Der Ansturm auf den KFC Ebikon überrascht alle – sogar den Experten
«Wir haben vieles erwartet, aber einen Ansturm in diesem Ausmass überraschte auch uns», sagt der Leiter von KFC Deutschschweiz, Demetrio Meringolo. Gemäss ihm hätten sie an den ersten beiden Wochenenden nach der Eröffnung bis zu 150 Bestellungen gleichzeitig verarbeiten müssen. Schnell entsteht die Vermutung, dass da eine spezielle Promotionsmassnahme im Spiel war. Die ersten 100 Menüs gratis oder ein Jahr kostenlos essen? «Nein, diesmal haben wir keine Promotion betrieben», betont Dementrio.
Unerwarteter Hype
Nicht weniger erstaunt wie KFC selbst, gibt sich Marcel Zbinden, Wirtschaftspsychologe der Hochschule Luzern (HSLU). «Ich habe diesen Hype weder vorausgesagt noch erwartet», muss er zugeben. Hätte es Promotion gegeben, oder es wäre die erste KFC-Filiale in der Schweiz gewesen, wäre es nachvollziehbar gewesen. Aber unter diesen Umständen sei er ein bisschen ratlos, meint Zbinden.
Ist die stark verzögerte Eröffnung schuld?
Dementrio Meringolo vermutet verschiedene Ursachen für den hohen Ansturm an den ersten beiden Wochenenden. «Wir haben durchaus eine eingefleischte Fan-Community», ist er sich sicher. Aber auch die Verzögerungen des Baus aufgrund mehrerer Einsprachen habe seiner Meinung nach einen regelrechten Hype ausgelöst. Die Leute hätten richtig darauf gewartet, die neue KFC-Filiale endlich besuchen zu können.
Zudem sei die Marke vor allem für die hohe Qualität der Produkte bekannt. Das Product-Placement in den amerikanischen Filmen oder der Serie «Stranger Things», welche auf Netflix bei vielen zum Pflichtprogramm gehört, sei bestimmt ein grosser Coup gewesen.
Marketing-Identität nennt das der Wirtschaftspsychologe. Und diese sei bei KFC tatsächlich ziemlich ausgeprägt. Marcel Zbinden erklärt aber auch, dass die Identität mit dem Unternehmen schon sehr gross sein muss, um auf die Minute der Eröffnung vor der Türe zu stehen. Gerade auch, weil es schon über zehn KFC-Standorte in der Schweiz gibt. «Dass dieser Hype auf der Verzögerung aufgrund der Einsprachen basiert, finde ich sehr mutig argumentiert», meint Marcel Zbinden.
Gesunder Lifestyle führte nicht zu einem Einbruch von Fastfood
Spätestens seit der Pandemie ist der Fokus auf einen gesunden Lifestyle auch in der Schweiz angekommen. Dass dieser den Fastfood-Ketten geschadet hat, denkt Zbinden aber nicht. Er kann das aus psychologischer Sicht nachvollziehen. «Die Leute verhalten sich oft nicht so, wie sie die Absicht haben.» In Fachbereichen würde man von der «attitude-behavior-gap» sprechen.
Dieses Phänomen sei in den Bereichen Nachhaltigkeit und Ernährung besonders ausgeprägt. Viele wollen sich gesünder ernähren oder nachhaltiger leben. Die kurzfristigen Bedürfnisse würden dann aber vielfach vor dem langfristigen Nutzen stehen.
Fastfood ist nicht akzeptierter, aber etablierter
Dementrio Meringolo von KFC sieht sogar eine starke Entwicklung im Bereich Fastfood. «Fastfood hat sich im Essverhalten der Menschen verankert. Es ist bestimmt akzeptierter, Fastfood zu essen als noch vor 20 Jahren.» Den Konsumentinnen und Konsumenten seien vor allem Qualität, Sauberkeit und Freundlichkeit wichtig.
Dem widerspricht der Wirtschaftspsychologe Marcel Zbinden: «Akzeptierter ist Fastfood auf keinen Fall.» Es könne sein, dass es etablierter sei. Die Fastfood-Ketten würden stets versuchen, sich als gar nicht so ungesund zu präsentieren. Es gelte aber nach wie vor: «Wer ausschliesslich Fastfood konsumiert, findet weder bei KFC noch bei anderen Ketten eine ausreichend vielseitige und ausgewogene Ernährung.»
An einem Punkt sind sich beide einig. Die Nähe zum leer stehenden «M Park» könnte die Leute gereizt haben, den KFC zu besuchen. Auch wenn man den wahren Grund wohl nie herausfindet, ist KFC sehr zufrieden mit der Eröffnung in Ebikon.
So wurde die Filiale in Ebikon aufgebaut
Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf
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