Ferien-Geschichten

Das kann die Zentralschweiz vom Ausland lernen

4. September 2023, 12:04 Uhr
Ferien-Geschichten aus unserer Redaktion.
© GettyImages / PilatusToday
Die Sommerferien sind passé. Mit im Rückreise-Gepäck dafür viele Geschichten aus fernen Destinationen. Wir haben in unserer Redaktion nachgefragt: Was läuft im Ausland besser als in der Zentralschweiz? Die Vorschläge sind vielfältig – doch lest selbst.

Australien: Gratis-Wasser immer und überall

Ich war doch ziemlich überrascht, als ich Ende Juni in einer Bar in Melbourne kommentarlos ein Glas Wasser zum Bier erhalten habe. Nach rund 24 Stunden Flug war die Mission eigentlich ganz klar: ein kühler Gerstensaft muss jetzt her. Aber wer sagt schon «Nein» zu einem Wasser. Was ich da noch nicht wusste: Kostenloses automatisch-geliefertes Hahnenburger ist selbstverständlich im Känguru-Land.

Auch in jedem grösseren Dorf gab es überall Wasser-Spots. In einem Land, welches vor allem im Sommer mit grosser Wasserknappheit kämpft, gibt es das Lebenselixier überall kostenlos. Egal ob in einer Bar, in einem Restaurant, beim Spaziergang am Meer: Wasser ist Allgemeingut in Australien. Ich finde die Idee schon sehr cool. Warum nicht auch in der Zentralschweiz überall kosten- und kommentarlos Wasser anbieten?

Italien: Familienfreundlichkeit und Freude an Sonderwünschen

«Dann geben wir Ihnen am besten den Tisch dort am Rand. Dann können Sie dort den Kinderwagen hinstellen und für das schlafende Baby ist es auch etwas ruhiger» – Wow! So begann eines unserer Restaurant-Erlebnisse in Venezien. Ich möchte hier noch anmerken: Wir baten den Kellner um einen Tisch in circa 30 bis 45 Minuten. Wir mussten mit dem Baby erst noch einige Runden drehen, bis es schläft.

Auch das war für die Angestellten im Restaurant überhaupt kein Problem. Und dies, obwohl wir in der Essens-Prime-Time mit diesem Sonderwunsch ankamen. «Klar warten wir auf Sie, bis das Baby schläft», wurde uns freundlich versprochen. Später wurden unserem älteren Sohn dann auch noch die Meerestiere im Aquarium erklärt – damit er auch weiss, was er bestellen soll. Auch wenn es schliesslich doch die Tomatenspaghetti wurden.

Bella Italia: Sara mit ihrer Familie in den Ferien in unserem südlichen Nachbarsland.

© Sara Häusermann

Ob die Menschen in Italien Kinder tatsächlich lieber haben als die Schweizer? Ob sie tatsächlich Familien-Wünschen lieber nachkommen, als wir das oftmals hierzulande erleben? Wir wissen es nicht. In Italien gibt man uns als Familie das Gefühl, mit Baby und Teenager mehr als willkommen zu sein. Man freut sich gar über unseren Besuch im Restaurant. Hier könnten sich einige Schweizer Restaurants eine Scheibe abschneiden. Das würde uns – und auch sicher andere Eltern mit ihren Kids – sehr freuen.

USA: Coole Take-Aways und entspannte Autofahrer

Ich war in den USA unterwegs auf einem Roadtrip. Da gibt es neben den ganzen Burger-Ketten auch richtig guten Asia- und Mexican-Fastfood. Bei uns leider nicht so. Chipottle (Mexican) und Panda Express (Asian) sind megalecker. Auch ganz cool: Die Refill-Möglichkeit. Blöd nur, dass die Leute deswegen zu viele Süssgetränke trinken.

Auch erwähnenswert: Auf den Strassen sind die Leute viel entspannter unterwegs als bei uns. Da wird einfach gefahren und der Verkehr läuft. Rechts überholen oder links, kein Problem. Jeder fährt sein Tempo. Es ist entspannter, obwohl es viel mehr Verkehr hat. Kein «Aufgehocke» die ganze Zeit, so wie bei uns.

London: U-Bahn-Tickets leicht gemacht

Vor Städtetrips geht bei mir am meisten Planungsaufwand jeweils für das Verstehen von fremden ÖV-Netzwerken drauf. Welche Tarife und Billett-Optionen gibt es und vor allem: Wie löse ich es? Noch nie war die Lösung so einfach wie in London: Handy oder Kreditkarte beim U-Bahn-Eingang an den Sensor halten. Ein Piepston erklingt, ein grünes Lämpchen leuchtet und man ist «good to go».

Jonathan gönnt sich mit seiner Freundin Mirjam in London einen kühlen Drink.

© Jonathan Ernst

Der Preis wird automatisch berechnet, je nachdem, wo du wieder aussteigst. Wenn ich als Tourist beispielsweise nach Luzern kommen würde, müsste ich hingegen zuerst herausfinden, dass ich die SBB-App herunterladen, mich dann registrieren und ein Zahlungsmittel hinterlegen muss. Luzern, das geht doch einfacher!

Hamburg: Biere in allen Farben und Formen

In meinen Ferien anfangs Juli ging es in den Norden. Zusammen mit meinem Vater und meiner Schwester erkundete ich Hamburg, Odense und Kopenhagen. Dabei gehörte Sightseeing selbstverständlich dazu. Am Abend gingen wir gerne noch in eine Bar, ein Pub oder in ein Restaurant etwas trinken. Denn wir mögen es jeweils sehr, lokale Biere auszuprobieren. Das gehört für uns einfach zu den Ferien dazu. Optimalerweise trinke ich kein Bier zweimal.

Ein Bier zur Abkühlung: Nicole testete in Nordeuropa verschiedene lokale Marken.

© Nicole Huber

Die Auswahl in Hamburg, Odense und Kopenhagen hat mich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Lokale Biere – mal würzig, mal süsslich, mal ziemlich bitter – durfte ich geniessen. Natürlich gab es auch die grossen Biermarken wie Heineken, Flensburger oder Mikkeller. Es gab aber auch immer ein Sortiment mit kleineren Marken aus der Region. In der Schweiz vermisse ich das. Oftmals gibt es in Pubs, Restaurants und Bars überall die gleichen fünf, sechs Biere. Dabei gibt es doch genügend kleinere lokale Brauereien, die nur darauf warten, dass Bierliebhaber sie entdecken.

Italien: Gastfreundlichkeit und Apéro-Plättli

Mir fällt immer wieder die grosse Gastfreundlichkeit auf in anderen Ländern. Bestellst du in Italien einen Aperol-Spritz oder ein Drink zum Apéro, gibt es häufig einige Snacks wie Minipizzen, Oliven oder belegte Panini gratis dazu.

In der Schweiz bezahlt man viel Geld für solche Apéro-Plättli. Diese Kleinigkeit macht in meinen Augen viel aus und macht einen gemütlichen Abend noch gemütlicher. Liebe Schweizer Restaurant-Betreiber: auch mal etwas gratis geben, zaubert vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht.

Slowakei: Sich bewusst sein, was man hat

Ein Hauch Ostblock-Romantik. Graue Plattenbauten und Menschen, die perspektivlos und aus dem Fenster-rauchend vorbeidonnernde Autos beobachten. Auch uns. Wir, vier privilegierte (weisse) Männer in unserem gemieteten Mercedes-Bus, irgendwo in der slowakischen Pampa. Wir haben alle studiert und wir haben Jobs, in denen wir Perspektive und Weiterbildungsmöglichkeiten sehen. Etwas von vielem, was uns von den Menschen dort drüben im Osten unterscheidet.

«Was kann die Zentralschweiz vom Ausland lernen?» lautete die Frage und nach unserem Urlaub beantworte ich sie gerne folgendermassen: Manchmal darf man sich bewusst werden, wie gut es uns hier in der Schweiz geht. Und klar haben unsere Probleme hier auch ihre Daseinsberechtigung und Relevanz, jedoch jammern wir doch oft auf einem sehr hohen Niveau. Liebe Zentralschweizerinnen und Zentralschweizer, fragt euch das nächste Mal, wenn ihr euch nervt, ob es wirklich so schlimm ist. Tut gut und spart nebenbei auch noch Nerven.

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(red.)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 2. September 2023 14:48
aktualisiert: 4. September 2023 12:04