Secondhand boomt

Luzerner Brockenhaus erlebt ein Revival

Chantal Gisler, Noah Zimmermann, 19. August 2021, 16:47 Uhr

Quelle: PilatusToday

Nachhaltig und regional einkaufen – das wird seit dem ersten Lockdown immer beliebter. Die Luzerner Brockenstube wurde regelrecht überrannt. Aber auch online hat sich das Geschäft in diese Richtung weiterentwickelt.

Upcycling und Secondhand liegen sehr im Trend. Das spürt auch das Luzerner Brockenhaus. «Nach dem Lockdown gab es einen regelrechten Run, das Thema regional und nachhaltig war omnipräsent», sagt Mats Huwyler, Leiter Profitcenter Logistik, der für das Luzerner Brockenhaus verantwortlich ist. Und der Trend hält an. «Nach dem Lockdown öffneten wir zuerst nur den Hinterhof. Die Leute waren neugierig und viele kamen vorbei, um sich mal umzusehen.»

Auf drei Stockwerken bietet das Brockenhaus Möbel, Kleider und andere Haushaltsgegenstände an. Im Hinterhof stehen Gartenmöbel, Grills und Stühle. Gerade werden neue Waren angeliefert. Aus einem Lieferwagen laden zwei Männer die Sachen aus, darunter einen Bildschirm und einen Computer.

Das Luzerner Brockenhaus der IG Arbeit wird viel besucht und ist beliebt. «Es gibt keinen typischen Brockigänger. Es sind unterschiedliche Leute: Junge, die sich eine WG zusammenstellen. Ältere Personen, Schnäppchenjäger und sozial schwächere. Aber auch Menschen mit grossem Budget kommen bei uns vorbei.» Früher waren es eher nur sozial schwächere Personen.

Auch schon Pistolen gefunden

Insgesamt 17 Personen arbeiten im Luzerner Brockenhaus. Primär Personen, die wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen, sowie jene, die vom Sozialamt oder von der Invalidenrente leben. Seit zwölf Jahren betreibt die IG Arbeit das Luzerner Brockenhaus. «Wir wollen unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, den Einstieg in den Arbeitsmarkt wieder zu finden», sagt Huwyler.

Die Mitarbeiter prüfen jeden Gegenstand, der hier abgegeben wird. Zwischendurch kommen auch kuriose Sachen zum Vorschein. Etwa Pistolen und Munition. «Die übergeben wir sofort der Polizei», sagt er.

Besonders beliebt sind Möbel wie Holztische, gute Stühle und schöne Lampen. Daneben gibt es saisonale Trends. Etwa Gartenmöbel und Werkzeug im Frühling oder Weihnachtsdekoration im Winter. Einige Möbel werden auch abgeholt und von der Schreinerei der IG Arbeit abgeschliffen und auf einen guten Stand gebracht.

Hohe Ansprüche

Schon von Anfang an wird geschaut, ob der Gegenstand verkauft werden kann. «Wir ermitteln den finanziellen Wert, zu dem wir es verkaufen können», sagt Huwyler. «Einige Gegenstände stellen wir auch auf Onlineplattformen wie Ricardo zum Verkauf. Eben dort, wo es sich am besten anbietet und wir davon ausgehen können, dass es verkauft wird.» Besonders hoch sind die Ansprüche an Kleider und Schuhe. «Sie müssen in gutem Zustand sein, damit unsere Kunden sie auch kaufen.»

Und was passiert mit den Sachen, die nicht verkauft werden? «Wir versuchen natürlich, die Produkte so gut wie möglich zu vermarkten. Aber die Realität ist, dass Gegenstände, die hier nicht wegkommen, weggeworfen werden müssen», sagt Huwyler. Natürlich wird hier getrennt und recycelt, versichert er.

Auch online sehr beliebt

Auch bei «Digitec Galaxus» boomen Secondhand-Artikel besonders stark seit dem ersten Lockdown. In einer Mitteilung schreibt der Onlinehändler, dass sich die Verkäufe von gebrauchten Produkten im letzten Jahr verdoppelt haben. Besonders beliebt sind Handys, Grafikkarten und Monitore.

Dieses Jahr zeichne sich wieder ein starkes Wachstum ab. «Im ersten Halbjahr 2021 wurden bereits zwei Drittel so viele Occasions-Produkte von Privaten verkauft wie im gesamten Jahr 2020.»

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 19. August 2021 11:15
aktualisiert: 19. August 2021 16:47