Ukraine-Gipfel auf Bürgenstock

«Praktisch nichts mehr frei» – Gibt es genügend Zimmer für die Friedenskonferenz?

Daniel Schmuki, 12. April 2024, 16:54 Uhr
Hotels in Luzern wie beispielsweise das Hotel Schweizerhof sind im Juni bereits jetzt sehr gut gebucht.
© Luzerner Zeitung/Boris Bürgisser
Mitte Juni wird die Zentralschweiz zum Nabel der Welt. Ranghohe Politikerinnen und Politiker werden auf dem Bürgenstock erwartet, um an der Friedenskonferenz für die Ukraine teilzunehmen. Doch wo sollen die Teilnehmenden übernachten? Viele Hotels in der Region sind bereits jetzt sehr gut gebucht.

Eins Vorweg: Die Freude bei den Hoteliers in der Region Luzern und Nidwalden ist gross, dass die Zentralschweiz in zwei Monaten Austragungsort der Ukraine-Friedenskonferenz sein wird. Es gibt jedoch auch ein grosses Aber: Viele Hotels im höheren Preissegment haben am besagten Wochenende vom 15. und 16. Juni kaum mehr Kapazitäten.

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«Es ist praktisch nichts mehr frei», «wir können keine grösseren Gruppen mehr aufnehmen» oder «wir gehen auch ohne Friedenskonferenz von einem ausgebuchten Hotel aus»: Dies ist nur eine Auswahl der Antworten, die PilatusToday und Tele 1 von Hotels in der Region erhalten haben. Aber sie alle zeigen: Die Unterbringung der Teilnehmenden des Ukraine-Gipfels dürfte zur Herkulesaufgabe werden.

Friedenskonferenz mitten in der Hochsaison

Der Grund dafür ist schnell gefunden. «Die Friedenskonferenz findet in der Hochsaison statt», erklärt Roman Omlin, Direktor des Hotel Schweizerhof in Luzern. Zudem ist die Vorlaufzeit mit lediglich zwei Monaten extrem kurz. «In der Nebensaison wäre es deutlich einfacher, einen solchen Anlass zu stemmen», sagt Wolfgang Gehrig vom Hotel Winkelried in Stansstad.

Laut Miriam Böger, Direktorin des Art Deco Hotel Montana in Luzern und Vize-Präsidentin des Verbands Luzern Hotels, kommt die Konferenz diesbezüglich also zu einem «ungünstigen Zeitpunkt». Im gleichen Atemzug fügt Böger jedoch an: «Es ist eine grosse Ehre, dass so etwas Wichtiges, das vielleicht in die Geschichtsbücher eingehen wird und unsere Enkel dereinst in der Schule lernen werden, in der Zentralschweiz stattfindet.» Und Roman Omlin ergänzt: «Es ist kein Wunschkonzert. Wichtig und erfreulich ist, dass die Friedenskonferenz in der Zentralschweiz stattfindet.»

Wertschöpfung für Region dürfte gross sein

Und davon dürften die Hotels in der Region deutlich mehr profitieren als von den Übernachtungen selbst, zeigt sich Miriam Böger überzeugt: «Wenn Bilder von Luzern, vom Vierwaldstättersee oder vom Pilatus um die Welt gehen, ist das nie ein Nachteil für den Tourismus. So etwas hat immer einen positiven Impact für die Region.»

Das Hotel Winkelried in Stansstad liegt direkt am See. Aber auch hier findet man am Wochenende vom 15./16. Juni kaum noch freie Zimmer.

© Nidwaldner Zeitung/Philipp Unterschütz

Hinzu kommt, dass die Ukraine-Friedenskonferenz im Gegensatz zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos nicht eine knappe Woche dauert, sondern lediglich ein Wochenende. «Daher werden diese Übernachtungen unser Geschäftsergebnis nicht spürbar beeinflussen», meint Roman Omlin vom Hotel Schweizerhof.

Freie Zimmer werden vorsorglich reserviert

Doch wo sollen die zahlreichen Teilnehmenden der Friedenskonferenz übernachten, wenn es kaum mehr freie Hotelbetten gibt? Das Bürgenstock Resort verweist ans Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Dieses will die Frage jedoch nicht konkret beantworten. EDA-Sprecherin Léa Zürcher sagt auf Anfrage lediglich, dass die Vorbereitungen in vollem Gang seien und das Aussendepartement in engem Kontakt mit Hotels in der Region und den Tourismusorganisationen stehe.

Etwas konkreter werden die Hoteldirektoren. Diese sagen, dass sie die noch freien Zimmer vorsorglich reservieren werden und bei Bedarf den Konferenz-Teilnehmenden zur Verfügung stellen wollen. «Wir werden unser Bestmögliches tun, damit wir noch Hotelzimmer abgeben können», so Miriam Böger vom Verband Luzern Hotels. Was jedoch für alle angefragten Hoteldirektoren klar ist: Bereits getätigte Buchungen sollen nicht annulliert werden, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.

Beginnt jetzt die grosse Preisschlacht?

Die Zimmer sind knapp, die Nachfrage hoch. Daher stellt sich die Frage: Was für Auswirkungen hat die Zimmerknappheit auf die Preise? Kostet eine Hotel-Übernachtung am besagten Wochenende bald doppelt so viel wie üblich? Roman Omlin vom Hotel Schweizerhof bleibt diesbezüglich vage: «Der Preis wird immer auch durch die Nachfrage bestimmt.»

Zimmer, die aktuell noch frei sind, will das Hotel Montana in Luzern vorsorglich für die Teilnehmenden der Ukraine-Friedenskonferenz reservieren.

© KEYSTONE/Urs Flueeler

Und Miriam Böger vom Verband Luzern Hotels meint: «Profit aus einer solchen Situation zu schlagen wäre nicht clever. Das ist sehr kurzfristig gedacht. Es ist keine Luxusmesse, sondern ein ernstes politisches Thema. Ich gehe davon aus, dass viele Hotel-Kollegen ähnlich denken und deshalb keine Preis-Experimente wagen.»

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 12. April 2024 16:54
aktualisiert: 12. April 2024 16:54