Jöö-Effekt

«Ich könnte nie Häsli essen» – Konsum von Kaninchenfleisch hat sich halbiert

9. September 2021, 19:22 Uhr

Quelle: Tele 1

In der Schweiz wird immer weniger Kaninchenfleisch gegessen. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich der Konsum halbiert. Heute landen nur noch rund 1200 Tonnen auf dem Teller – dass, obwohl das Kaninchenfleisch als mageres Fleisch gilt und viele Proteine enthält.

Sie sind süss und knuffig – nur wenige wollen sie auf dem Teller haben. Das zeigen auch Zahlen zum Kaninchenfleischkonsum. Rund 140 Gramm Kaninchenfleisch pro Einwohner werden jährlich in der Schweiz konsumiert. Für die Passantinnen und Passanten ist logisch, dass weniger Kaninchen gegessen werden.

«Ich habe selbst Hasen zuhause, ich könnte die nie essen, weil ich sie zu herzig finde», sagt eine junge Frau gegenüber Tele 1. «Wir hatten früher Hasen, die habe ich auch gegessen», sagt eine ältere Frau. «An denen habe ich gerne genagt.» Ein Jugendlicher meint: «Ich habe Hasen im Garten, niemals würde ich die essen.»

Teurer als Pouletfleisch

Weil die Konsumentinnen und Konsumenten kein Kaninchenfleisch mehr essen wollen, gibt es auch weniger Produzenten. Felix Näf hat einen von gut 20 Mastbetrieben in der Zentralschweiz. Rund 1000 Kaninchen sind in seinem Stall zuhause. Die Mast sei anspruchsvoll – Hasen empfindlich. «Wir brauchen sehr viel Heu und Stroh, da wir täglich nachstreuen müssen. Ausserdem braucht es regelmässige Gesundheitskontrollen», sagt Felix Näf.

Diesen Aufwand merkt der Konsument beim Preis. Ein Kilogramm Schweizer Kaninchenfleisch kostet knapp 40 Franken. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Pouletfleisch aus Schweizer Produktion ungefähr die Hälfte. Dieser Preisunterschied sei aber auch aufgrund der Fleischqualität gerechtfertigt, sagt Felix Näfs Sohn Silvan Näf, ebenfalls Kaninchenfleisch-Produzent: «Das Fleisch zeichnet sich durch viele Inhaltsstoffe aus. Es ist sehr eiweissreich, kolesterinarm, enthält B12 und einen höheren Eisenanteil als Pouletfleisch.»

Es gibt kaum Produzenten

Felix und Silvan Näf züchten, verarbeiten und vermarkten nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Kaninchenfleisch von rund 20 weiteren Mastbetrieben. Um das Kaninchenfleisch wieder unter die Leute zu bringen, brauche es vor allem mehr Marketing. «Es ist schwierig mit den grossen Playern im Fleischbusiness mitzuhalten», sagt Silvan Näf.

Der Schweizer Fleischfachverband sieht keinen Handlungsbedarf, mit einer Marketing-Kampagne auf das Kaninchenfleisch aufmerksam zu machen, sagt er auf Anfrage von Tele 1 und PilatusToday. Das lohne sich nicht, da es zu wenig Produzenten gibt.

(red.)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 9. September 2021 20:48
aktualisiert: 9. September 2021 20:48