Wegen Mord angeklagt

Luzerner beteuert seine Unschuld – Psychiater beschreibt ihn als Egozentriker

24. Oktober 2023, 07:26 Uhr
Ein Schweizer aus dem Kanton Luzern soll 2021 in Emmenbrücke seine Partnerin mit 65 Messerstichen getötet haben. Am ersten Prozesstag am Luzerner Kriminalgericht hat der 36-Jährige angegeben, von seiner Partnerin angegriffen worden zu sein.

Der Beschuldigte schilderte den Richtern, während eines Grossteils des Tathergangs eine Bewusstseinsstörung gehabt zu haben. Auch sei er körperlich sehr geschwächt gewesen – beides aufgrund einer Long-Covid-Erkrankung. Er erinnere sich nur an den Streit mit seiner Partnerin am Morgen der Tat.

Diese habe nicht akzeptieren können, dass er die gemeinsame Reise nach Honduras zum Besuch ihrer Eltern aufgrund seiner Erkrankung nicht antreten konnte. Beim Streit sei seine Partnerin aggressiv geworden und habe ihn ins Gesicht geschlagen.

Partnerin soll Messer gezückt haben

Als er ihr nach dem Schlag den Rücken zudrehte, habe er ein metallisches Geräusch vernommen. Seine Partnerin habe nach dem Schmetterlingsmesser in der Schublade gegriffen und gerade auf ihn einstechen wollen, als es ihm gelang, ihren Körper von sich wegzudrehen, sagte er.

Er habe den Versuch unternommen aus der Wohnung zu flüchten, doch seine Partnerin habe ihn überholt, ihm den Weg abgeschnitten und die Haustür verschlossen. Danach könne er sich an nichts mehr erinnern.

Erst später sei er auf dem Küchenboden liegend wieder zu sich gekommen. Seine Partnerin sei neben ihm gelegen. Er habe erkennen können, wie ihr Arm mit dem Messer in der Hand in Richtung Decke gestreckt war und daraufhin auf ihren eigenen Körper niederging.

Von den Richtern auf die insgesamt 65 Messerstiche am ganzen Körper angesprochen, machte der Beschuldigte seine Erinnerungslücke geltend. Er nehme jedoch an, aus einem «Schrecken» heraus gehandelt zu haben. Auch müsse er sich wohl mit aller Energie verteidigt haben.

Gegenteilige Version

In der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft wird eine gegenteilige Version des Tathergangs festgehalten: Als die Partnerin des Beschuldigten am Morgen alleine zum Flughafen aufbrechen wollte, sei es zum Streit gekommen und der Beschuldigte hätte sie mit einem Schmetterlingsmesser angegriffen.

Seine Partnerin habe erfolglos versucht, das Messer mit den Händen abzuwehren und zur Haustür zu flüchten. Diese sei ihr vom Beschuldigten versperrt worden. Daraufhin habe er seine Partnerin in die Küche befördert, wo sie durch weitere Stiche und Schnitte in den Hals schliesslich verblutet sei.

Nach der Tötung machte der Beschuldigte Anstalten, die Leiche zu beseitigen. Nach ein paar Tagen gab der Ex-Mann des Opfers eine Vermisstenmeldung auf, woraufhin sich die Polizei einschaltete. Diese fand schliesslich beim Beschuldigten zuhause den Körper der Frau verpackt in einer Schachtel.

Egozentrisch, perfektionistisch, detailfixiert

In einem Gutachten stellte der forensische Psychiater Frank Urbaniok zudem mehrere Risikoeigenschaften beim Beschuldigten fest. Darunter eine gesteigerte Egozentrik sowie ein gesteigertes Kontrollbedürfnis und Rigidität. Letztere sei nicht nur eine schlechte Eigenschaft, sei aber klassischerweise damit verbunden, dass die Menschen eine Sache nicht gut sein lassen könnten.

Der Gutachter beschrieb den Beschuldigten unter anderem als detailfixiert und perfektionistisch. Er versuche Personen und Situationen zu kontrollieren. Konfliktgeladene Situationen schiebe er auf oder spreche sie nicht an. Die Egozentrik zeige sich darin, sich sehr schnell als Opfer eines Ereignisses zu sehen.

Auch stehe für ihn die eigene Befindlichkeit stark im Zentrum. Hätte eine dieser Risikoeigenschaften zur Tat geführt, so wäre am plausibelsten ein allfälliger «Kontrollverlust» gewesen, so der Gutachter. Rein spekulativ beispielsweise, wenn es am Tatmorgen beispielsweise zu einer Trennung gekommen wäre.

Dieses Gutachten stellte der Verteidiger in Frage. Der zweite Prozesstag findet am Dienstag statt.

Das passierte im Juli 2021

Der angeklagte Schweizer soll am 8. Juli 2021 in Emmenbrücke eine Frau getötet haben. Der Sportlehrer erstach die 29-Jährige aus dem Tessin mutmasslich mit einem Messer. Sie war die Mutter von drei Kindern, als Fitnesstrainerin aktiv und in Honduras aufgewachsen.

Quelle: PilatusToday

Die Luzerner Staatsanwaltschaft beschuldigt den mutmasslichen Täter des Mordes und fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zudem soll er sich einer psychologischen Behandlung unterziehen. Der Prozess läuft nach wie vor.

(sda)

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 23. Oktober 2023 11:43
aktualisiert: 24. Oktober 2023 07:26