Schwarzarbeit auf der Baustelle der WAS Luzern: Wer ist verantwortlich?
Quelle: Tele 1
«Da stürmten über 20 Polizisten die Baustelle und blockierten die drei Eingänge, damit kein Arbeiter fliehen konnte», erzählt ein Augenzeuge gegenüber PilatusToday und Tele 1. Die Schwarzarbeit-Kontrolle auf der Grossbaustelle Eichhof West in Kriens am Mittwochvormittag hinterliess Spuren. «Bei Beginn der Kontrolle versuchten mehrere Arbeiter sich zu verstecken oder zu flüchten», berichtete die Luzerner Polizei in ihrer Mitteilung am Donnerstag.
Nachdem sie insgesamt 89 Personen kontrolliert haben, führten sie vier mutmasslich schwarzarbeitende Kosovaren ab. Dies in Handschellen, wie ein weiterer Augenzeuge erzählte.
Verzwickt!
Eine solche Grosskontrolle durch die Luzerner Polizei vor Ort kommt zustande, wenn bei der Kantonalen Industrie- und Gewerbeaufsicht KIGA Hinweise eingehen, es sich um einen begründeten Verdacht handelt und diese das Vorgehen dann gemeinsam mit der Luzerner Polizei einleitet.
Das Verzwickte an der Schwarzarbeit auf der Baustelle Eichhof West: Die KIGA gehört zur Bauherrin der Baustelle, der WAS Luzern.
Die WAS Luzern zeigt sich über das Vorkommnis bestürzt: «Wir sind ganz und gar nicht glücklich über den Vorfall», sagt Alain Rogger, Leiter WAS Immobilien AG gegenüber Tele 1 und PilatusToday.
«Bauunternehmer ist verantwortlich»
Auch wenn sich die WAS Luzern als Bauherrin bestürzt zeigt, die Schuld weist sie von sich: «Unser Haupt-Bauunternehmer ist verantwortlich. Wir haben ihn explizit drauf aufmerksam gemacht, dass uns das ein sehr grosses Anliegen ist», meint Rogger. Sie hätten auch vertragliche Regelungen vereinbart, die es zulassen würden, Konventionalstrafen zu erheben, wenn ein solcher Fall dennoch vorkomme.
Haupt-Bauunternehmer ist laut den anderen auf der Grossbaustelle tätigen Bauunternehmen Anliker, dies bestätigt auch die WAS Luzern. Hier endet unsere Spurensuche, denn der Kommunikationsverantwortliche von Anliker ist in den Ferien und sonst reagiert niemand auf unsere Anfragen.
Im Gespräch mit Alain Rogger der WAS Immobilien AG erfahren wir aber, dass nicht Anliker die vier Kosovaren für sich schwarzarbeiten liess. Dies deckt sich mit der Aussage der Luzerner Polizei, die Personen seien von einem Subunternehmen angestellt gewesen. Ein Subunternehmen, für welches schlussendlich aber doch Anliker die Verantwortung trägt – zumindest gegenüber der Bauherrin WAS Luzern.
Vorbild versagt?
Ja, es ist verzwickt. Und dass es genau der WAS Luzern passiert ist, macht es umso heikler. «Wir sind uns unserer Vorbildfunktion gegenüber allen anderen Baustellen bewusst, dieser wollen wir gerecht werden – wir werden mit allen Mitteln versuchen, die Unternehmen nun zu sensibilisieren», sagt Alain Rogger. Und nicht nur das: «Wir werden mit dem Haupt-Bauunternehmen ein ernstes Wort sprechen.»
Viele Verstrickungen, eine Polizeirazzia, vier mutmassliche Schwarzarbeiter – aber immerhin: «Es gab keinen Bauunterbruch, und es wird auch keine Verzögerungen geben», so Rogger. Demnach werden die Mitarbeitenden der WAS Luzern wie geplant im Sommer 2026 ihre neuen Büros beziehen.
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