Selbstversuch

In Trance versetzt: Redaktorin lässt sich hypnotisieren

Chantal Herger, 6. Juni 2022, 08:32 Uhr

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

Bei Hypnose denke ich an tiefen Schlaf und Manipulation. Damit hat Hypnosetherapie aber wenig gemeinsam. Ich will herausfinden, was dahintersteckt und habe mich in Hypnose versetzen lassen.

Wir fahren dem Hallwilersee entlang, grüne Bäume säumen die Strasse, die Sonne lässt die Seeoberfläche glitzern. Wir treffen Gabriela Trippold, eine Hypnosetherapeutin, in einer ruhigen Gegend in einem schönen Haus mit Blick auf den See.

Ich bin ein bisschen nervös. Gabriela wird mich heute in Hypnose versetzen. Doch mit ihrer aufgestellten und offenen Art beruhigt mich die Therapeutin. Die 53-Jährige erklärt mir, was in den nächsten Minuten passieren wird: «Es erwartet dich nichts Schlimmes. Es ist nicht so, dass du ferngesteuert oder manipuliert wirst und ich Macht über dich habe wie bei einer Show-Hypnose.» Die Hypnosetherapeutin wird mich viel mehr in eine leichte Trance versetzen, ähnlich wie eine Meditation.

Treppe ins Unterbewusstsein

Ich mache es mir auf dem Sofa bequem und lege mich hin. Gabriela setzt sich nahe zu mir und lässt beruhigende Musik mit Didgeridoo laufen. Dann verändert sich plötzlich Gabrielas Stimme. Sie klingt tiefer, melodiöser. Eine Stimme, die tief abtauchen lässt. Die Hypnosetherapeutin führt mich langsam in die Trance – in Form eines Treppen-nach-unten-gehen. Mit jeder Stufe tauche ich weiter ins Unterbewusstsein ab und lass den Ballast des Alltags hinter mir. Die letzte Stufe ist erreicht.

Ich bin noch da, bin mir meiner bewusst. Noch kreisen meine Gedanken um den Alltag, um das, was ich hier mache, und ich schweife mehrmals ab – aber Gabrielas melodiöse Stimme führt mich immer tiefer in die Trance. Ich lasse mich von ihrer Stimme leiten – an einen kraftvollen Ort, ans Meer: Ich laufe einem Strand entlang, warmer, weisser Sand unter den Füssen, das türkisfarbene Wasser glitzert, die salzige Brise auf den Lippen, die Sonne scheint und wärmt. Ich stelle mir den Ort meinem inneren Auge vor.

«Atme die frische, klare Luft tief ein. Du merkst, wie du dich wohlfühlst, frei und gut. Mit jedem Schritt fühlst du dich leichter. Es ist, als ob nichts aus deinem Leben dich aus der Bahn werfen kann.»

...

«Ich zähle nun bis drei – und bei drei angekommen, bist du wieder topfit. Eins: Atme nochmals tief durch. Zwei: Bewege langsam deine Finger. Drei: Öffne deine Augen und du bist wieder ganz im Hier und Jetzt.»

Tiefentspannt, aber beduselt

Ich schlage meine Augen auf, kehre langsam wieder in die Realität zurück. Noch bin ich ein bisschen beduselt, fühle mich tiefenentspannt. Was ist geschehen?

Die Hypnosetherapeutin Gabriela Trippold erklärt: «Ich habe dich in eine mittlere Trance versetzt. Das heisst, dass das Bewusstsein schläft und ich die Möglichkeit habe, im Unterbewusstsein Suggestionen zu hinterlegen.» Mit Suggestionen sind Glaubenssätze gemeint, die man positiv formuliert, wie beispielsweise «Du musst es nicht allen recht machen».

Mit Hypnose lässt sich laut Gabriela Trippold fast alles therapieren. Gängige Beispiele sind Abnehmen und Nichtrauchen, aber auch tiefere Ängste können durch Hypnose behandelt werden. Wichtig dabei ist laut der Hypnosetherapeutin das Vertrauen. «Wenn du Vertrauen hast zur Hypnotiseurin, dich wohlfühlst und weisst, dass diese dich versteht, dann ist jede Person hypnotisierbar.»

Mein Fazit

Für mich war die Hypnose eine spannende Erfahrung. Ich habe mir vorgestellt, dass ich komplett weg sein werde, doch ich hatte das Gefühl, mir der Hypnose immer bewusst zu sein. Umso überraschter war ich, dass ich, als ich aus der Trance aufwachte, ziemlich neben der Spur war. Also hat die Hypnose irgendwie funktioniert.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 14. Mai 2022 11:55
aktualisiert: 6. Juni 2022 08:32