142 Fälle pro Jahr

Immer mehr Kinder und Jugendliche bleiben dem Schulunterricht fern

19. Oktober 2023, 08:59 Uhr
Leere Klassenzimmer: Immer mehr Schülerinnen und Schüler schwänzen.
© KEYSTONE/Ennio Leanza
Immer mehr Kinder schwänzen den Schulunterricht. Alleine im letzten Jahr kam es im Kanton Luzern zu 142 Fällen. Experten meinen, dass die Coronapandemie dazu beigetragen hat, dass Kinder immer häufiger zu Hause bleiben. Der Kanton sieht Handlungsbedarf.

Ab und zu mal fehlen, eine Sportlektion nicht mitmachen, oder mal die Freistunden überziehen. Das haben die Meisten von uns wohl schon einmal gemacht. In einer Erhebung im Auftrag des Schweizerischen Nationalfonds fand man 2007 heraus, dass jede zweite Schülerin und jeder zweite Schüler schon einmal geschwänzt hat. Die Schweizer Bildungsforscherin Margrit Stamm hat ihre Daten von damals in einer aktuellen Untersuchung aktualisiert und kommt in ihrem Dossier «Zu cool für die Schule?» zu dem Ergebnis: «Die Coronakrise hat das Problem verschärft.»

142 Absenzen im Jahr

Bestätigen kann das auch Brigitte Schumacher, Beauftragte Schulpsychologie bei der Luzerner Dienststelle für Volksschulbildung. Demnach seien in den Monaten von August 2022 bis März 2023 125 Fälle alleine im Kanton Luzern aufgefallen, in denen Kinder der Schule fernblieben. Auf das gesamte Schuljahr sind es gar 142 Fälle, sagt Schumacher auf Anfrage der Luzerner Zeitung.

Warum das so ist, kann Schumacher nur mutmassen. Eine Rolle könnte spielen, dass es seit der Coronapandemie nicht mehr als Tabu gilt, zu Hause zu bleiben. Ausserdem habe die psychische Gesundheit vieler Kinder und Jugendlicher in der Pandemie gelitten. «Wer vulnerabler ist, zeigt bei Belastungen mehr Symptome.», sagt sie. In welchem Alter sich die Schwänzenden befinden, wurde übrigens nicht erhoben. Das Problem ziehe sich jedoch über alle Stufen vom Kindergarten bis in die Sekundarschule.

Das sind die Gründe

Klar ist dennoch, dass besonders zwei Faktoren Hauptursachen für die vielen Absenzen sind: Schulangst und Schulphobie. Einerseits hätten Kinder immer mehr Probleme damit sich von ihren Eltern zu trennen. Wenn diese dann am Morgen das Haus ohne sie verlassen müssten, würden sie von den vielen Eindrücken und Erlebnissen überrannt und es fiele ihnen schwer sich auf diese einzulassen. Andererseits haben immer mehr Kinder und Jugendliche Angst vor den Problemen, die in der Schule auf sie warten. Etwa streitsüchtige Mitschülerinnen und Mitschüler.

Was tun?

Abhilfe schaffen könne laut einem Merkblatt der Dienststelle für Volkschulbildung nur, wenn sich Lehrpersonen und Schulleitungen auf die Probleme der Kinder einlassen und das Schulklima fördern. Man solle zuerst das Gespräch mit den Betroffenen suchen und erst danach Eltern oder Erziehungsberechtigte einbeziehen. Je nach Fall könne man dann abschätzen, welche Massnahmen wirklich helfen könnten.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

(ben)

Quelle: Luzerner Zeitung
veröffentlicht: 19. Oktober 2023 08:59
aktualisiert: 19. Oktober 2023 08:59