Messerstecherei in Luzern

Schnittverletzungen «bis zu den Knochen» – 32-Jähriger vor Gericht

Vanessa Zemp, 28. September 2022, 06:22 Uhr
Im Juni 2020 kam es an der Baselstrasse zu einer Messerstecherei. (Symbolbild)
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Im Juni 2020 kam es im Restaurant «Pizzeria und Kebabhaus Kreisel» an der Baselstrasse zu einer Messerstecherei. Ein heute 32-jähriger Kurde stach mit einem Messer auf einen Bekannten ein. Dafür musste er sich heute vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten.

«Ich weiss es nicht mehr, heute bin ich ein anderer Mensch.» Gefasst und gleichzeitig nervös. So wirkt der Mann heute vor Gericht. Mit unruhigen Füssen sitzt der Beschuldigte im Gerichtssaal auf seinem Stuhl, seine Antworten ruhig und knapp. Heute schäme er sich für seine Tat, wie er dem Richter offenbarte.

Zum Zeitpunkt der Tat war der heute 32-Jährige psychisch krank, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist. Eine Therapie habe ihm bereits sehr viel geholfen, wie er heute vor dem Kriminalgericht sagte.

Was genau geschah

Juni 2020: Am Abend des 23. Juni kam es im Restaurant «Kreisel Pizzeria und Kebab Haus» an der Baselstrasse zu einer Messerstecherei. Der Beschuldigte stach mit einem Klappmesser mehrmals auf das Opfer ein.

Die beiden kannten sich aufgrund ihrer kurdischen Herkunft – das Verhältnis war angespannt. Bereits mehrere Male kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Der Beschuldigte näherte sich um etwa 10 Uhr abends dem Restaurant Kreisel, ein Bekannter rauchte draussen. Als der Beschuldigte den Bekannten nach einer Zigarette fragte, kam es erst zu einer verbalen, dann zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung.

Das Opfer ging anschliessend ins Restaurant – gleichzeitig kam ein Mitarbeiter des Restaurants aus der Küche. Als auch der Beschuldigte das Restaurant betreten wollte, versuchte der Mitarbeiter ihn davon abzuhalten.

«Ich töte dich»

In diesem Moment nahm der heute 32-Jährige sein Klappmesser aus der Hosentasche, öffnete es hinter seinem Rücken, schob den Mitarbeitenden zur Seite und ging auf das Opfer zu. Da dieser vor der Theke stand, konnte er nicht flüchten. Mit voller Kraft stach der Beschuldigte auf den Oberkörper des Opfers ein. Mehrfach rief er: «Ich töte dich.» Der Mitarbeitende flüchtete aus dem Restaurant, der Beschuldigte sah dies und verfolgte ihn. Er schrie ihm nach: «Ich habe ihn getötet.» Wenig später brach er die Verfolgungsjagd ab und ging zurück in seine Wohnung an der Baselstrasse. Dort wurde der Mann von der Polizei gestellt und festgenommen.

Das Opfer wurde bei der Messerattacke lebensbedrohlich verletzt. Eine klaffende Schnittverletzung am Brustkorb sowie «bis zu den Knochen reichende Schnittverletzungen am linken Unterarm» wurden festgestellt. Nach einer Erstversorgung durch Rettungsdienst und Notarzt vor Ort musste der Mann im Spital notoperiert werden.

Wie geht es weiter?

Es sei nicht sein Wille gewesen, jemanden zu verletzten, sagte der Beschuldigte heute vor dem Luzerner Kriminalgericht aus. Wie es so weit gekommen ist, könne er sich nicht erklären. Seit längerer Zeit befindet er sich nun in psychiatrischer Behandlung, dies habe ihm bereits sehr geholfen, wie er vor Gericht erklärte.

Das Luzerner Kriminalgericht fällte heute noch kein Urteil. Es wird zu einem späteren Zeitpunkt schriftlich eröffnet. Die Staatsanwaltschaft fordert für den 32-Jährigen eine Gefängnisstrafe von acht Jahren sowie einen Landesverweis von zwölf Jahren.

Die Verteidigung fordert keine Gefängnisstrafe. Der Mann sei zum Tatzeitpunkt schuldunfähig gewesen. Stattdessen solle die Therapie fortgesetzt werden.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 12. September 2022 17:15
aktualisiert: 28. September 2022 06:22