«Es tut mir jetzt leid, aber auch ich war mal rassistisch»
Quelle: Pilatus Today
Sandro ist der Sohn eines marokkanischen Vaters und einer Schweizer Mutter. «Für den Vater war es teilweise schon etwas komisch. Wir wohnten damals in einer kleinen Stadt im Kanton Luzern und Leute, die so aussahen wie er, waren nicht üblich. Man hatte schon das Gefühl, dass sie uns komisch angeschaut haben», erzählt die Mutter Elisabeth im Gespräch.
Sandro und sein Bruder machten als Kinder unterschiedliche Erfahrungen. «Schweizer Kindern wurde mehr verziehen. Mit unserem Sohn wurde mehr geschimpft, wenn er etwas angestellt hatte», sagt die Mutter bezogen auf Sandros Bruder Raphael. Während Raphael unter Rassismus litt, machte Sandro hingegen gute Erfahrungen in der Schulzeit: «Ich hatte nie Probleme in der Schule, was Rassismus angeht», so der 28-Jährige.
Sandro erinnert sich nicht daran, aufgrund seines Aussehens anders behandelt worden zu sein als andere Leute. «Dass ich kein 100-prozentiger Schweizer bin, sieht man mir an. Aber mich stört es überhaupt nicht, wenn sie fragen, was für Wurzeln ich habe. Ich fühle mich weder gekränkt noch ausgestossen durch diese Frage.»
«Es tut mir sehr leid, dass ich rassistisch gehandelt habe»
Dass es aber nicht nur Schwarz und Weiss gibt beim Thema Rassismus, zeigt ein Erlebnis von Sandro. «Ich kann mich erinnern, dass ich mich einmal habe mitreissen lassen.» Bei einer Schulkameradin aus Sri Lanka habe er mitgemacht, als die anderen Gspänli gefragt haben, ob sie in Schoggisauce gefallen sei. «Es ist sehr sehr schade, dass ich damals daran beteiligt war, obwohl ich selbst dunklere Haut habe. Es tut mir sehr leid, dass ich rassistisch gehandelt habe.»
Dass man heute noch über Rassismus sprechen muss, stimmt Elisabeth traurig. Ihr Herzenswunsch für die Zukunft: «Ich wünschte mir, dass die Gesellschaft sehen würde, dass die Welt eine bessere wäre, wenn wir alle zusammenhalten würden.»