Zwischenfall in St.Gallen

«Wir wurden von 20 FCL-Fans umzingelt» – Schlägerei im Zug nach Fan-Aufmarsch

Philomena Koch, 3. April 2024, 14:28 Uhr
Nach dem Auswärtsspiel des FCL in St.Gallen soll es in einem Zug zu einem Zwischenfall gekommen sein. (Symbolbild)
© St.Galler Tagblatt/Benjamin Manser
Obwohl der Gästesektor im Kybunpark für die Luzerner geschlossen war, erschienen die FCL-Fans am Ostermontag in Scharen. Statt Extrazug reisten sie daher per Regelzug. Dort kam es nach der Partie zu einer Schlägerei mit St.Gallern.

Eigentlich hätten die FCL-Fans für die Partie des FC St.Gallen gegen Luzern am Ostermontag wegen des gesperrten Gästesektors zu Hause bleiben sollen. Wie die Stadtpolizei St.Gallen noch am Montagabend mitteilte, kamen trotzdem rund 800 Luzerner Fans in den Kybunpark. Die Luzerner seien nach dem Spiel von der Stadtpolizei St.Gallen zurückgehalten und dann auf einen Regelzug am Bahnhof Winkeln begleitet worden.

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Auseinandersetzung in Regelzug

In einem solchen Regelzug sei es zu einer Reiberei zwischen den zwei Fanlagern gekommen, wie ein FCSG-Fan gegenüber FM1Today erzählt. «Mein Kollege und ich wurden von etwa 20 FCL-Fans umzingelt – einige waren vermummt. Der ganze Zug war gefüllt mit Luzernern. Sie forderten uns dazu auf, unsere Fanartikel auszuziehen», sagt der Fan weiter, der anonym bleiben möchte. Er und sein Kollege seien im Zug von St.Gallen in Richtung Gossau unterwegs gewesen, als die gegnerischen Fans plötzlich in Winkeln zugestiegen seien.

Nachdem die Luzerner am Kollegen des Leserreporters herumgezerrt hätten, sei dieser der Aufforderung der Luzerner nachgekommen und aus dem Zug geflüchtet. «Ich wollte auch aussteigen, doch sie hielten mich auf und öffneten den Reissverschluss meiner Regenjacke. Darunter trug ich eine Fanjacke des FC St.Gallen» beschreibt der FCSG-Fan die Situation.

Prügelei endet mit blauen Flecken und zerrissenem T-Shirt

Was dann passiert sei, wisse er nicht mehr genau, so viele Schläge habe er auf den Kopf bekommen. Ein paar der Luzerner hätten auf ihn eingeschlagen und seine Fanjacke aus dem Zug geworfen. Er sei mit einem brummenden Kopf, blauen Flecken und einem zerrissenen T-Shirt davon gekommen, wie auch Bilder des anonymen Fans zeigen, die der Redaktion vorliegen.

Von der Polizei sei er enttäuscht. Obwohl Polizisten mit der nötigen Ausrüstung vor Ort gewesen wären, sei ihm nicht geholfen worden. Auch verstehe er nicht, wieso die Fans in einen Regelzug gebracht wurden. Und er sagt: «Da muss man etwas machen. Ich weiss auch von weiteren Fällen. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein.»

Regelzug bringt viele Herausforderungen für Polizei

Bei der Stadtpolizei St.Gallen hat man Kenntnis vom Vorfall. Ob und von wo aus die Einsatzkräfte den Vorfall beobachtet hätten, ist dem Mediensprecher Polizei, Dionys Widmer, nicht bekannt. «Die Polizei hat die Luzerner Fans begleitet, darauf geschaut, dass die Perrons frei sind und sie ruhig in den Zug einsteigen», so der Mediensprecher. Zudem achte man in einer solchen Situation darauf, dass sich die Polizisten eher etwas im Hintergrund in Bereitschaft halten und nicht direkt dort stehen, wo alle Fans einsteigen. So wolle man eine mögliche Eskalation verhindern. Im Nachhinein handeln kann die Polizei generell nur dann, wenn Anzeige gemacht wird. Dies muss bei der Kantonspolizei St.Gallen gemacht werden.

Da bei dem Spiel kein Gästesektor geplant war, fuhr am Montag auch kein Extrazug für die auswärtigen Fans. «Die An- und Abreise per Regelzug bringt weitere Herausforderungen mit sich. Wir wissen nicht genau, wie die Fans anreisen. Bei einem Extrazug wissen wir genau, wann wie viele Fans kommen und gehen. Am Montag war im Vorfeld einiges unklar für die Polizei», sagt Widmer. Gemäss Stadtpolizei will man sich in den nächsten Tagen mit der Aufarbeitung beschäftigen.

Dass der Gästesektor trotz Sperre kurzfristig für die FCL-Fans geöffnet wurde, hatte im Nachgang der Partie für Kritik gesorgt. Es gab aber auch lobende Stimmen, etwa von der Luzerner Fanarbeit.

Quelle: FM1Today/PilatusToday
veröffentlicht: 3. April 2024 11:24
aktualisiert: 3. April 2024 14:28