Wieso watscheln in der Stadt so viele Enten herum?
Auf dem Heimweg, als ich im Park vor meiner Haustüre stand, sah ich zwei Enten. Dicht aneinandergedrückt schliefen sie friedlich in einer kleinen Pfütze. Ein Weibchen und ein Männchen. Mitten in der Stadt Luzern. Weit weg vom Vierwaldstättersee. Direkt vor meiner Wohnung. Ich blieb etwas verwundert stehen und bemerkte, dass nicht nur ich erstaunt war. Jede und jeder, der vorbeilief, blieb überrascht stehen und schaute die Enten an.
Die Stadt als sicherer Brutplatz
Was mich und viele andere überraschte, ist ganz normal für diese Zeit. Zwischen Mitte März und Ende Juli ist gemäss Vogelwarte Sempach Brutzeit. So kann es vorkommen, dass man in der ganzen Stadt Entenpaare antrifft. Da Enten menschenfreundlich sind, kann es vorkommen, dass sie ihre Nester auf Balkonen, Dachterrassen oder in Blumenkisten inmitten der Stadt bauen. Diese Orte sind von Vorteil, die Brut ist so vor Raubtiere sicher. Der Weg zurück ins Wasser, dafür schwierig.
Gefährlicher Weg zurück
Um Nahrung zu finden, müssen die Küken und ihre Mutter nach der Geburt so schnell wie möglich zurück ans Wasser. Die Entenmutter kennt kein Pardon. Hat sie ihr Nest auf einem Dach, Balkon oder in einem Baum gebaut, fordert sie die Küken, erst wenige Stunden alt, zum Sprung auf. Ohne grosse Furcht lassen sich die Küken fallen, spreizen dabei ihre Schwimmhäute und schlagen heftig mit ihren Flügelchen. Das leichte Gewicht und dicke Daunenkleid sorgen für eine mehr oder weniger weiche Landung.
Der tiefe Sprung ist aber längst nicht die einzige Gefahr. Befindet sich das Nest in der Stadt, warten Strassenverkehr sowie Bauhindernisse, welche den Enten das Überleben erschweren.
Was tun, wenn eine Ente auf meinem Balkon brütet
Futter oder Wasser sollte man den Küken nicht geben, denn am Anfang ernähren sie sich nur von Insekten. Wichtig ist, dass die Entenfamilie so schnell wie möglich an ein Gewässer gebracht wird. Gemäss der Vogelwarte Sempach soll man zuerst die Mutter eingefangen werden. Entweder packt man beherzt zu oder wirft ein Leintuch über sie. Man hat nur einen Versuch! Fliegt die Enten-Mama weg, müssen die Küken in eine Pflegestation gebracht werden.
Die Enten-Mama und die Küken werden in zwei verschiedene Kartons gepackt. Am Gewässer angekommen, öffnet man zuerst den Karton mit den Küken und wenn sie angefangen haben zu piepsen, dann öffnet man den Karton mit der Mutter.
«Ente gut, alles gut»
Dass im Moment Enten durch die Stadt watscheln oder sich ein Plätzchen suchen, um ihre Eier auszubrüten, ist also nichts Aussergewöhnliches. Damit den Tieren nichts passiert, kümmert sich die Ornitologische Gesellschaft der Stadt Luzern um sie. Sie begleiten die Entenfamilie, bis sie am Wasser heil ankommen.