Marco Odermatt über Highlights, Ziele und Sommerpläne
Die dritte grosse Kristallkugel in Folge steht auf einem Podest neben Marco Odermatts Stuhl im Hotel Terrace in Engelberg. Daneben auch noch die drei kleinen Kristallkugeln der Disziplinen Super-G, Riesenslalom und Abfahrt. Letztere habe für Odermatt eine besondere Bedeutung.
Die Abfahrt habe die grössten Rennen und diese hätten auch die grössten Geschichten dahinter. «Daher ist für mich der Gewinn der Abfahrtskugel ein grosser Erfolg.» Darauf sei er im Rückblick auf seine Saison besonders stolz.
Hat diese Saison die vergangene nochmals getoppt?
«Ich glaube schon. Ich habe mir gestern auf dem Heimflug von Kvitfjell in mein Tagebuch ein paar Notizen gemacht und geschrieben: Saison getoppt!» Manchmal hinterfrage er sich aber selbst, wieso er so gut ist. «Ich habe auch schon meinen Trainer angerufen und ihn gefragt, wieso ich schon wieder so gut war. Ich mache doch eigentlich das Gleiche wie meine Teamkollegen.» Seine Gelassenheit und dass er so gut abschalten kann, ist aber klar eine grosse Stärke von Odermatt. Und dass er genau weiss, was er will.
Das schätzt auch Stöckli-CEO Marc Gläser: «Marco fordert uns, dies aber auf eine absolut angenehme Art und Weise. Wir wollen ihn weiterbringen und er bringt uns weiter.» Man sei in der Firma unglaublich stolz, so einen Top-Athleten unter Vertrag zu haben.
Gisin wird als Rennchef gefordert
Einer, der seine aktive Karriere an den Nagel gehängt hat und seit gut einem Jahr auch bei Stöckli als Rennleiter unter Vertrag ist, ist Marc Gisin. Er kennt Marco Odermatt schon seit Jugendtagen und ist froh, dass ihre Beziehung immer noch so gut sei: «Wenn es nicht ums Material geht, ist der Umgang zwischen uns gleich geblieben. Beruflich gesehen erwartet er natürlich einiges von mir und dem Team, aber das soll auch so sein», sagt Gisin.
Auf die Frage, wie es denn nun gewesen sei als Rennchef, antwortet er: «Fordernd und sehr streng.» Und doch hat er dabei ein Lachen im Gesicht. Er könne mittlerweile ohne Sehnsucht neben der Rennpiste sitzen und den Athleten beim Wettkampf zuschauen. «Ich habe meinen Platz und meine Aufgabe gefunden.»
Etwas von Odermatts Wunschliste wurde noch nicht erfüllt
Dass Marco Odermatt schon lange seinen Platz in den vordersten Rängen im Weltcup gefunden hat, steht ausser Frage. Trotzdem hat der 26-jährige Buochser noch nicht ganz alles von seiner Wunschliste abhacken können. Drei Sachen habe er vor der Saison aufgeschrieben: Wengen-Abfahrtssieg, Abfahrtskugel und Kitzbühel-Sieg. «Letzteres habe ich noch nicht erreicht», sagt Odermatt gelassen.
Daher gebe es natürlich noch Ziele für die kommenden Saisons. Rekorde stehen für ihn dabei nicht im Vordergrund, sondern er wolle einfach mit Freude gut Skifahren – und eben so Klassiker wie die Abfahrt in Kitzbühel für sich entscheiden können.
Saisonende gleich Ferienzeit? Nicht für Odermatt
Doch weg von der Vergangenheit und Blick in die Zukunft: Geht es nun in die verdienten Ferien? «Nein», sagt Odermatt. Er sei gleich nach dem Saisonfinale kurz in den Ferien gewesen. Nun war er die vergangenen Tage in Kvitfjell für Skitests und Ende April wird er nach Spanien reisen. «Ich werde auch noch bei Alinghi Red Bull Racing zwei Tage vorbeischauen. Danach kommen auch noch Gino Caviezel und Justin Murisier nach Spanien.» Mit ihnen werde er noch das Moto GP besuchen und dann beginnen sie bereits mit dem Training.
Gerüchte um neuen Konditionstrainer bestätigt
Dies mit dem neuen Konditionstrainer Alejo Hervas. Dieser war vorhin der Konditionstrainer von Lara Gut-Behrami. Sie gingen beim Weltcupfinale in Saalbach im Streit auseinander und Hervas musste auf Druck von Gut-Behrami abreisen. «Jeder macht das so, wie er oder sie es für richtig haltet», sagt Odermatt dazu. Was genau zwischen den beiden abgelaufen sei, gehe ihn nichts an.
Er könne jedoch mit gutem Gewissen mit Hervas ins Training in Spanien starten: «Ich wollte jemanden, der sich im Weltcup bereits auskennt und weiss, was es heisst, Rennen zu gewinnen.» Das bringe der Spanier alles mit und Odermatt erhofft sich auch von ihm, dass er von ihm noch gefordert und gefördert wird. Aber: «Ich hoffe mal, es wird dann nicht schon allzu streng werden», so Odermatt mit einem Augenzwinkern.
Nach dem Spanien-Trip verbringt Odermatt die meiste Zeit zu Hause in der Zentralschweiz. gut möglich also, dass man den Skistar im Sommer auf dem Vierwaldstättersee oder auf der Rigi antrifft.