Remo Meyer

Der «heimliche» Kaderumbau des FCL-Sportchefs

Philipp Breit, 2. September 2022, 17:10 Uhr
FCL-Sportchef Remo Meyer hat nach dieser Transferperiode gut lachen.
© KEYSTONE/Philipp Schmidli
Das Sommer-Transferfenster ist in der Schweiz seit Mittwoch Mitternacht zu. Ein Blick auf den FCL-Kader zeigt: Die Mannschaft hat sich komplett verändert. Schleichend und unaufgeregt hat Remo Meyer den FC Luzern innerhalb eines Jahres umgekrempelt.

«Es ist immer hektisch, wenn das Transferfenster geöffnet ist», sagt Remo Meyer. Jetzt, wo keine Transfers mehr möglich sind, habe er etwas Zeit, um durchzuatmen. «Wir konnten über weite Strecken das machen, was wir wollten. Deshalb sind wir zufrieden und schauen optimistisch in die Zukunft.»

Es ist Geduld gefragt

Im Gegensatz zu anderen Jahren wurden die FCL-Transfers diesmal nicht allesamt auf den letzten Drücker realisiert. Spieler konnten verteilt über das gesamte Transferfenster dazu gewonnen werden. «Transfers werden manchmal über Monate, wenn nicht gar Jahre im Voraus aufgegleist. Daher kommen die Transfers auch etappenweise zustande», sagt Remo Meyer.

Klar sei es immer das Ziel, möglichst früh Transfers zu tätigen. «Aber da ist man als FCL halt nicht immer am Anfang der Nahrungskette. Und so ist Geduld gefragt, wenn man gewisse Spieler will. Auf diese wartet man dann auch gerne etwas länger.»

Grosse Veränderungen im Kader

Wenn man folgende Grafik anschaut, zeigt sich die Arbeit des FCL-Sportchefs. Vergleicht man die Kader aus dem ersten Spiel der vergangenen Saison gegen YB mit der Saisonouvertüre gegen den FCZ in dieser Saison, fallen einem die Kadermutationen auf: Acht Spieler aus dem YB-Spiel sind nicht mehr beim FCL. Gar zehn Spieler, welche gegen Zürich im Kader standen, waren damals gegen YB noch nicht dabei.

So hat sich der FCL-Kader innerhalb einer Saison verändert.

Von einem geplanten Kaderumbau will Remo Meyer jedoch nichts wissen. «Das Fussballbusiness ist generell sehr schnelllebig. Wir hatten diesen Sommer über zehn Abgänge und zehn Zugänge. Wir konnten uns insbesondere in der Breite gut verstärken. Schon das vergangene Transferfenster im Winter war für uns sehr gut.»

Neuzuzüge sind gesetzt

Auffallend ist, dass jene Spieler, die kamen, auch gleich gespielt haben. Es kamen keine Bankdrücker. «Das muss jedoch nicht zwingend ein gutes Zeichen sein», betont Meyer. «Wir haben nach der Vorrunde einfach gemerkt, dass wir etwas verändern müssen. Daher wurden Spieler geholt, die dann sogleich gefordert waren.» Sprich: Der Kader in der Vorrunde war nicht gut genug.

Ein Umbruch in der Mannschaft ist auch immer eng mit dem Cheftrainer verbunden. Fabio Celestini setzte auf andere Spieler als sein Nachfolger Mario Frick. Dieser holte ab dem Winter Spieler nach seinen Vorstellungen. Remo Meyer stuft den Anteil von Frick, dass sich der Kader des FCL so präsentiert, wie er heute ist, als «sehr gross» ein.

«Ich als Sportchef führe natürlich alle (Vor-)Gespräche und Verhandlungen. Aber alle Dossiers spreche ich immer mit dem Trainer ab. Jeder von uns hat ein Veto-Recht. Es macht keinen Sinn, dass ich ein Spieler verpflichte, der dem Trainer nicht passt.» Schliesslich sei es auch der Trainer, welcher mit dem Spieler im täglichen Trainingsbetrieb und an Spieltagen arbeiten muss.

Wo bleibt der Platz für die eigenen Jungen?

Mit Nando Toggenburger und Leny Meyer wurden «nur» zwei Eigengewächse mit einem Profivertrag ausgestattet. Mit Joaquin Ardaiz, Sofyan Chader, Max Meyer, Thibault Klidjé, Jakub Kadak, Pius Dorn, Nicky Beloko und Ismajl Beka kamen aber gleich acht ausländische Spieler zum Club. Dass diese nun den eigenen jungen Spielern vor der Sonne stehen, will Remo Meyer nicht gelten lassen.

«Ich starte nun in meine persönlich sechste Saison als Sportchef beim FCL. Und noch immer bestand rund ein Drittel der Mannschaft aus Eigengewächsen, welche hier ausgebildet wurden. Natürlich holen wir auch immer wieder externe junge Spieler hinzu, in denen wir Potenzial sehen.» Meyer betont jedoch, jeder neue Spieler bringe viel Mentalität und Hunger mit – egal ob er von einem anderen Club oder aus dem eigenen Nachwuchs kommt. Und dies sei entscheiden.

Genug breiter Kader

Trotz vieler Mutationen: zu klein scheint der Kader des FCL nicht zu sein. Beinahe jede Position ist doppelt besetzt. Doch das sei gut so, betont Meyer. «Der Kader ist leicht verkleinert im Vergleich mit der vergangenen Saison. Wir haben eine gute Mischung. Der Kader ist ausgeglichen. Und mit den Doppelbesetzungen der Positionen ist das eine gute Ausgangslage für die Saison.»

Der Saisonstart ist auf jeden Fall geglückt. Acht Punkte aus fünf Spielen (2x Sieg, 2x Unentschieden, 1x Niederlage) sind eine gute Bilanz. Zumindest für den FCL. Denn zum Saisonstart ist man sich aus vergangenen Spielzeiten anderes gewohnt. Doch heuer ist eben nicht mehr alles wie früher – zumindest beim Kader.

Ferien für den Sportchef? Noch nicht

Ab der Frage, ob ihm nun langweilig sei, jetzt wo das Transferfenster geschlossen ist, muss Remo Meyer lachen. «Die Kaderplanung ist eine Ganzjahresbeschäftigung. Nun kommen etwas andere Dinge auf den Tisch als Transfers. Warten wir mal die nächsten beiden Runden ab. Dann kommt ja bereits wieder der Cup. Und dann, in der Länderspielpause, ist vielleicht auch mal Zeit für ein paar Tage Ferien.»

Dies sei ihm gegönnt, nach den nicht ganz unaufgeregten Monaten seit Jahresbeginn und dem schleichend und unaufgeregt vorangetriebenen Mannschaftsumbruch.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 2. September 2022 16:53
aktualisiert: 2. September 2022 17:10