«Wir teilen die Vorbehalte nicht»: SRF und Paraplegiker-Stiftung weisen Kritik zurück
In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Paraplegiker-Stiftung SPS hat das SRF eine fünfteilige Dokumentation produziert. Sie begleitet im Rahmen von «SRF ohne Limit» drei Teams von je einem Rollstuhlfahrer mit zwei Begleitpersonen, die sich ein Rennen über die Schweizer Alpen liefern. Sie legen die Strecke von Göschenen nach Airolo mit ihrem Rollstuhl zurück.
Scharfe Kritik seitens Rollstuhlfahrer
Nach Ausstrahlungsbeginn hat sich ein Paraplegiker bei uns gemeldet, der vor rund 20 Jahren einen Velounfall hatte und seither im Rollstuhl sitzt. Er übt scharfe Kritik an der Rollstuhl-Doku des SRF. Auf ihn habe die Geschichte sehr gestellt gewirkt; es entspreche in keiner Art und Weise dem, wie man sich im Rollstuhl fortbewege.
Doch das ist nicht sein einziger Kritikpunkt. Er findet es auch schwierig, dass die Serie in Zusammenarbeit mit der Schweizer Paraplegiker-Stiftung entstanden ist. «Wenn eine solche Organisation ein solches Projekt unterstützt, hat das eine riesige Strahlkraft», sagt er. Die Stiftung müsse sich stärker bewusst sein, was dort passiert. Er könne sich nicht vorstellen, dass das Zentrum in Nottwil zu 100 Prozent hinter der Message der Sendung stehen könne. Ausserdem ist er der Meinung, dass die Stiftung die in die Sendung investierten Gelder besser hätte einsetzen können. Was sagen die SPS und das SRF zu dieser Kritik?
«Wir teilen die genannten Vorbehalte nicht»
Inwiefern war die SPS in das Projekt des SRF überhaupt involviert? Die Stiftung sei als Sendungspartnerin aufgetreten, unter anderem durch Werbung sowie der Finanzierung von Produktionshilfen, erklärt Andrea Neyerlin, Medienverantwortliche SPS.
«Ebenso wurde die medizinische Betreuung aller Teilnehmenden während der Dreharbeiten durch den Chefarzt Paraplegiologie des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ) sichergestellt», führt sie weiter aus.
Die SPS sei die Partnerschaft mit dem SRF eingegangen, um eine Sensibilisierung für die Anliegen der Menschen mit Querschnittlähmung erreichen zu können. Die finanzielle Unterstützung der Sendung sei im Rahmen des bestehenden Werbebudgets erfolgt. «Werbung ist ein sehr wichtiges Mittel für die SPS, um den Mitgliederbestand zu halten beziehungsweise auszubauen. Ein Mittel, das letztlich Menschen mit Querschnittlähmung unterstützt», so Neyerlin. Durch mehr Mitglieder könne die SPS ihre Dienstleistungen stets ausbauen, was den Betroffenen zugutekomme.
Beeinträchtige Menschen in den Mittelpunkt stellen
Bei der Frage, inwiefern die beiden Institutionen die Kritik verstehen können oder sie deplatziert finden, sind sich beide einig. Hansjörg Niklaus, Leiter Factual Entertainment SRF erklärt:
Das Format solle erstmals auch Menschen mit Beeinträchtigung im Rahmen einer Wettkampf-Show in den Mittelpunkt stellen. Ähnliche Sendungen seien bisher meist auf Menschen ohne Beeinträchtigung beschränkt gewesen.
«Auch bei vergleichbaren Wettkampf-Formaten, die sich an Menschen ohne Behinderungen richten, wird nicht das Bild vermittelt, dass alle Personen zu den gezeigten Höchstleistungen imstande sind. Dies soll auch nicht so verstanden werden, wenn Menschen im Rollstuhl teilnehmen», so SRF-Mann Niklaus. Das Ziel sei im Allgemeinen, auf allen Ebenen der Gesellschaft nach mehr Inklusion zu streben. «Und dazu ist diese Sendung ein weiterer Schritt», ist sich Niklaus sicher.
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