«Die Zeit ist reif!»: Schweizer wollen mit Reisen die Umwelt verbessern
Im Gespräch mit dem Mitinitianten Dominik Isler wird deutlich: Sie wollen den Tourismus nicht einschränken oder verteufeln. «Wir lieben den Tourismus und die Leute werden auch immer reisen wollen», betont er. Und das sollen sie seiner Meinung nach auch. Beim Reisen könne man ungemein viele Dinge entdecken, lernen und Demut entwickeln.
Was ist das?
Was er aber auch sagt: «Die Zeit ist reif!» Gerade in Luzern sehe man, dass es in der Art und Weise nicht weitergehen könne. «‹Regenerativer Tourismus› nimmt die Tatsache auf, dass wir an die Grenzen stossen», erklärt Dominik Isler. Geläufiger ist der Begriff des «nachhaltigen Tourismus», der darauf abzielt, das Reisen klimaneutral abzuwickeln. «Regenerativer Tourismus» geht aber einen Schritt weiter und will dank des Tourismus Verbesserungen hervorrufen.
Wie soll das funktionieren?
Dominik Isler nennt ein Beispiel aus Südschweden, wo der Tourismus eine Verbesserung der ÖV-Infrastruktur brachte: Konkret merkte man, dass Touristen nur umständlich zu einem Hotspot gelangen. Heute gibt es dort eine neue Buslinie, wovon auch die lokale Bevölkerung in grossem Masse mitprofitiert.
Die «Regenerative Tourism Initiative» oder kurz RTI setzt bei folgender Frage an: Was kann der Tourismus beitragen, um die Welt zu heilen? Dominik Isler ist sich bewusst, dass dies sehr hochgegriffen scheint. Seine Initiative will im Kleinen beginnen und auch das Bewusstsein schärfen. Als weiteres Beispiel nennt er die Biodiversität, die dank des Tourismus gefördert werden kann.
«Heilung» von Destinationen
Tourismusdestinationen – nehmen wir Vitznau oder Interlaken – sollen durch die Hilfe von Dominik Isler und seiner Mitstreiter ihre Identität stärken und die Touristen an dieser Identität teilhaben lassen. Die Initianten gehen also vor Ort und veranstalten zusammen mit den lokalen Tourismusorganisationen sogenannte «Wirkungswerkstätten». Ein sensibilisierter Tourist könne beispielsweise zu einer umweltschonenden Landwirtschaft in Vitznau beitragen. Das macht er, indem er lokale Produkte wertschätzt und konsumiert.
Initianten mit Know-How
Hinter dem Projekt stehen der Luzerner Medienunternehmer Bruno Affentranger sowie Dominik Isler und Fabian Wassmer vom Berner Veranstaltungsplanerbüro Linden 3L AG. Sie setzen auf ein Netzwerk aus Akteuren von Tourismus, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Am Mittwochabend hat ein erstes Netzwerktreffen im Kulturhof Hinter Musegg in Luzern stattgefunden. Der Kanton Luzern und Luzern Tourismus unterstützen das Vorhaben.
Fokus auf Europa
Die RTI will nicht nur in Luzern tätig sein. Im kommenden März sollen Tourismusverantwortliche aus ganz Europa für eine Konferenz nach Luzern kommen. Am Treffen würden Beispiele angeschaut, auseinandergenommen und weitergedacht. «Die Akteure werden den Spirit und das Feuer des regenerativen Tourismus beispielsweise nach Dubrovnik oder Lissabon tragen», ist Dominik Isler überzeugt.
Am Ende geht es um den Versuch, den Zielkonflikt zwischen Reisen und Umwelt zu lösen. Gerade Ende Mai wurde bekannt: Die Schweizer Bevölkerung hat alle natürlichen Ressourcen für das laufende Jahr bereits aufgebraucht. Die Zeit scheint also reif.
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