Schimmel

Energiesparen bringt ungebetenen Gast in Schweizer Wohnungen

Oliver Schneider, 27. Januar 2023, 19:34 Uhr
Tiefe Temperaturen draussen, hohe Luftfeuchtigkeit drinnen und weniger Heizen – zurzeit herrschen ideale Bedingungen für das Wachstum von Schimmelpilz. Das bekommen auch Verbände und Gebäudesanierer zu spüren.

Ein altes Ärgernis plagt in diesen kalten Tagen die Schweizer Mieter, Hauseigentümerinnen und Verbände. Weil viele Menschen Energie sparen wollen und deshalb ihre Wohnungen weniger stark heizen, steigt die Gefahr von Schimmelbildung. Die Anzahl Anrufe wegen Schimmelbefall in Küchen, Bädern oder Schlafzimmern sei in diesem Winter markant gestiegen, sagt etwa Walter Angst vom Mieterinnen- und Mieterverband Zürich gegenüber SRF.

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Mietende und Vermietende schieben sich den Schwarzen Peter zu

Auch auf Gebäudesanierungen spezialisierte Firmen haben aktuell viel zu tun. Sie bestätigen eine Zunahme von Schimmelfällen – und wissen auch die Gründe. Wenn weniger geheizt werde und gleichzeitig eine hohe Luftfeuchtigkeit herrsche, könne sich insbesondere an den Aussenwänden von Räumen Schimmel bilden. Besonders betroffen seien schlecht isolierte Altbauten, wird Roger Frei, Leiter Gebäudesanierungen bei der Rolf Schlagenhauf AG, zitiert.

Eine Sanierung kann teuer werden. Je nach Ausmass des Befalls, könne die Entfernung des Schimmels zwischen 500 und mehreren Tausend Franken kosten, so Frei. Obwohl Vermieter rechtlich eigentlich für die Kosten aufkommen müssten, komme es häufig zu Streitereien mit den Bewohnenden. Fabian Gloor, Jurist beim Mieterinnen- und Mieterverband Deutschschweiz, sagt: «Vermieter sagen, die Mieter seien schuld, weil sie zu wenig gelüftet haben. Mieter ihrerseits argumentieren, die Wohnung sei schlecht isoliert.»

Warten macht alles noch schlimmer

In der Regel können sich die Parteien zwar einigen. Es lohne sich aber, sein Recht einzufordern, wenn sich Vermieter anfänglich quer stellen, sagt Jurist Gloor. Keinesfalls sollte man zuwarten mit der Behebung des Schimmels. Walter Angst rät, Schimmel in jedem Fall und baldmöglichst dem Vermieter per eingeschriebenem Brief zu melden. Der Pilzbefall breite sich ohne Gegenmassnahmen immer weiter aus. Das erhöhe das Risiko von ernsthaften gesundheitlichen Problemen, vor allem von Atemwegserkrankungen.

Aber auch der Bund muss sich beim Thema Schimmel an der Nase nehmen. Durch die nationale Energiesparkampagne würden die Leute zwar aufgefordert, weniger zu heizen. Leider werde ihnen dabei aber nicht gesagt, dass wer weniger heizt, gleichzeitig gezielter lüften sollte, kritisiert Angst.

(osc)

Quelle: Today-Zentralredaktion
veröffentlicht: 25. Januar 2023 14:37
aktualisiert: 27. Januar 2023 19:34