FCL gegen Sion

Deshalb erklärt Schiri Bieri die drei roten Karten nicht

Sven Brun, 1. September 2022, 10:21 Uhr
Nach dem 2:0 FCL-Heimsieg gegen Sion steht vor allem auch die Leistung von Schiedsrichter Alain Bieri im Fokus.
© Keystone, Michael Buholzer
Nicht eine, auch nicht zwei, sondern gleich drei rote Karten bekamen FCL-Spieler am vergangenen Samstag zu Gesicht. Die Leistung von Schiedsrichter Bieri gab zu Reden. Öffentlich erklärt werden die Entscheidungen vom Verband jedoch nicht.

So richtig verdaut haben viele FCL-Fans das turbulente Heimspiel gegen Sion auch einige Tage danach noch immer nicht. Vierzehn Mal streckte Schiedsrichter Bieri eine Karte in die Höhe. Davon zweimal Gelbrot und einmal direkt Rot. Alle drei Ampelkarten wurden gegen Spieler vom FC Luzern gezückt. Trainer Mario Frick meinte nach dem Spiel: «Eine solche Kartenflut habe ich noch nie erlebt. Die Entscheidungen wurden mehrheitlich gegen uns gefällt.»

Der FC Luzern fühlte sich vom Unparteiischen ganz klar ungerecht behandelt. So auch Flügelstürmer Pascal Schürpf. Er sah zum ersten Mal in seiner langen Karriere die rote Karte. «Es war total unabsichtlich und niemals rot. Alain Bieri kennt mich und weiss eigentlich, dass ich ein fairer Spieler bin.» Bringt Schürpf nichts. Er wurde von der Liga vorerst für drei Spiele gesperrt. Wie am Mittwochabend jedoch bekannt wurde, erhob der FC Luzern Einspruch gegen die Sperre. «Eine Spielsperre muss Pascal Schürpf jedoch so oder so absitzen», sagt SFL-Mediensprecher Philippe Guggisberg.

Der Schweizer Fussballverband SFV bleibt dabei: «Alle drei Roten Karten sind durch uns zu stützen, da regeltechnisch korrekt», erklärt der Kommunikationsverantwortliche der Spitzenschiedsrichter, Stefan Baumgartner. Darum sei es auch nicht nötig, dies weiter öffentlich zu rechtfertigen. «Vor allem aber möchten wir uns wegen des laufenden Verfahrens gegen Mo Dräger und dem Rekurs gegen die Sanktion von Pascal Schürpf nicht dazu äussern», so Baumgartner. Aufgrund der genannten Gründen versuchte diese Redaktion vergeblich, mit Schiedsrichter-Chef Dani Wermelinger oder Alain Bieri persönlich zu sprechen.

Intern sei das Spiel jedoch sehr wohl analysiert worden. «Die Schiedsrichter kriegen vom VAR und vom Schiedsrichter-Beobachter im Stadion direkt nach dem Spiel, noch in der Garderobe, ein erstes Feedback.» Am Montagmittag werde dann jeweils die ganze Super League Runde von einem Expertengremium aufgearbeitet und die Unparteiischen erhalten eine weitere, ausführlichere Rückmeldung. Ob auch die Tätlichkeit und der Stinkefinger von Giovanni Sio in Richtung FCL-Fans angesprochen wurde, wollte Baumgartner öffentlich nicht beantworten.

Rudelbildung beim Spiel FCL gegen Sion.

© Keystone, Michael Buholzer

Einige Fragen bleiben offen. Waren die Entscheidungen wirklich so glasklar richtig? Und falls ja, wieso darf ein Unparteiischer diese nicht selbst öffentlich verteidigen? Ein Vergleich zur Deutschen Bundesliga zeigt: Die Schweizer Liga agiert hier ziemlich passiv. Nach strittigen Szenen steht in unserem nördlichen Nachbarland oftmals der Schiedsrichter vor die Kamera und gibt Auskunft. Dies führt nicht zuletzt auch dazu, dass viele Fans Entscheidungen besser nachvollziehen können.

Auch die Kommunikationsabteilung vom SFV verfolgt diese Herangehensweise in Deutschland. «Wir analysieren momentan viele verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten betreffend Kommunikation während und nach dem Spiel», sagt Baumgartner. Er könne nachvollziehen, dass es ein grosses Bedürfnis von Fans sei, für strittige Szenen direkt vom Schiedsrichter eine Erklärung zu erhalten. Baumgartner betont, dass der Austausch mit den Vereinen sehr intensiv sei und die Entscheide des Schiedsrichters auch erklärt würden – aber halt eben nicht immer öffentlich.

Die Option Schiedsrichter-Interviews nach der Partie, aber auch beispielsweise Entscheide des VAR öffentlich zu erklären, werde nun vom SFV geprüft. Bis diese Massnahmen jedoch umgesetzt seien, werde noch ein wenig Zeit verstreichen. «In Zukunft darf man aber damit rechnen, dass Entscheide rund um das Spiel, transparenter kommuniziert werden können», sagt Baumgartner. Nun gehe es unter anderem darum, die technische Machbarkeit abzuklären.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 1. September 2022 09:15
aktualisiert: 1. September 2022 10:21