FCL vs. FCSG

«Es macht mich wütend und traurig zugleich»: FCL-Präsident kritisiert Fan-Chaoten

Marcel Jambé, 22. Mai 2023, 18:44 Uhr

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

Was vergangenen Samstagabend in Luzern geschah, gibt erneut zu reden: Anhänger des FC St.Gallen, haben nach dem Fussballmatch in der Stadt gewütet. Den betroffenen Quartieren reicht es nun.

Die Bilanz nach den Ausschreitungen vom vergangenen Samstag ist bitter: etliche Sachbeschädigungen, Auseinandersetzungen mit mehreren Verletzten und ein Schlachtfeld beim Bundesplatz. Nach dem Fussballspiel haben St.Gallen-Fans nach Angaben der Polizei Pyros und Böller gezündet. Zudem sind Schmierereien auf dem gesamten Weg anzutreffen.

Gemäss der Luzerner Polizei seien bis Montagnachmittag einzelne Anzeigen wegen Sachbeschädigungen eingegangen, weitere könnten noch folgen.

Ein Bild der Verwüstung, das in der Vergangenheit nicht selten nach Luzerner Heimspielen anzutreffen war. Die Leidtragenden sind unter anderem Anwohner, die in den betroffenen Quartieren wohnen. Diese sind alles andere als erfreut.

Quartierverein hat genug

«Wir verurteilen diese Gewalt!», betont Markus Schulthess, Co-Präsident des Quartiervereins Hirschmatt-Neustadt. Eine gewisse Unsicherheit und Angst sei bei den Anwohnenden zu spüren. «Es gab auch schon Anwohnende, Passantinnen und Passanten, die wegen des Tränengases ins Treppenhaus flüchten mussten», erzählt Schulthess. Die Schuldigen sieht er aber nicht nur bei den auswärtigen Fan-Gruppierungen. «Wie man in den Videos gesehen hat, braucht es nicht viel, dass sowohl Gäste- als auch Heimfans sowie die Polizei Gewalt anwenden.»

Der Quartierverein bedauere, dass Politik wie auch die Behörden bei diesem Thema «rat- und tatlos» sind. Schulthess nimmt sie in die Pflicht: «Allgemein fordern wir, dass es bei Spielen keine gewalttätigen Auseinandersetzungen, insbesondere in unserem Quartier, gibt.» Es sei eine endlose Geschichte – zur Trauer von Seite der Quartiere. «Damit muss Schluss sein», so Schulthess.

Ehren-Kodex sei blosse Feigheit

Dass diese Gewalt unnötig ist, sieht auch Hugo Ottiger, Sprecher Vereinigte FCL-Fanclubs, VFFC. «Das ist eine Chaoten-Szene. Das hat nichts mit Fans zu tun», meint Ottiger. Ein richtiger Fan will in erster Linie die Spiele seiner Mannschaft schauen, diese unterstützen und vielleicht eine Choreografie machen.

«Das ist nur noch ein orchestriertes Stören eines Fussballspiels.» Das Problem sieht Ottiger unter anderem im «Ehren-Kodex» der Fans, bei dem sich die «Hooligans» gegenseitig decken. Diesen verurteilt er scharf. «Das ist einfach blosse Feigheit, sich hinter der Masse zu verstecken.» Heutzutage ist es ein Kavaliersdelikt, Pyros zu zünden.

Verein gegen Kollektivstrafen

Als wirksame Massnahme wird oft die Einführung von personalisierten Tickets gefordert – unter anderem aus der Politik. Bei den Vereinigten FCL-Fanclubs sei man grundsätzlich offen dafür – wenn es Sinn ergeben würde. Diesen habe man aber nicht gesehen. Zumal die Ausschreitungen und Vandalen mehrheitlich ausserhalb des Stadions stattfinden.

Dies sieht auch der FC Luzern. Der Club ist gegen Kollektivstrafen wie die erwähnten personalisierten Tickets oder Geisterspiele. Schlussendlich sei die Mehrheit der Fans friedlich, erklärt FCL-Präsident Stefan Wolf. Der Vorfall mache aber extrem betroffen. «Wir waren schockiert gewesen, als wir die Bilder gesehen haben. Es macht mich wütend und traurig zugleich», so Wolf.

Stefan Wolf, FCL-Präsident, verurteilt die Ausschreitungen nach dem vergangenen FCL-Spiel.

© KEYSTONE/Urs Flueeler

An runden Tisch sitzen

Wichtig sei es laut dem Präsidenten, dass man die einzelnen Chaoten ausfindig macht und stoppen kann. Auch an entsprechenden Lösungen ist der Club interessiert und man arbeite dran, – beispielsweise indem man die Route oder die Zeiten der Fan-Märsche anpasst.

«Am Dienstag haben wir einen Termin mit den Bewilligungsbehörden der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD), aber auch mit anderen Klubs», sagt Stefan Wolf. Denn eine Konsequenz nach den zunehmenden Ausschreitungen müsse es geben: «Nach einem solchen Vorfall kann man nicht zurück zur Tagesordnung gehen.»

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 22. Mai 2023 17:43
aktualisiert: 22. Mai 2023 18:44