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Das Nidwaldner Tierheim Paradiesli stösst an seine Grenzen

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«Kein Hund erzieht sich von allein» – Tierheime sind am Anschlag

Nadine Purtschert, 27. Februar 2024, 09:29 Uhr
Tierheime sind verzweifelt. Weil die Verantwortlichen von Abgabeanfragen überschüttet werden, wird der Platz knapp. Denn viele der Hunde sind verhaltensauffällig und können kaum mehr vermittelt werden. Die Tierheime ziehen nun die Notbremse.

Beim Tierheim an der Ron in Root klingelt das Telefon aktuell häufig. Es gebe immer mehr Hundebesitzer, die mit ihrem Tier überfordert seien und es abgeben möchten. «Die Anfragen für Abgabehunde hat zugenommen», bestätigt Yanick Ennen, stellvertretender Leiter des Tierheims.

Dasselbe Bild auch beim Tierheim Paradiesli in Ennetmoos. Seit 24 Jahren kümmert sich das Heim um Tiere in Not. Nun stösst es aber an seine Grenzen: «Was zurzeit traurige Realität ist, haben wir so in all den Jahren noch nie erlebt», heisst es auf der Website des Tierheims. Sie erhalten momentan übermässig viele Anfragen für die Aufnahme von Hunden, die verhaltensauffällig sind und teils bereits gebissen haben.

Beisshunde bleiben für immer im Heim

Für diese fehle aber der Platz und die nötige Zeit, so das Tierheim Paradiesli. Die Hunde bräuchten eine besondere und sehr aufwendige Betreuung. Aktuell kümmert sich das Tierheim um 18 Hundezimmer, neun davon mit Beissvorfällen oder schweren Auffälligkeiten. «Die Chance auf Adoption stehen für solche Hunde schlecht.» Daher bleiben solche Tiere meist ihr Leben lang im Heim und besetzen die begrenzten Plätze.

Immer mehr Hundehalter kämen ins Heim und würden den Mitarbeitenden ein schlechtes Gewissen machen, damit sie ihren Hund abgeben dürfen. Das tierliebe Personal habe mit Aussagen zu kämpfen wie: «Dann wird der Hund eingeschläfert, sie sind seine letzte Rettung.» Die Situation sei für alle Beteiligten belastend. Dies erklärt auch Yanick Ennen vom Tierheim an der Ron.

Corona und Tierhandel im Internet

Warum es überhaupt so weit gekommen ist, sei dem einfachen Tierhandel im Internet zu verschulden und den Nachwehen von Corona, vermutet das Tierheim aus dem Kanton Nidwalden. «Seit drei Jahren drängt ein Tsunami von schwer verhaltensauffälligen, bissigen und schwierigen Hunden in die Tierheime.»

Abgabeanfragen im Tierheim in Ennetmoos werden neu von einem dreiköpfigen Gremium behandelt.

Der Stiftungspräsident Klaus Odermatt hat auf die prekäre Lage reagiert, berichtet die «Luzerner Zeitung». Abgabeanfragen werden neu von einem dreiköpfigen Gremium behandelt und nicht mehr von den Mitarbeitenden selbst. «Es macht keinen Sinn, einen Hund aufzunehmen im Wissen, dass er kaum wieder vermittelt werden kann, stattdessen aber Platz für andere Hunde blockiert», betont er.

Das Tierheim hoffe, dass die Menschen ihr Verhalten ändern und auch, dass die Politik auf die wachsende Problematik mit verhaltensauffälligen Hunden reagiere. «Kein Hund erzieht sich von allein. Nur Liebe und grenzenloses Verwöhnen führt nicht automatisch dazu, dass der Hund sich benimmt.»

Bestimmte Hunde sind immer noch willkommen

Findeltiere aus den Kantonen Ob- und Nidwalden sowie Uri seien im Tierheim Paradiesli weiterhin willkommen, betonen die Verantwortlichen. Diese nähmen weniger Zeit der Mitarbeitenden in Anspruch. Gleiches gelte für Hunde, die im Rudel gehalten und einfacher wieder platziert werden können.

Beitrag von Tele 1 über die Behandlung von verhaltensauffälligen Tieren:

Quelle: Tele 1

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 27. Februar 2024 05:43
aktualisiert: 27. Februar 2024 09:29