Happiger Verlust im 2021/22

FCL-Finanzchef Furrer: «Ich schäme mich, solche Zahlen präsentieren zu müssen»

Andreas Ineichen, 4. November 2022, 06:17 Uhr
Der FCL-Finanzchef musste schlechte Zahlen präsentieren. (Symbolbild)
© Getty Images / PilatusToday
Für die abgelaufene Saison, die sportlich beinahe im Abstieg aus der höchsten Spielklasse geendet hätte, weist der FC Luzern einen Verlust von 3,2 Millionen Franken aus. Dabei ging Richard Furrer, der CFO des FCL, ursprünglich von einem doppelt so hohen Fehlbetrag aus.

Der fünfte Geschäftsbericht des Super Ligisten ist den eigenen Fans gewidmet. Auf sechs Seiten erzählen ausgewählte Anhängerinnen und Anhänger, was ihre persönliche Verbindung zum FC Luzern so aussergewöhnlich und einzigartig macht. Ein Schelm, wer denkt, dass dieses Thema der aktuellen Vorgänge im Klub geschuldet ist.

Seit Wochen sträuben sich Tausende FCL-Fans in einem orchestrierten und lautstarken Protest dagegen, dass Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg den Verein an diesem 3. November nach seinem Gusto umzubauen beginnt – indem er den aktuellen Verwaltungsrat um den in Ungnade gefallen Präsidenten Stefan Wolf absetzt und darüber hinaus Sportchef Remo Meyer feuert. Wobei dieses Vorhaben von Bernhard Alpstaeg am Mittwoch abrupt gestoppt wurde, als der Verwaltungsrat bekannt gab, dass die ausserordentliche GV verschoben sei.

Sie hätten schon vor ein paar Monaten festgelegt, ihre Fans zum Hauptthema im Geschäftsbericht zu machen, hält FCL-Finanzchef Richard Furrer fest. «In einer sportlich schwierigen Saison ist die FCL-Familie zusammengerückt. Und über 100 Personen, die am Barrage-Rückspiel erstmals im Stadion waren, haben auf diese Saison sogleich ein Abo gelöst.»

Eine äusserst turbulente Saison für den FCL

Die letzte Meisterschaft verlief für den FCL äusserst turbulent. Im November entliessen die sieben Monate zuvor eingesetzten Klub-Verantwortlichen den Cupsieger-Trainer Fabio Celestini. Sofern der Romand keinen neuen Job annimmt, wird er bis zum Ende der laufenden Saison die Payroll der Luzerner Monat für Monat belasten.

Zur Winterpause befand sich der FCL in arger Abstiegsnot. Dank der Verpflichtung des neuen Cheftrainers Mario Frick und ein paar neuen Spielern (z. B. Mohamed Dräger und Asumah Abubakar) kam er langsam in die Gänge. Mit der viertbesten Rückrunde aller zehn Super Ligisten hätte es beinahe noch zum direkten Ligaerhalt gereicht. Im Barrage-Rückspiel vor 15'500 Zuschauern auf der Allmend bezwang der FC Luzern den FC Schaffhausen 2:0 und blieb in der höchsten Schweizer Spielklasse.

Das Blatt hatte sich zum Guten für den FCL gewendet. Auch finanziell. In der Rückrunde strömten so viele Fans wie schon seit Jahren nicht mehr in die Swissporarena – fast 12'000 pro Spiel. Eine positive Entwicklung, die Richard Furrer sagen lässt: «Ursprünglich musste ich von einem doppelt so hohen Verlust ausgehen, wie wir ihn letztlich eingefahren haben.» Konsolidiert sind es 3,2 Millionen Franken.

Verkauf von Ugrinic mindert den Millionen-Verlust

Zur Einordnung muss man aber auch sagen: Verlustmindernd hat sich vor allem das Transfergeschäft des FCL in diesem Sommer ausgewirkt. In erster Linie haben der Verkauf von Filip Ugrinic (zu den Young Boys) und die Transferbeteiligung am früheren Akteur Remo Freuler (von Bergamo zu Nottingham Forest) für schwarze Zahlen gesorgt.

Dem Transferertrag von gut 4,3 Millionen steht einem gleichzeitigen Aufwand von fast zwei Millionen gegenüber. Das ergibt einen Überschuss von 2,4 Millionen. «Nachwuchsspieler zu fördern und zu verkaufen ist und bleibt unser Geschäftsmodell», sagt Richard Furrer.

Mit dem Cupsieg der U15 über den FC Zürich und dem verlorenen Cupfinal der U18 gegen YB unterstreicht der FCL seine Ambition, nach wie vor eine der besten Nachwuchsadressen in unserem Land zu sein. Im letzten Geschäftsjahr hat er dafür fast eine Million investiert.

FCL hat noch fünf Millionen auf der hohen Kante

Der konsolidierte Verlust von 3,2 Millionen Franken führt dazu, dass Richard Furrer an der Generalversammlung vom 3. November ein Eigenkapital-Minus von 665'000 Franken ausweisen muss. «Ich schäme mich dafür, solche Zahlen präsentieren zu müssen», bekennt er freimütig.

Doch die Zukunft des FC Luzern ist aktuell nicht in Gefahr. Und dies wegen der laut dem Geschäftsbericht «langfristigen, nicht verzinslichen und mit Rangrücktritten behafteten Verbindlichkeiten» in der Höhe von rund 9,7 Millionen Franken.

Doch bis zum Ende des nächsten Jahres müssen fast vier Millionen Franken an das Bundesamt für Sport (Baspo) zurückgezahlt werden. Das heisst: Per Ende Juni 2022 steht der FCL mit fünf Millionen im Plus.

Das ambitionierte Ziel von Richard Furrer und dem FCL

Der Geschäftsbericht macht deutlich, dass die Einkünfte des FC Luzern zu über 90 Prozent mit dem Fussball-Geschäft zu tun haben. Die Frage ist deshalb: Wo hat der FCL noch Potenzial, um seine Sparten Sport, Nachwuchs, Merchandising und Events gewinnbringender zu verkaufen?

Richard Furrer sieht das Steigerungspotenzial im Eventbereich. Also bei der Vermietung der Swissporarena und des dank des Engagements von Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg 2022 neueröffneten Restaurants Schützenhaus an Firmen für deren Anlässe. «In einem Zeithorizont von sechs Jahren muss es uns gelingen, unsere Abhängigkeit vom Fussball-Geschäft auf 75 Prozent zu senken. Das ist ein ambitioniertes Ziel», sagt Richard Furrer.

Die Frage von PilatusToday, mit welchem Ergebnis er für das laufende Geschäftsjahr des FCL grosso modo rechne, will und kann der Finanzchef nicht beantworten. Sie ist abhängig davon, wie sich die Dinge im FCL in Zukunft entwickeln werden.

Andreas Ineichen
Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 3. November 2022 20:14
aktualisiert: 4. November 2022 06:17