer?» sagte der Bundesrat

gewohnt wortspielerisch: «Der Neue ist ein Gott.» Und ein «Schalk».

Doch Leuenberger wäre nicht Leuenberger, wären diese Antworten durchwegs nur für bare Münzen zu nehmen. Nicht ohne einen kleinen Seitenhieb auf den Gefeierten stellte er fest, dass in den Quizspielen heute (Gottschalks Metier notabene) «Glitter, Glanz und Glamourgirls weit anspruchsvoller sind als die Quizfragen».

Wobei Leuenberger keineswegs die Bedeutung der Unterhaltung mindern wollte. Denn als Infrastrukturminister wisse er, dass Strassen, Geleise, Flugpisten und Stromleitungen «unterhalten» werden müssten, «sonst verrosten und verlottern sie». Aber auch Menschen müssten «unterhalten» werden, «sonst verrostet ihre

Phantasie und verlottert ihr Geist».

«Was aber ist gute Unterhaltung?», fragte Leuenberger und näherte sich damit dem Geehrten. Das was der Mehrheit gefällt? Nein, sagte der Bundesrat, «die Quote bedeutet noch nichts, in der Demokratie nicht und auch bei einer Fernsehshow nicht».

Qualität garantierten aber drei andere Begriffe: «Neugier, Vielfalt und Liebe», Kriterien, die auch eine TV-Show zu einer guten Sache machten. Und mit «Wetten dass?» erfülle sie Gottschalk alle. «Der Moderator hat die Menschen gern», schwärmte Leuenberger

und war jetzt ganz beim Preisträger 2007. «Er ist ein Gott, er ist ein Schalk und er kennt das Geheimnis der heilige Quote.»

Verliehen wird der Cicero-Preis - eine Cicero-Büste - seit zehn Jahren. Der Verlag für die Deutsche Wirtschaft ehrt damit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur «für besondere rhetorische Leistung». Bisherige Preisträger waren

unter anderen Marcel Reich-Ranicki, Lothar Späth und Rolf Hochhuth.

Hier die ganze Rede

veröffentlicht: 1. Januar 2000 00:00
aktualisiert: 12. Juni 2015 03:25