Zeichen gegen Missbrauch

«Die Bevölkerung soll sehen, dass wir eine Veränderung möchten»

Nadine Purtschert, 8. November 2023, 17:54 Uhr

Quelle: PilatusToday / Anita von Rotz

Am Mittwochmorgen hat die Kirche Stadt Luzern eine öffentliche Kundgebung veranstaltet. Ziel war es, Solidarität mit den Betroffenen der Missbräuche zu signalisieren: Die Kirche will nicht passiv bleiben.

Es ist 7 Uhr am Morgen und der Franziskanerplatz füllt sich: Kirchenmitglieder und interessierte Privatpersonen versammeln sich, um an der Manifestation der Kirche Stadt Luzern teilzunehmen. «Wichtig ist, dass wir uns durchsetzen und die Opfer des Missbrauchs, soweit es möglich ist, Gerechtigkeit erfahren», erzählt Susanne Bertschmann, Kirchenratspräsidentin der katholischen Kirche Stadt Luzern, gegenüber PilatusToday und Tele 1.

Mit der Kundgebung wolle die Kirche einen Akzent setzen und den Forderungen der Römisch-katholisch Zentralkonferenz (RKZ) Nachdruck verleihen. Der Kirchenrat fordert, dass sich die Kirche strukturell und kulturell sichtbar verändern solle. «Wir stehen hin für eine offene, glaubwürdige Kirche», heisst es im Manifest.

Es wurden frankierte Postkarten verteilt, auf die man Wünsche und Gedanken an den Bischof Felix Gmür schreiben konnte.

© PilatusToday

Forderungen der RKZ

Beim Manifest handelt es sich um folgende Forderungen, die unterstützt werden:

  1. Sicherstellung einer unabhängigen Untersuchung der Anschuldigen wegen möglicher Verstösse durch mehrere Schweizer Bischöfe.
  2. Einrichtung einer schweizweiten, unabhängigen Meldestelle mit Kontrollfunktion über die eingeleiteten Verfahren.
  3. Einrichtung eines kirchlichen Strafgerichts mit Einbindung von Laien und Fachpersonen aus Psychologie und Rechtswissenschaft.
  4. Abkehr von der leibesfeindlichen und homophoben Sexualmoral und uneingeschränkte Anerkennung eines freien partnerschaftlichen Lebens auch für kirchliche Mitarbeitende.

Susanne Bertschmann betont, dass sich die katholische Kirche Stadt Luzern seit Jahren für eine offene, glaubwürdige Kirche einsetze. «Wir sind überzeugt, dass es einen Struktur- und Wertewandel braucht in der katholischen Kirche. Die alten Zöpfe, die längst nicht mehr mit der gesellschaftlichen Realität übereinstimmen, müssen endlich einmal abgeschnitten werden!»

Die Kirchenratspräsidentin sagt, dass ein Wandel der Kirche nötig sei.

 

© PilatusToday

Die Kundgebung fand absichtlich am selben Tag wie die Versammlung des Parlaments der Landeskirche der RKZ statt. Es wurden die Forderungen an den Bischof zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle diskutiert. «Wir möchten die RKZ-Mitglieder bestärken. Die Bevölkerung soll sehen, dass wir eine Veränderung möchten», berichtet die Religionslehrerin Crasniqui.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 8. November 2023 17:54
aktualisiert: 8. November 2023 17:54