Nicht nur am Rotsee – Biber hinterlassen in der Zentralschweiz ihre Spuren
Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf
Wer aktuell am Rotsee in Luzern spazieren geht, kann sehen, wer sich am See ausbreitet. Der Biber hat sich ein Zuhause geschaffen, Bäume angeknabbert und einen Bau geschaffen. Der Rotsee ist in der Zentralschweiz allerdings nicht das einzige Zuhause des Nagetiers.
Die Biber haben sich in den letzten Jahren im Kanton Luzern und auch in anderen Gebieten des Schweizer Mittellandes stark vermehrt. «Im Kanton Luzern wird der Bestand auf etwa 150 Tiere geschätzt», erklärt Sybille Roos, Fischereiaufseherin des Kantons Luzern.
Die meisten Biberreviere befänden sich in der Reussebene, einem Teilgebiet des Auenschutzparks Aargau, im Rottal, am Baldegger- und Hallwilersee sowie in der Region St. Urban. «An gewissen Orten leben nur einzelne Tiere, an anderen ganze Familien.»
Aufwendig gebaute Biberdämme als Schutz vor Feinden
In der Zentralschweiz sind Biber auch im Kanton Zug zu finden – hauptsächlich im Umfeld der Fliessgewässer Reuss und der Unteren Lorze, so Martin Ziegler, Amtsleiter für Wald und Wild des Kantons Zug. Erstmals wurde das Tier hier vor 13 Jahren gesichtet. Ersichtlich ist seine Präsenz anhand der Frassspuren und der Biberdämme an Uferböschungen.
Die Biber bauen Dämme aus Ästen, Steinen und Schlamm und erhöhen den Wasserstand eines Gewässers. So können sich die Tiere schwimmend fortbewegen und bei Gefahr abtauchen. Abtauchen in ihren Erdbau, den sie unter Wasser anlegen. So schützten sie sich vor Feinden.
Der Biber sowie sein Erdbau und seine Dämme sind geschützt und dürfen nicht ohne Bewilligung entfernt oder manipuliert werden, so steht es im eidgenössischen Jagd- und Schutzgesetz. Doch so beeindruckend ihre Werke auch sein mögen, für den Menschen können sie zum Nachteil werden.
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Einerseits sei er ein wichtiges Tier für die Biodiversität. «Durch das Fällen von Bäumen und Stauen der Gewässer schafft er für vielen Pflanzen und Tiere einen wichtigen Lebensraum, den sie ansonsten oft nicht mehr haben», so Sybille Roos. Andererseits können seine Aktivitäten aber auch negative Folgen verursachen. «Er fällt Bäume, die lange brauchen, um heranzuwachsen oder überflutet Strassen und landwirtschaftliche Kulturflächen aufgrund seiner Staudämme.»
Ist ein Eingriff in den Lebensraum der Biber notwendig, muss dieser von den Kantonen erst bewilligt werden.
Als konkretes Beispiel für einen Eingriff nennt der Kanton Luzern die Gemeinde Pfaffnau. Dort lebte eine Biberfamilie mit bis zu fünf Tieren. Sie bauten Dämme direkt an den Bauten zum Hochwasserschutz an der Pfaffnern sowie am Burgbach. Bei Hochwasser hätten die Dämme brechen und die Rechenanlage verstopfen können. Die Gemeinde wäre zu wenig vor den Wassermassen geschützt gewesen. Deshalb hatte der Kanton Luzern im Jahr 2017 bewilligt, die Dämme der Biber zu entfernen.
«Das Zusammenleben von Mensch und Biber ist möglich»
Auch im Kanton Zug führen die Bauten der Biber zu herausfordernden Situationen. «Unterirdische Biberbauten in Uferbereichen können unter der Last von Fahrzeugen einbrechen oder Schutzdämme destabilisieren», ergänzt Martin Ziegler.
Kommt es zu solchen Konfliktfällen, würden die verantwortlichen Mitarbeitenden der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) des Kantons Luzern mit allen Beteiligten nach nachhaltigen Lösungen suchen. «Das Zusammenleben von Mensch und Biber ist möglich, bedingt aber eine gewisse Kompromissbereitschaft von allen Seiten.»