Der Besuch der Queen in Luzern – drei Zeitzeugen erinnern sich
Quelle: PilatusToday / David Migliazza
Drei Männer, drei Berufe und drei Erinnerungen an einen ganz besonderen Tag in ihrem Leben: den Besuch der Queen in Luzern, bei dem die Zeitzeugen so nahe dran waren wie kaum jemand anders.
Der Fotograf
Die Aufnahmen sind schwarz-weiss, die Auflösung ist etwas körnig – die Frau darauf ist aber deutlich zu erkennen: Es ist Queen Elizabeth II. Der Fotograf, der sich nur ein paar Schritte von der Queen entfernt aufhielt und die Momente ihres Besuchs in Luzern vor über 40 Jahren für immer festhielt, ist Emanuel Ammon, 71-jährig aus Kriens.
«Ich kann mich erinnern, dass wir zuerst zum Bahnhof geschickt wurden. Die Stadt war voll mit Menschen. Diese standen schon Stunden vor der Ankunft der Queen hinter den Abschrankungen, jubelten und wehten mit Fahnen.» Die Queen habe dabei Bundesräte und die Luzerner Stadtregierung begrüsst und sei mit dem Schiff zum Rütli gefahren.
«Ich war auf dem Rütli wieder dabei. Für mich war die Queen ein Promi, ich war aber kein Queen-Fan und hatte keine grossen Emotionen. Ich war als Fotograf dort und habe mich auf meine Aufgabe konzentriert.» Dennoch war der 71-Jährige erstaunt, wie locker und unkompliziert die Queen war.
Sein persönliches Lieblingsbild des Tages zeigt die Queen, wie sie vor dem Tell-Schauspieler Ernst Gunti steht und dessen Sohn, der den «Walterli» darstellt, die Hand schüttelt.
«An die Stadträte von damals erinnert sich kaum jemand, aber Tell kennt man. Und wie die Queen Tells Sohn die Hand schüttelte, ist ein Bild für die Geschichte.» Und man müsse sich vorstellen:
Alles habe sich an diesem Tag um die Queen gedreht: «Sie war die Hauptperson und die Bundesräte für einmal die Statisten. Prinz Philip war der Clown, der die Massen unterhielt.»
Der Reporter
Kleine Falten bilden sich neben den freundlichen Augen, die hinter einem markanten Brillenrahmen versteckt sind. Der Blick folgt der rechten Hand, die über den Schwanenplatz zum Car-Parkplatz deutet. «Hier habe ich sie das erste Mal gesehen», erzählt Josef Ritler, 83-jährig aus Ebikon – der Reporter, der die Queen bei ihrem Besuch an alle Stationen begleitete.
«Es war sehr imposant. Die Queen lief vom Schwanenplatz über die Strasse und stieg beim Schweizerhof auf das Schiff. Ganz Luzern war im Freudentaumel.» Josef Ritler oder auch «Seppi» genannt, durfte die Queen auf dem Schiff begleiten, welches sie zum Rütli brachte und stand auf demselben Deck. «Ich erinnere mich, wie sich die Queen über die Geschichte Tells erkundigte, als wir am Schillerstein vorbeigefahren sind. Sie wollte alles genau wissen. Selbst Fragen stellen konnte ich der Queen aber nicht.»
Ihre Ausstrahlung habe Bände gesprochen:
Auf dem Rütli habe sich die Queen bei allen für den schönen Empfang bedankt und gesagt, wie entzückend das Land sei und wie sehr es ihr in Luzern gefalle. «Das einzige Mal, als sie ein bisschen gestresst gewirkt hat, war, als sie ohne Bergschuhe auf das Rütli laufen musste.»
Auch für Josef Ritler war das Zusammentreffen der Queen mit Wilhelm Tell der schönste Moment:
Der Kassier
«Queens Salon» steht schwarz auf weiss auf einer kleinen Plakette über dem Türrahmen, gepolsterte rote Stühle sind auf einem geblümten Teppichboden verteilt. Weisswein schaukelt sanft in den Gläsern hin und her im Takt des Wellengangs. In diesem Raum auf dem Dampfschiff «Stadt Luzern» dinierte die Queen bei ihrem Besuch 1980. Anton Riedweg, damals Kassier bei der Schifffahrt Vierwaldstättersee, durfte sie auf der Fahrt begleiten.
«Es war ein spezielles Erlebnis. Wir waren alle sehr gespannt und haben viele Dinge speziell für diese Fahrt organisiert. So waren beispielsweise zwei Kapitäne auf dem Schiff. Jeder hatte zudem eine Spezialfunktion.» Anton Riedweg war sonst für die Billett-Kontrollen und den Ticketverkauf zuständig – an diesem Tag hat er die Toiletten bewacht.
«Alle anderen Damen und Herren mussten die Herren-Toilette benutzen. Ich musste koordinieren, wer wann das WC benutzte. Und die Queen hat ihre Toilette tatsächlich einmal benutzt. Der Aufwand war somit nicht umsonst.» Noch näher kam Anton Riedweg der Queen im Salon. «Ich hatte die Ehre, der ‹Dear Majesty› eine Broschüre über den Vierwaldstättersee zu überreichen. Persönlich. Da war ich ziemlich nervös.»
Die Schauplätze des Queen-Besuchs und Bilder von früher findest du im Videobeitrag oben. Welche Erinnerungen hast du an diesen Tag im April 1980? Schreib uns deine Erfahrungen in die Kommentare oder via Whatsapp.