Rigi-Gondelbahn

Mit 3D-Animation: Gegner kritisieren Gondelbahn-Projekt an der Rigi weiterhin

Nadine Purtschert, 16. September 2023, 07:05 Uhr
So sollen die neuen Gondelbahnen aussehen. Im Bild steht CEO Frédéric Füssenich
© PilatusToday
Die Planung der Rigi-Gondelbahn nimmt weiter Fahrt auf: Nachdem die zweite Auflage des Projekts beim BAV eingereicht wurde, meldet sich Kulturwissenschaftler Stettler zu Wort und erhebt Vorwürfe gegen die Auflage. CEO Füssenich reagiert jedoch gelassen.

Das Projekt der Rigi-Gondelbahn wird schon seit Jahren diskutiert. Im April 2023 wurde es dem Bundesamt für Verkehr vorgelegt. Schon vorher stand es immer wieder in der Kritik. Besonders von Kulturwissenschaftler René Stettler, welcher sich erneut dagegen wehrt.

Zweite Auflage musste eingereicht werden

Acht Einsprachen waren eingegangen, als das Projekt im April öffentlich auflag. Doch da mehrere Masten nicht korrekt ausgesteckt worden sind, musste das Prozedere wiederholt werden. Die Wiederholung der öffentlichen Auflage erfolgte von Mitte August bis Mitte September. Dass sich nun wieder kritische Stimmen gemeldet haben, ist nicht verwunderlich.

Das Projekt zieht sich in die Länge.

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So verschickte der Aktionär der Rigi Bahnen AG, Rigi Kaltbad, René Stettler, eine Mitteilung, in der er mehrere Vorwürfe gegenüber dem Projekt äusserte:

Unterschätzte Naturgewalten

Der Initiant zweier Rigi-Petitionen gegen den Massentourismus, der auf Rigi Kaltbad wohnende Kulturwissenschaftler René Stettler, bemängelt, dass die Rigi Bahnen bei der Planung der neuen Gondelbahn die möglichen Gefährdungen herunterspielen. Zudem hätten sie Umweltaspekte aufgrund des schon früh bevorzugten Bahnsystems einer Gondelbahn mit 13 Masten zu wenig gewichtet. Und dies trotz sicherer Kenntnis der Zunahme der Naturgefahren durch Rodungen für die Masten, Schutzverbauungen und Zugangswege für Masten. Stettler verweist dabei auf die Schutzverbände, welche die Gefährdungen durch Rodungen wiederholt öffentlich gemacht haben.

René Stettler stellt gegenüber PilatusToday und Tele 1 fest: «Im Weggiser Chilewald gibt es eine erhebliche Gefährdung durch Lawinen- und Sturzprozesse sowie Spontanrutschungen und Hangmuren, welche die kantonale Gefahrenkarte mit farbigen blauen, roten und grünen Punkten aufzeigt.»

Gefährdeter Schutzwald

Die Schutzfunktion des Waldes würde zudem beeinträchtigt: Für fünf Masten, darunter drei im Weggiser Schutzwald, bestehe eine erhebliche Gefährdung wegen möglichen Blockschlags. Schutzverbauungen für die Masten sowie die zu sichernden Zugangswege zu den Masten würden die Schutzfunktion des Waldes beeinträchtigende Rodungen nach sich ziehen. Einer künftigen Gondelbahn mit 13 Masten an der steilen Rigi-Südflanke würden dementsprechend erhebliche Naturgefahren drohen, auf die der Kritiker und andere Personen seit Jahren öffentlich hinweisen.

Übermässige Rodungen

Besonders stossend ist für Stettler, dass die Rodungen für viele Baupisten von den Rigi Bahnen im Plangenehmigungsverfahren nicht ausgewiesen worden seien. Ebengerade diese Baupisten, die den Zugang zu den 13 Masten auf 11 Baustellen gewährleisten müssen, würden einen weiteren «erheblichen Eingriff» in die geschützte Landschaft bedeuten und hätten in der 3D-Simulation nicht gezeigt werden können. Es fehle bei den Rigi Bahnen «wie immer an Transparenz und Offenheit», so Stettler. Er verweist auf die Schutzverbände, die diese Meinung wiederholt öffentlich vertreten haben.

Quelle: PilatusToday/https://rigi-800000-sind-genug.ch/

CEO klärt Lage auf und widerspricht Kritik

Frédéric Füssenich, CEO der Rigi-Bahnen, zeigt sich gelassen bei den Vorwürfen des Kulturwissenschaftlers. «Stettler äussert sich regelmässig öffentlich zu Projekten auf der Rigi. Wir leben in einem freien Land und es steht jedem Bürger frei, Behauptungen aufzustellen.»

So könnte ein Blick aus der Gondelbahn aussehen.

© PilatusToday

Er stelle diese Vorwürfe in den Raum, um das Projekt der geplanten Gondelbahn zu verhindern, so der CEO. Bezüglich den «kleingeredeten Rodungen» erklärt er: «Die Rodungen wurden von unserem Ingenieur berechnet und wir haben diese entsprechend ausgewiesen.» Es sei der Rigi Bahnen AG von Anfang an ein grosses Anliegen gewesen, die Realisierung des Bauprojekts möglichst ressourcenschonend umzusetzen.

Geologisches Gutachten

Sie haben ein geologisches Gutachten erstellen lassen, welches unabhängig die Gefahrensituation analysiere: «Ohne diese Vorarbeit hätten wir das Projekt bei der Bewilligungsbehörde gar nicht eingeben können, denn die Vorschriften für ein solches Projekt sind sehr umfassend.» Gegen die Vorwürfe würde der CEO demnach nichts unternehmen.

So geht es weiter

«Herr Stettlers Engagement ist beeindruckend, spielt für das ordentliche Bewilligungsverfahren aber keine Rolle», betont der CEO. Die öffentliche Auflage zum Bauprojekt sei abgeschlossen und die Stellungnahmen zu den Einsprachen verfasst.

Als nächste Schritte werden die zuständigen Behörden von Bund und Kanton die Baueingabe prüfen. Die Einsprecher können zusätzlich zu den Stellungnahmen wieder Rückfragen stellen. Mit einer Plangenehmigung des Bundes sei jedoch frühstens im kommenden Herbst oder Winter zu rechnen. «Dann steht es den Einsprechern frei, den weiteren Rechtsweg zu bestreiten. Wann wir die Bahn bauen dürfen, ist momentan schwierig zu beurteilen», so Füssenich.

Die Visualisierung der Bergstation-Gondelbahn Weggis-Rigi-Kaltbad.

© zVg

Klar ist, dass sie spätestens im September 2027 mit dem Bau der neuen Rigi-Gondelbahn beginnen müssen, da dann die Auflage der bisherigen Bahn ausläuft.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 16. September 2023 07:05
aktualisiert: 16. September 2023 07:05