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Das macht der Ex-FCL-Spieler Jakob Jantscher

FCL-Serie: Was macht eigentlich...

Jakob Jantscher? «Jassen war etwas für die Schweizer»

Julian Eicher, 14. Juli 2024, 15:00 Uhr
Spielte von 2014 bis 2016 für den FC Luzern: Jakob Jantscher.
© KEYSTONE/Urs Flueeler
Wir haben mit ehemaligen Fan-Lieblingen des FC Luzern über ihre Zeit in der Innerschweiz und ihre Fussballkarriere gesprochen. Im ersten Teil erzählt uns Jakob Jantscher, was er mit Hongkong, Schnapsbrennen und der Fasnacht am Hut hat. Zudem erfahren wir, welchem seiner blau-weissen Teamkollegen er schon früh eine grosse Karriere zutraute und was er rückblickend als Fussballspieler gerne noch erreicht hätte.

Mit Willen und Kampfgeist spielte sich Jakob Jantscher in die Herzen des Luzerner Publikums. Nach seiner Zeit beim FC Luzern verschlug es ihn über die Türkei zurück in seine Heimat nach Österreich. Doch auch in Graz dachte er noch nicht ans Aufhören und hängte eine Saison in Asien dran. Der mittlerweile 35-jährige Flügelflitzer war zuletzt beim SC Kitchee in Hongkong engagiert. Mit PilatusToday sprach er über das Leben in der Millionenmetropole, wie es mit ihm in Zukunft weiter gehen soll, und an die grössten Highlights in seiner Zeit am Vierwaldstättersee.

PilatusToday: Jakob - schön, nimmst du dir die Zeit für uns. Wie lebt es sich in Hongkong?

Jakob Jantscher: Ich habe mich super eingelebt, bin seit vergangenem August hier. Es ist natürlich ein wesentlicher Unterschied zum Leben in der Steiermark oder in Luzern. Die Dichte der Wolkenkratzer ist sehr speziell – aber es ist eine ganz coole Erfahrung. Man kann alles mit dem ÖV machen und auch sprachlich ist es mit Englisch gut machbar. Nichtsdestotrotz freue ich mich, wenn wir im Sommer wieder nach Österreich zurückkehren werden.

Beschreibe doch kurz das Leben in Hongkong. Was zeichnet diese Weltstadt aus und warst du schon häufig in den Casinos?

(Lacht) Nene, die sind auf der Insel Macau – das ist 40 Minuten mit der Fähre weg von hier, dort war ich aber noch nicht. Aber Hongkong zum Leben ist schon ein riesen Erlebnis. Kulturell ein grosser Unterschied und das war zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Aber für die Familie und mich eine coole Erfahrung mit all den Möglichkeiten – Disney Land, Einkaufszentren, Night Market usw. –, die man hier hat.

Weshalb ging es ausgerechnet nach Hongkong?

Bei Sturm Graz haben sie mir mitgeteilt, dass ich nicht mehr oft spielen werde. Für mich war jedoch klar, dass ich noch kicken möchte und lange nicht genug habe. So hat sich das mit Hongkong und Asien ergeben. Nach 17 Jahren in Europa kam es gelegen, mal was Neues auszuprobieren und zudem durften wir in der asiatischen Champions League spielen. All dies war ausschlaggebend für mich.

Jakob Jantscher wird nach einer Saison in Hong Kong wieder nach Europa zurückkehren.

© Jakob Jantscher

Wie siehst du das Niveau der Liga?

Das Niveau der Liga ist schon eher tief. Mein Klub Kitchee SC würde in der österreichischen Bundesliga sicherlich in der unteren Tabellenregion mitspielen – wir sind im Vergleich zu den anderen Teams in Hongkong aber auch top professionell aufgestellt. Die Intensität und das Niveau kann man jedoch nicht mit demjenigen in Europa vergleichen. Aber wir haben ein paar richtig gute Einzelspieler, auch viele Brasilianer spielen hierzulande.

Was will man in Hongkong mit dem Fussball erreichen?

Man will, so glaube ich, zu viel erreichen. An der Umsetzung hadert es noch. An den Spielen kommen maximal zwei- bis dreitausend Zuschauer. Im Vergleich zu den anderen asiatischen Ligen muss man im Marketing und Infrastrukturbereich zuerst besser werden, dann wird bestimmt auch die Qualität im Fussball noch besser.

Du hast als Fussballer, abgesehen von deiner Heimat Graz, auch noch in Salzburg, Moskau, in den Niederlanden, in Luzern, in der Türkei und jetzt eben in Hongkong gelebt. Wo fühltest du dich am wohlsten?

Quelle: PilatusToday

Du warst in Salzburg Torschützenkönig, entscheidest dich dann für einen Wechsel nach Moskau. Dort ging es wieder abwärts und zwei Jahre später warst du in Luzern. Weshalb kamst du in die Zentralschweiz?

Der damalige Trainer Carlos Bernegger und Sportchef Alex Frei waren zwei grosse Faktoren, weshalb ich nach Luzern kam. Auch Christian Schwegler, den kannte ich aus unserer gemeinsamen Zeit in Salzburg, hatte mich Jahre zuvor über die Silvestertage nach Luzern eingeladen. Da habe ich gemerkt, wie lebenswert die Stadt ist – das war sicherlich ein grosser Pluspunkt.

Wenn du an deine damaligen Teamkollegen denkst. Welcher kommt dir da gerade in den Sinn?

Ich könnte dir auf Anhieb zehn Spieler aufzählen, mit denen ich mich damals gut verstanden habe. Marco Schneuwly war in den zwei FCL-Jahren mein Zimmerpartner – aber auch mit Dave Zibung und Claudio Lustenberger hatte ich auf und neben dem Platz viel zu tun. Auch mit Adi Winter, Jérome Thiesson, Jahmir Hyka, Francois Affolter und noch vielen weiteren Spielern hatte ich es extrem gut. Es waren alles echt supergeile Typen.

Gerade wenn du mir die Namen Marco Schneuwly, Dave Zibung und Claudio Lustenberger aufzählst, ist es natürlich naheliegend, dass die drei dir auch das Luzerner Nachtleben nähergebracht haben. Wie sah es diesbezüglich aus?

Der Claudio und der Dave wollten mir etwas zeigen, wie das da abläuft (lacht). Aber ich hatte auch privat viele gute Freunde, die mich zum Beispiel an der Fasnacht zum Urknall und zum «Fötzeliräge» mitgenommen haben. Zu dieser Zeit stand jedoch mit der Geburt meiner Tochter doch noch so einiges Wichtigeres an.

Zu deiner Zeit wurde im Mannschaftsbus des FCL tatsächlich noch fleissig gejasst. Hast du ebenfalls mitgespielt?

Quelle: PilatusToday

Deine zwei Jahre in Luzern waren sportlich erfolgreich, es reichte jedoch nicht für den ganz grossen Triumph. Diesen gab es aus Luzerner Sicht im Jahr 2021. Hast du den Cupsieg damals wahrgenommen?

Natürlich habe ich gesehen, was da vor dem Stadion los war. Eine coole Sache für Luzern, wenn man nach so einer langen Zeit den Cup wieder nach Hause holt – etwas, dass ich leider nicht erlebt habe. Der Louis Schaub hat ja damals in Luzern gespielt. Ich mag mich erinnern, dass er sich vor dem Wechsel nach Luzern noch länger mit mir ausgetauscht hat. Da hab ich ihm gesagt, dass er der perfekte Spielertyp für den FC Luzern sei und er sehr gut dahin passen würde – scheinbar hat es ja dann auch hervorragend gepasst.

Ob in Graz oder in Luzern. Du warst immer für jeden Spass zu haben und auch dadurch bei den Fans äusserst beliebt. Wieso war das so?

Vor dem Spass steht immer die sportliche Leistung. Ich wusste, wann ein Spass drin liegt und wann es ernst gilt. Ob in Graz oder in Luzern: Ich war für die Fans immer ein nahbarer Typ und das bleibt dann den Fans auch in Erinnerung.

Jakob Jantscher bei seinem Abschied in Graz.
© APA/ERWIN SCHERIAU
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Gerade dein Abschied vergangenen Sommer in Graz war riesig. Wie blickst du heute darauf zurück?Sehr emotional natürlich. Die Verabschiedung war für mich was ganz Besonderes, da die Verbindung zum Club, zum Verein schon immens ist. Gerade heute, wenn man das Fussballbusiness anschaut, ist es schon eher speziell, so lange bei einem Verein zu sein. Die Fans widmeten mir eine Choreo mit dem Schriftzug «Jakob Jantscher Einer von uns». Ich habe für die Farben Fussball gespielt, aber kenne die Jungs auf der Tribüne schon seit 25 Jahren. Die Freundschaft besteht egal, wo du bist – gerade eben waren zehn Jungs aus Graz in Hongkong zu Besuch.

Wir haben es gerade vom Abschied – wann wirst du dich als aktiver Spieler von der Fussballbühne verabschieden? Du hast dir ja mit deinem Schnapsbrenner-Business schon ein zweites Standbein aufgebaut?

(Lacht) Das Schnapsbrenner-Business läuft immer nebenbei. Ich hab schon noch vor aktiv Fussball zu spielen. Ich bin mental und körperlich in einer guten Verfassung und will, trotz dem hohen Fussballer Alter, noch weiter machen. Auch für meine Karriere nach dem Profifussball hatte ich bereits mit Sturm Graz gesprochen. Doch wie gesagt – Vorrang hat noch weiter Fussball zu spielen und da schaue ich mal, was da noch geht.

Du hast so einiges erlebt – doch was hättest du rückblickend in deiner Karriere gerne noch erreicht?

Ich war 2016 mit Österreich an der Europameisterschaft mit dabei, durfte Europa League spielen, habe aber nie in der europäischen Champions League gespielt. Das wäre sicherlich was gewesen, wo mich gereizt hätte. Es hat sich aber nicht ergeben und ich habe auch nie Zeit gehabt, dem gross nachzutrauern. Ich bin rückblickend enorm dankbar, für das wo ich in den 18 Jahren als Profifussballer erleben durfte. Zudem hatte ich nie gröbere Verletzungen – das ist auch nicht selbstverständlich. Aber eben: Ich bin immer noch nicht fertig! (lacht)

Du hast mit vielen guten Fussballspielern zusammengespielt. Wer war dein bester Mitspieler?

Quelle: PilatusToday

Aber auch in den gegnerischen Teams waren oft Weltklasse Spieler anzutreffen. Wer kommt dir da als erstes in den Sinn?

Ich hatte Gott sei Dank auch die Ehre gehabt nicht nur mit, sondern auch gegen super Spieler zu spielen. Wenn ich jetzt zurückdenke, kommt mir als erstes ein Spiel mit dem Nationalteam in den Sinn. Damals haben wir mit Österreich noch gegen das legendäre alte Frankreich gespielt. Da war unter anderem Thierry Henry im Team und das war dann schon eine absolute Legende.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 14. Juli 2024 15:00
aktualisiert: 14. Juli 2024 15:00