Luzern

Nicht nur im Sex-Milieu: Menschenhandel ist auch ein Männerproblem

1. Dezember 2023, 07:57 Uhr
Menschenhandel sei nicht nur im Sex-Milieu ein Problem. (Symbolbild)
© Keystone
Die Schweizer Polizeien müssen im Kampf gegen Menschenhandel grossflächiger agieren, das fordert der Bundesrat. Dies, obwohl nur bedingt mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Auch in Luzern ist das Problem bekannt.

«Menschenhandel im Sex-Milieu» ist nicht unbedingt eine überraschende Headline, «Menschenhandel auf dem Bau» schon eher. Wie die Fachstelle «Frauenhandel und Frauenmigration Zürich FIZ» gegenüber der «Luzerner Zeitung» berichtet, werden zunehmend Fälle von Menschenhandel festgestellt, welche die Arbeitsausbeutung betreffen. Simon Steger, Chef der Fachgruppe Sexualdelikte bei der Luzerner Polizei, vermutet gar, dass in diesem Bereich Menschenhandel noch öfters vorkommt als im Sex-Milieu. Abschliessend beurteilen kann er dies allerdings nicht – wegen knapper Ressourcen habe sich Stegers Team bis jetzt ausschliesslich auf das Sex-Milieu konzentriert.

Druck vom Bundesrat

Vor einem knappen Jahr verabschiedete der Bundesrat einen nationalen Aktionsplan gegen Menschenhandel. Damit steigt der Druck auf die Kantone, ihren Kampf gegen den Menschenhandel vermehrt auch auf Baustellen, in Logistikbetrieben, Nagelstudios, Haushaltshilfen oder in der Landwirtschaft zu führen. Eines der strategischen Ziele bis 2027 ist: Die Schweiz bekämpft den Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft wirksam.

Wegen knapper Ressourcen wurden zwar vereinzelt Kontrollen durchgeführt, laut Steger, lag der Fokus aber dabei auf der Schwarzarbeit. Im Bereich des Menschenhandels sei der Ressourcenverbrauch sehr hoch, «deshalb werden wir trotz allem auch weiterhin nur punktuell ermitteln können», wird er in der «LZ» zitiert. Auch wenn in Zukunft noch enger mit anderen Behörden zusammengearbeitet wird.

Hilfe aus der Bevölkerung

Dank Hinweisen aus der Bevölkerung konnte die Luzerner Polizei auch schon punktuell Erfolge verzeichnen: In zwei zusammenhängenden Fällen handelt es sich um mehrere Roma-Knaben aus der Slowakei, die von ihrem Familien-Clan an Schweizer Männer im Kanton Luzern vermittelt wurden. Bei ihnen konnten die Buben mutmasslich im Tausch gegen sexuelle Dienste wohnen. Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft laufen.

Während eine wachsamere, sensibilisierte Bevölkerung helfen kann, mutmassliche Fälle von Menschenhandel aufzudecken, erwartet Simon Steger von anderen Massnahmen weniger. Verstärke Grenzkontrollen beispielsweise hätten wenig Nutzen, wenn Menschen legal aus dem Schengen-Raum einreisen und sogar ein Arbeitsvisum vorweisen können. Am wirksamsten sei, als Kanton zu signalisieren, dass dieses Verbrechen verfolgt wird. «Alles andere wäre ein verheerendes Signal.»

(red./efl)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 1. Dezember 2023 07:57
aktualisiert: 1. Dezember 2023 07:57