Griff in Parteikasse? SVP zeigt Informanten aus eigener Partei an
«Griff in die Parteikasse!» Mit diesen Worten wendet sich Alt-Stadtparlamentarier Yves Holenweger an diverse Medien. Im Anhang des Emails: Eine chronologische Übersicht und ein Bankauszug. Der Vorwurf an seinen Parteikollegen Dieter Haller: Er hat sich eigenmächtig 25'000 Franken vom Konto der Partei auf sein Privatkonto überwiesen. Der Aufforderung von SVP-Finanzchef Marcel Lingg, das Geld zurückzuüberweisen, kam Haller erst mehrere Tage später nach. Allerdings lag dazwischen auch ein Wochenende, was eine pünktliche Überweisung womöglich erschwert hat.
Wie Haller gegenüber PilatusToday und Tele 1 am Freitagnachmittag erklärt, handelte es sich bei der Überweisung um ein Versehen. Er habe von einem privaten Konto Geld auf sein Spendenkonto überweisen wollen – dabei aber unwissentlich als Zahlungskonto das Konto seiner Partei angewählt gehabt.
Pikanter Zeitpunkt
Das ganze hat sich im Juli 2023 ereignet. Finanzchef Marcel Lingg bestätigt die Vorkommnisse gegenüber der «Luzerner Zeitung». Und gibt auch zu: Die SVP wollte den Vorfall unter dem Deckel behalten. Denn Dieter Haller war zum damaligen Zeitpunkt Ständeratskandidat der SVP Luzern. «Wir wollten die Wahlchancen der kantonalen SVP nicht mindern und deshalb den Ball flach halten», so Lingg. Haller wurde schliesslich nicht gewählt.
Nun der Plottwist
Jetzt äusserte sich die SVP gegenüber «zentralplus». Statt gegen ihren Präsidenten Haller schiesst die Partei nun gegen den «Informanten» Holenweger. Mit der Konsequenz, dass dieser aus der Partei ausgeschlossen und angezeigt wird: «Die Parteileitung der SVP Stadt Luzern verurteilt in aller Deutlichkeit die Diskreditierung von Herrn Holenweger gegenüber unserem Parteipräsidenten Dieter Haller», heisst es in der Stellungnahme.
Auch von Rufschädigung und von einer «gravierenden» Datenschutzverletzung ist die Rede. Ausserdem fühle sich Haller in seiner Ehre verletzt. Holenweger selbst erfuhr vom gegen ihn eingeleiteten Parteiausschlussverfahren und der Anzeige erst aus der Presse, wie er unserer Redaktion mitteilte.
(red.)
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