Riesen-Gold von Odermatt

Eine Meisterleistung in vielerlei Hinsichten

Philipp Breit, 13. Februar 2022, 15:26 Uhr
Sein Sieg im Riesenslalom ist eine Meisterleistung in vielerlei Hinsichten.
© KEYSTONE/AP/Luca Bruno
Marco Odermatt ist Olympiasieger im Riesenslalom. Diese Meldung überrascht so eigentlich nicht. Man hatte es erwartet. Früher oder später. Dass der Buochser an seinen ersten olympischen Winterspielen gleich zuoberst aufs Podest fährt, ist logisch und sensationell zu gleich.

WM Cortina 2021: Out im Super-G. Out im Riesenslalom. Olympia Peking 2022: «nur» 7. in der Abfahrt. Out im Super-G. Marco Odermatt habe ein Problem mit dem Druck umzugehen. Man sei sich nicht sicher, ob das Schweizer Ski-Jahrhunderttalent standhaft sei, war bei der schreibenden Zunft nach dem Out von «Odi» im Super-G zu lesen. Odermatt müsse lernen, besser mit Druck umzugehen, er müsse mental stabiler werden.

Zum Vergleich. Beat Feuz wird von vielen als das «Mentalitätsmonster» schlechthin bezeichnet. Kaum etwas könne den Schangnauer aus der Bahn werfen. Niemand sei so cool auf der Piste wie er. Doch eben jener Feuz musste 34-jährig werden, sich die Teilnahme an drei Olympischen Winterspielen erkämpfen, ehe er zuoberst auf dem Podest stehen durfte bei seinem Abfahrtstriumph in Peking. Und Odermatt soll nun ein Problem haben, mit Druck umgehen zu können, da er bei seiner ersten Teilnahme nicht gleich eine Medaille holte? Notabene in der Abfahrt und im Super-G. Zwei Disziplinen, in denen er zwar schnell sein kann, aber es sind nicht seine Paradedisziplinen. Das ist der Riesenslalom.

Odermatt ist selber Schuld – im positiven Sinne

Dass die Erwartungshaltung an Odermatt eine solch grosse ist, daran ist er selbst «schuld». Was der 24-Jährige diese Saison zeigt, ist phänomenal. Und eben nicht nur im Riesenslalom. Odermatt wusste, wenn er in der Abfahrt und im Super-G eine Medaille will, dann muss er riskieren. Tat er auch, aufgegangen ist es leider nicht. Doch vorwerfen lassen darf sich Odermatt nichts. Wäre er brav runtergefahren und am Schluss auf Rang vier gelandet, hätte kaum einer gratuliert. An Grossanlässen zählen nun mal nur die Medaillen. Das weiss auch Odermatt.

Sein mentales «Husarenstück» lieferte Odermatt heute im Riesenslalom ab. Die Weltcup-Saison dominiert er im Riesen nach Belieben. Hat vier von fünf Rennen gewonnen. Die Erwartungshaltung war klar: Alles ausser Gold ist zu wenig. Und was macht «Odi»? Probleme mit dem Druck? Probleme mit der Mentalität? Von wegen! Er fährt Laufbestzeit im ersten Durchgang. Dann hat er gar den Mut, das Setting zu wechseln für den 2. Lauf. Neue Bindung, neue Ski – hätten wohl nicht viele gemacht. Doch Odermatt wusste: Will er die Goldmedaille, muss er riskieren. Er muss aufs Ganze gehen. Im Super-G ging es nicht auf, im Riesenslalom hingegen umso mehr. Der Buochser holt sich Gold und kürt sich im zarten Skifahreralter von 24 Jahren zum Olympiasieger. Notabene an seinen ersten Olympischen Winterspielen bei den «Grossen».

Quelle: TeleZüri

Odermatts goldige Zukunft

Es müsste mit dem Teufel zu und hergehen, wenn Odermatt nach Peking nicht auch den Gesamtweltcup gewinnt und die kleine Kugel für den Riesenslalom. Sogar jene im Super-G ist noch in Reichweite.

Soll mir noch einmal einer sagen, dieser junge Bursche habe ein Problem mit Druck. Was Odermatt abliefert, ist schlichtweg sensationell. Und nicht selbstverständlich, das darf man bei aller Euphorie nicht ausser Acht lassen. Fährt «Odi» weiterhin so Ski wie bis anhin, dann wird der Druck in Zukunft nicht weniger. Dürfte ihm aber nichts ausmachen, denn heute hat Marco Odermatt bewiesen: Er ist jetzt schon ein ganz grosser im Ski-Zirkus!

So feiern Familie und Fans ihren «Odi»

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 13. Februar 2022 14:30
aktualisiert: 13. Februar 2022 15:26