Zell

Asiatischer Käfer treibt im Luzerner Hinterland sein Unwesen

4. April 2023, 18:14 Uhr
Hunderte Bäume sind dem Laubholzbockkäfer in Zell LU bereits zum Opfer gefallen. (Archivbild)
© KEYSTONE/GAETAN BALLY
Im August wurde der gefrässige Asiatische Laubholzbockkäfer in einem Wald bei der Gemeinde Zell entdeckt. Jetzt ist klar: Das Insekt treibt dort schon länger sein Unwesen. Dass der Käfer auch den Schutzwald befallen hat, bedeutet zusätzlichen Aufwand.

Der Erstbefall in Zell liege bereits mindestens sieben Jahre zurück. Zu diesem Schluss kam die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nach neusten Erkenntnissen. Das teilte die Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald am Dienstag mit.

In den ersten drei Monaten nach der Entdeckung des Käfers wurden in Zell rund 200 Bäume gefällt. Davon waren rund 70 vom Käfer befallen, bei den anderen handelte es sich um eine vorsorgliche Massnahme.

Um dem Schädling die Nahrungsgrundlage zu entziehen, wurden seit Ende Januar weitere 900 Bäume und Sträucher gefällt. Dieses Vorgehen sei für die lokale Bevölkerung «sehr schwierig» gewesen, heisst es in der Mitteilung.

Doch auch bei den präventiv gefällten Bäumen seien wiederum zwei Befälle bestätigt worden, die ohne die Massnahme wohl unentdeckt geblieben wären. Damit konnte der ALB bei insgesamt 76 Bäumen nachgewiesen werden.

Käfer im Schutzwald

Der Käfer bevorzuge in Zell Ahorn und Weiden. Er könnte aber auch auf andere Laubholzarten wie Esche, Birken oder Rosskastanie ausweichen. Anfang Oktober 2022 und Mitte März 2023 wurde zudem oberhalb der Luthern im Schutzwald je ein Befall entdeckt. Auch dort müsse der Käfer getilgt werden, allerdings sei ein differenziertes Vorgehen nötig, um die Schutzfunktion des Waldes nicht zu gefährden.

So wurden Haselsträucher und Weiden bodennah abgeschnitten. Sie erhalten damit die Schutzfunktion, bieten dem Laubholzbockkäfer aber keine Gelegenheit mehr, sich einzunisten. Einzelne Wirtsbäume wurden gefällt und thermisch verwertet. Anderen Bäumen wurde die Krone gestutzt, um die Kontrolle zu erleichtern.

Im Mai werden zudem neue Wege angelegt, um das Gebiet zur Kontrolle besser begehen zu können. Schliesslich wird das Wasser im Hang direkt in den Bach geleitet, um Rutschungen zu verhindern.

Flugzeit beginnt

Der Laubholzbockkäfer gilt als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge weltweit, betroffen Laubhölzer sterben innert weniger Jahre ab. Das Insekt ist melde- und bekämpfungspflichtig. Die Kosten für die Bekämpfung tragen der Kanton Luzern zu 60 Prozent und der Bund zu 40 Prozent.

Mit der wärmeren Jahreszeit dürften die auffälligen Käfer mit den weissen Punkten wieder vermehrt sichtbar werden. Während sie in der kälteren Jahreszeit als Larven im Holz der befallenen Bäume verharren, fliegen sie nun aus. Suchteams mit Spürhunden und Baumpflegespezialistinnen und -spezialisten haben das Monitoring wieder aufgenommen und sind vor Ort unterwegs.

Der Befall in Zell ist der fünfte, den die Behörden in der Schweiz feststellten. Ein erster Befall in der Schweiz datiert von 2011 bis 2017 in Brünisried FR. Die anderen erfolgten in Winterthur (2012 bis 2016), Marly FR (2014 bis 2019) und Berikon AG (2015 bis 2019).

Seit 2019 galt die Schweiz bis zum neuen Fall in Zell 2022 als befallsfrei. Eingeschleppt wurden die Käfer mit Verpackungsholz wie Paletten zuerst von China in die USA und später nach Europa.

(sda)

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Quelle: sda
veröffentlicht: 4. April 2023 18:14
aktualisiert: 4. April 2023 18:14