Bleiben frischgebackene Mütter künftig weniger lang im LUKS?
Heute bleiben Mütter nach der Geburt drei bis vier Tage im Spital, bevor sie nach Hause gehen. So auch im Luzerner Kantonsspital, LUKS. Die Aufenthaltsdauer ist abhängig von der Art der Geburt, schreibt die «Luzerner Zeitung». Also ob es ein Kaiserschnitt war oder eine natürliche Geburt. Beim LUKS wird allerdings beobachtet, dass Frauen auf eigenen Wunsch immer früher aus dem Spital austreten.
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Markus Hodel, Chefarzt Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin an der Frauenklinik Luzern, erklärt, dass das LUKS daher den Frauen künftig einen einfacheren Austritt «ermöglichen will». Betont aber, dass es keine Pflicht sei, einen Tag früher nach Hause zu gehen, sondern eine Option. Die offizielle Umsetzung dieser Option soll im ersten Halbjahr 2024 erfolgen.
Der Verein Hebamme Zentralschweiz wurde Ende Oktober über die geplante Neuerung informiert. Die Geschäftsführerin des Vereins, Karin Bachmann, sagt, dass ihr dies «ganz klar als Sparmassnahme» kommuniziert wurde. Das sei nachvollziehbar: «Dass das Gesundheitssystem sparen muss, ist kein Geheimnis», so Bachmann.
Sparmassnahme des Spitals?
Das LUKS widerspricht der Darstellung, es handle sich um eine Sparmassnahme. Man wolle einem Bedürfnis nachkommen. Und: «Die vertraute Umgebung zu Hause trägt zur Verbesserung der Erholung und des Kennenlernens des Babys bei», betont der Chefarzt Geburtshilfe, Markus Hodel.
Aufenthaltsdauer nicht so relevant
Ob Sparmassnahme oder nicht: Das Wohl der Mütter stehe im Vordergrund. «Die Bedürfnisse der Frauen sind sehr unterschiedlich. Jene, die bereits Kinder haben, wollen entweder tatsächlich so schnell wie möglich nach Hause zur Familie – oder eben genau nicht, weil sie die Zweisamkeit mit ihrem Neugeborenen geniessen und sich im Spital erholen möchten.» Mütter, die zum ersten Mal gebären, würden sich meist auf die Zeit einstellen, die ihnen im Vorhinein kommuniziert wurde.
Am wichtigsten für eine gute Erholung sei jedoch nicht das Austrittsdatum, sondern eine gute Organisation und Betreuung. So könne das Wochenbett sowohl im Spital als auch zu Hause gut funktionieren.
Dass Frauen schnellstmöglich wieder nach Hause wollen, beobachtet Karin Bachmann vom Hebammenverein Zentralschweiz nicht. «Ohnehin sind auch drei Tage nur eine kurze Zeit, wenn so viel neu ist.» Sie ist aber nicht grundsätzlich gegen einen verkürzten Spitalaufenthalt: «Per se bringt dies keinen Nachteil mit sich. Wir Hebammen können Mutter und Kind zu Hause ebenfalls sehr gut betreuen und alle nötigen Tests machen.»
Folgen für Hebammen
Eine Verkürzung der Dauer müsste also von den Hebammen abgefedert werden. Für Bachmanns Verein, dem über 100 frei praktizierende Hebammen angeschlossen sind, hätte dies Auswirkungen: «Für unseren Verein würde die Änderung vor allem einen grösseren Organisationsaufwand bedeuten und die Hebammen selbst müssen noch kurzfristiger bereitstehen.»
Tiefste Beiträge an Hebammen im Kanton Luzern
So würden die Forderungen nach einer durch den Kanton geregelten Bereitschaftsentschädigung noch dringender, betont Bachmann. In Luzern werden den Familien einmalig 120 Franken in Rechnung gestellt. Früher war der Kanton dafür zahlungspflichtig, doch aus Spargründen wurde dies 2005 geändert. Die 120 Franken sind einer der tiefsten Beiträge landesweit. In anderen Zentralschweizer Kantonen ist er um die 250 Franken, im Kanton Zug gar 400 Franken.
Ob nun die Krankenkassen dafür zahlen sollen oder die Familien, steht in Diskussion. Die Regierung überlege sich mögliche nächste Schritte.