Selbsttest

Eine Katze trotz Allergie – kommt das gut?

Andreas Wolf, 19. März 2024, 08:18 Uhr

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

Eine Katze trotz einer schweren Allergie – hört sich nach einer blöden Idee an. Genau das hat unser Redaktor Andreas Wolf aber gemacht. Mit der Hoffnung, dass die Allergie mit der Zeit verschwindet. Desensibilisierung mit der Faust ins Gesicht – der Selbstbericht.

Schon seit Jahren träumt meine Freundin davon, eine eigene Katze zu adoptieren. Mit unserer ersten gemeinsamen Wohnung rückt dieser Traum in greifbare Nähe – wäre da nicht meine Allergie. Was im Sommer die Pollen sind, sind bei mir das ganze Jahr die Katzenhaare.

Normalerweise zeigen sich erste Anzeichen meiner Empfindlichkeit bereits, wenn sich jemand mit einer Katze neben mich setzt. Die Katze muss dabei lediglich als Haare auf der Kleidung vertreten sein, dann fangen bereits meine Augen an zu tränen. Bin ich in Wohnungen mit Katzen, schliesst sich mein Hals und wer jedes Mal «Gesundheit» sagt, wenn ich niese, provoziert ein «Halt dein Maul» meinerseits.

Nach wenigen Tagen mit Katze sieht das Auge so aus.

© Andreas Wolf

Der Traum soll wahr werden

Was wäre ich für ein Freund, wenn ich den Traum meiner Freundin nicht verwirklichen möchte? Je länger wir über eine gemeinsame Katze sprechen, desto mehr freunde ich mich selbst auch mit der Idee eines kleinen Vierbeiners in der Wohnung an. Im Internet suche ich nach Tipps für Katzenhalter mit Allergien.

Der erste Tipp ist schon denkbar unbrauchbar: Die Katze abgeben. Toll, danke. Weitere Tipps gehen von speziellen, antiallergenen Katzenarten weit ausserhalb meiner finanziellen Komfortzone über Meditation bis zur Desensibilisierung beim Arzt. Diese ist allerdings mit mehreren Spritzen über längere Zeit zu erreichen, eine Garantie zum Erfolg gibt es nicht. Mir wöchentlich eine Nadel ins Fleisch zu rammen, nur damit dann nichts passiert, kommt für mich nicht in Frage. Die einzige Möglichkeit: Mit dem Kopf durch die Wand, die Desensibilisierung mit der Faust (oder eben mit der Katze) ins Gesicht.

Ab nach Frauenfeld

Wenige Monate nach unserem Einzug in die neue Wohnung fahren wir dann nach Frauenfeld, um eine Katze abzuholen. Die Mutter der Kleinen kommt mit ihr nicht aus, deshalb muss sie ihr Zuhause verlassen – die Angst vor der Allergie wird von meinem Retterkomplex überschattet. Schon in der Wohnung mit drei Katzen werde ich aber rasant auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das Nase-hochziehen kann beginnen.

Keine Katze, keine Option

«Was machst du dann eigentlich, wenn die Allergie bleibt? Muss die Katze weg?» Keine Chance. Zu fest habe ich mich bereits an den Gedanken gewöhnt, mit einer lebendigen Wärmeflasche auf dem Sofa Serien zu bingewatchen. Mit der richtigen Einstellung wird das schon klappen und aus der Erfahrung einer befreundeten Allergikerin weiss ich: Nach zwei Wochen müsste das Schlimmste überstanden, der Körper daran gewöhnt sein.

Pure Folter

Die ersten paar Tage sind pure Folter. Geschwollene Augen, die Nase tropft und Atmen wird zum Luxusgut. Einzige Oase ist das Schlafzimmer – dort darf Pudding (ja, so heisst die Katze) nicht hin. Der Rest der Wohnung wird von Katzenhaaren und die damit verbundenen Allergie-Erreger vollgepflastert. Kleiner Funfact: Man ist eigentlich nicht auf die Haare, sondern auf die Eiweissstoffe im Speichel allergisch. Da diese dann wiederum via Zunge auf die Haare kommen, spielt mir das auch keine Rolle.

Es geht aufwärts

Von Tag zu Tag wird es besser. Die angekündigten zwei Wochen vergehen. Das Auge ist abgeschwollen, die Nase fast schon frei und das Niesen nimmt langsam ab. Nach der dritten Woche ist dann praktisch nichts mehr von der Allergie zu spüren. «Besser so», denke ich mir – wäre nämlich schon anstrengend geworden. Schlussendlich hat die Freundin ihre Katze und auch mir kommt die Wohnung (vielleicht auch wegen der Katzenhaare, die sich exponentiell zu vermehren scheinen) schon deutlich kuschliger vor.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 18. März 2024 19:52
aktualisiert: 19. März 2024 08:18