The Chemical Brothers - We Are The Night

12. Juni 2015, 03:30 Uhr

Nach fünf Alben wissen wir, was von einem Chemical Brothers-Album freudig zu erwarten ist. Und Tom Rowlands und Ed Simons wissen ganz genau, wie man diese Alben am besten macht.

„Wir haben mehr oder weniger unseren eigenen Weg gefunden“, sagt Tom. „Und der besteht darin, in unserem eigenen Studio monatelang zu experimentieren und dann mit Leuten zusammenzuarbeiten, die etwas einbringen, was wir aufregend finden. Es macht uns immer noch viel Spass, ins Studio zu gehen. Für uns ist das nach wie vor ein wundersamer Ort, wo magische Dinge passieren können.“

„Das Streben nach dem perfekten Sound – dieses Motto sollte ins Emblem der Clubjacke der Chemical Brothers eingestickt werden“, lacht Tom. „Ständig kaufen wir alle möglichen seltsamen Synthesizer und bearbeiten Sachen. Manchmal kann es ganz schön mühsam sein, unterschiedliche Ideen so lange auszuprobieren, bis der Sound gefunden ist, der das Publikum aufhorchen lässt. Es gibt Zeiten, da hörst du wochenlang nichts, das diese Wirkung hat - aber wenn es passiert, weisst du es sofort.“

Auf „We Are The Night“ liest der kanadische Dichter Bill Bissett sein Gedicht „an ode to d. a. levy“ aus dem Jahr 1967 zu einem niederschmetternden psychdelischen Dancegroove; Fatlip von den West Coast-Rappern „The Pharcyde“ aus den frühen Neunzigern erklärt auf dem bis dato eigenwilligsten Chemicals-Werk den Lebenszyklus der Lachse zu einem trunkenen Beat; es gibt hervorragende Kollaborationen mit US-Singer/Songwriter Willy Mason und dem Londoner Newcomer Ali Love; die Sorte von innovativen, Tanzflächen zerstörenden Beats, für die die Brothers so berühmt sind; und zwei der besten Songs, die sie je produziert haben: die Klaxons-Kollaboration „All Rights Reversed“ und „The Pills Won’t Help You Now“ – ein trostlos-schöner Abschluss des Albums, aufgenommen zusammen mit Tim Smith von der Band Midlake aus Texas.

„Wenn wir uns nach Mitstreitern umsehen, sehen wir uns nicht nach den angesagtesten Bands um“, führt Ed aus. „Vielmehr suchen wir nach etwas, das bei einem bestimmten Song genau richtig klingt, oder einfach nach einem Künstler, den wir selbst mögen und mit dem wir gern arbeiten würden. Die Tatsache, dass wir fremde Einflüsse einbringen können, hilft uns dabei, unsere Musik immer frisch zu erhalten. Das ist wie bei einem neuen Instrument. Textlich finde ich dieses Album besonders stark. Es hat ein paar Beschränkungen der Dancemusic überwunden. Wir sind elektronische Künstler, aber Tom und ich lieben klassisches Songwriting. Die Beatles, die Smiths, Bob Dylan. Wir haben also keine Angst vor einem Song, nicht das Bedürfnis, ihn zu begraben.“ Insbesondere das Stück mit den Klaxons ist eine Rückkehr zum Ausgangspunkt. Die Mitglieder dieser sogenannten New-Rave-Band waren Stammgäste auf der Tanzfläche des Heavenly Social, und Tom und Ed, die die Intensität ihrer Liveshows lieben, witterten verwandte Geister. So schoben die Klaxons ihre Studiozeit mit den Chemicals zwischen einem Gig in Bologna und dem nächsten in Paris ein, vorher hatten sie sich das Instrumental angehört, das Tom und Ed ihnen geschickt hatten, brachten ein paar auf dem Handy aufgenommene eigene Ideen mit, und irgendwie war „All Rights Reversed“ bereits nach einem Tag im Kasten.

Auf diese Weise entstand Album Nummer sechs. Neue Sounds, starke Sounds, verdrehte Melodien, emotionale Wechselbäder und zerstörerische Beats – typisch Chemical Brothers und doch ganz anders als alles, was wir von ihnen oder irgendeinem anderen Künstler kennen.

Die Chemical Brothers live gibt es am 28.November in Fribourg im ‹Forum›.

www.thechemicalbrothers.com

Veröffentlichung: 22. Juni 2007

veröffentlicht: 6. August 2007 00:00
aktualisiert: 12. Juni 2015 03:30