Auf dem Rütli

«Ich möchte mein Geld zurück»: Urner fordert Entschädigung für abgesagte Tell-Oper

Jan Fedeli, 23. August 2023, 15:39 Uhr
Mit dem Entscheid der SGG ist für Urs Althaus der Traum einer Inszenierung der «Wilhelm Tell»-Oper auf dem Rütli begraben.
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Stell dir vor, du arbeitest neun Jahre an einem Projekt, investierst 100'000 Franken, und dann wird es von einem auf den anderen Tag abgesagt. Genau das ist dem Urner Schauspieler Urs Althaus passiert, der eine Oper auf dem Rütli durchführen wollte. Nun fordert er sein Geld zurück.

«Wenn die SGG mir meine Aufführungsrechte wegnimmt, dann möchte ich auch mein Investiertes Geld zurück.» Urs Althaus ist enttäuscht von der neuen Führung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gemeinschaft (SGG) um Präsident Nicola Forster. Der Urner Schauspieler und Unternehmer muss das Projekt der Inszenierung von Gioachino Rossinis Oper «Willhelm Tell» auf dem Rütli vorerst begraben.

Die SGG hat im vergangenen Jahr entschieden, sein Projekt nicht mehr finanziell und ideell zu unterstützen und die Benützung des Rütlis für die Aufführungen zu verbieten. Wie der «Blick» berichtete, musste die Grossproduktion wegen Finanzierungslücken und der Corona-Pandemie zuvor mehrfach verschoben werden.

100'000 Franken Darlehen in die Oper investiert

Für Urs Althaus ist die Absage unverständlich. Der alte Vorstand sowie der ehemalige Geschäftsleiter Lukas Niederberger hätten sein Projekt stets unterstützt:

Mit ihm habe man sogar ein angepasstes Besucherkonzept erarbeitet, da damals noch die Coronapandemie herrschte. Insbesondere schmerzt Urs Althaus die Absage, da er ein privates Darlehen von 100'000 Franken in die Oper investiert hat. «Natürlich habe ich mit der Investition ein unternehmerisches Risiko getragen, aber ich war überzeugt, dass ich dieses Geld mit den Aufführungen zurückerhalten würde.»

Nicht nur der Verlust des Geldes, sondern auch die investierte Zeit schmerzen den Urner. Insgesamt neun Jahre lang investierte und arbeitete Urs Althaus für seinen Traum.

Projekt passe nicht in die Strategie

Die SGG begründete die Absage gemäss Althaus damit, dass das Projekt nicht in ihre aktuelle Strategie hineinpassen würde. Diese Begründung versteht der Urner nicht: «Die hatten doch zum damaligen Zeitpunkt noch gar keine Strategie unter dem neuen Vorstand. Mehr Swissness als eine Willhelm Tell-Oper auf dem Rütli gibt es gar nicht.»

In einer der Redaktion vorliegenden und (gemäss Urs Althaus) nie veröffentlichten Medienmitteilung der SGG zur Tell-Oper schreibt die SGG über das Projekt von «einem Kulturereignis mit internationaler Ausstrahlung». Die Tell-Oper unterstütze das Ziel der SGG, das Rütli zu prägen als Ort des Zusammenhalts und des Austauschs über gesellschaftliche Werte. Darum unterstütze die SGG dieses Projekt ideell und finanziell.

Ehemaliger Geschäftsleiter: «SGG hatte keinen Grund zur Ablehnung des Projekts»

Lukas Niederberger, der ehemalige Geschäftsleiter der SGG, versteht die Absage der Tell-Oper ebenfalls nicht: «Der Vorstand befasst sich schon seit 2015 mit dem Projekt. Seit Beginn hat er das Projekt sehr unterstützt. Mit dem neuen Präsidenten wurde das Projekt nun abgelehnt.» Niederberger unterstützte die Inszenierung der Tell-Oper von Urs Althaus von Anfang an.

Eigentlich hätte die SGG keinen Grund gehabt, dem Projekt eine Absage zu erteilen:

Projekte müssen primär der Benutzungsordnung entsprechen und werden auf der Rütliwiese nur dann nicht durchgeführt, falls sie partikular politischen oder kommerziellen Interessen dienen, das Sicherheitskonzept fehlt oder die Sicherheit nicht gewährleistet kann.

«Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Oper einem Punkt der Benutzungsordnung widerspricht.» Auch die Begründung der SGG, die Tribünen auf dem Rütli würden die Wiese versperren, lässt Niederberger nicht gelten: «Im Jahr 2004 wurde Schillers Willhelm Tell durch das Deutsche Nationaltheater Weimar aufgeführt und Tribünen standen ebenfalls den ganzen Sommer auf der Wiese.» Das sei damals problemlos gegangen.

Abschliessend meint Lukas Niederberger: «Es kann ja nicht sein, dass der jetzige Vorstand kulturfeindlicher ist als der Vorstand im Jahr 2004, als die SGG von Judith Stamm präsidiert wurde.»

Eine Aufführung der Oper an einem anderen Ort statt dem Rütli macht für den Initiator Urs Althaus nach der Absage wenig Sinn. Die Enttäuschung wiegt zu schwer. Deshalb ist das Projekt für ihn momentan auf Eis gelegt.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 23. August 2023 15:39
aktualisiert: 23. August 2023 15:39