Naturgefahren

So steht es um die Erdbeben-Gefahr in unserer Region

Sven Brun, 7. Februar 2023, 14:44 Uhr
Die Erdbebengefährdungskarten bilden die Werte für die durch Erdbeben ausgelösten horizontalen Beschleunigungen ab, die in einem bestimmten Zeitraum an einem gewissen Ort auftreten können.
© SED
Das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien kostete viele Menschenleben. Auch in der Zentralschweiz gab es bereits ein Beben der Stärke 5,9. Wie wahrscheinlich ist heutzutage eine Katastrophe in unserer Region?

Im vergangenen Jahr zeichnete der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich (SED) rund 900 Erdbeben auf. 28 davon wiesen eine Magnitude von 2,5 oder mehr auf und waren damit wahrscheinlich spürbar für die Bevölkerung. 2023 sind es bisher knapp 100 Beben, die aufgezeichnet wurden.

Mittelmässige Erdbebengefahr in der Schweiz

Der SED gibt für das Jahr 2023 eine zehnprozentige Wahrscheinlichkeit für ein Magnitude-fünf Erdbeben an. «Die Wahrscheinlichkeit für ein katastrophales Beben mit einer Magnitude von etwa sechs oder mehr liegt bei einem Prozent», schreibt der Erdbebendienst.

Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern wird die Erdbebengefährdung für die Schweiz daher als mittelmässig eingestuft, wobei es regionale Unterschiede gibt. «Das Wallis ist die Region mit der höchsten Gefährdung, gefolgt von Basel, Graubünden, dem St.Galler Rheintal, der Zentralschweiz und der übrigen Schweiz.»

Starkes Erdbeben in der Zentralschweiz unwahrscheinlich

Es sei schwierig zu sagen, wie erdbebengefährdet die Zentralschweiz im Allgemeinen sei, erklärt Anne Obermann vom SED auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Ein Magnitude 7,8 Erdbeben wie in der Türkei und Syrien gelte für die Zentralschweiz jedoch als sehr unwahrscheinlich. «Es gibt in der Zentralschweiz keine Strukturen, die solch starke Beben begünstigen würden», sagt Obermann.

Karte der Epizentren aller instrumentell aufgezeichneten Erdbeben von 1975 bis 2021 mit einer Magnitude ab 2.

© SED

Das stärkste Erdbeben in der Region Zentralschweiz ereignete sich bisher 1601 in Unterwalden mit einer Magnitude von 5,9 und einer Intensität von «VIII». Dies bedeutet gemäss der Skala für die Erdbebenstärke «heftig». Viele Personen würden bei einem solchen Beben das Gleichgewicht verlieren und an den meisten Gebäuden mit einfacher Bausubstanz träten schwere Schäden auf.

Seit 1946 und dem Beben in Siders (VS) gab es jedoch kein vergleichbares Ereignis mehr in der Schweiz. Ob sich in nächster Zeit erneut ein solch starkes Erdbeben ereigne, könne nicht gesagt werden. Der Grund: «Bislang ist keine systematische Vorhersage von Erdbeben möglich.»

Grösseres Erdbebenrisiko in Luzern als im Entlebuch

Eine weitere spannende Karte ist die des sogenannten Erdbebenrisikos, nicht zu verwechseln mit der Erdbebengefährdung. «Das Erdbebenrisiko beziffert den potenziellen Schaden, der von einem Erdbeben ausgehen könnte», erklärt Anne Obermann vom Schweizerischen Erdbebendienst an der ETH Zürich. Neben der Erdbebengefährdung seien auch die Faktoren des Untergrunds, der Gebäude-Verletzlichkeit und die zusammenfassende Wertekonzentration massgebend.

Vor allem in Grosszentren ist das Erdbebenrisiko grösser.

© SED

Auffallend ist, dass primär in grösseren Zentren wie Luzern oder Zug das Risiko in der Zentralschweiz hoch ist. «Es gibt hier sehr viele Gebäude und Menschen, die Schaden nehmen könnten», erklärt Obermann. In ländlichen Regionen wie dem Entlebuch sei das Erdbebenrisiko geringer: «Es kann halt weniger kaputtgehen.»

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 7. Februar 2023 08:12
aktualisiert: 7. Februar 2023 14:44