Energiekrise

Strompreise steigen 2024 weiter an: So wird es sich auf deine Rechnung auswirken

Philomena Koch, 4. September 2023, 10:35 Uhr
Ein Vier-Personen-Haushalt dürfte im kommenden Jahr im Median 30 Rappen pro Kilowattstunde hinblättern müssen.
© St.Galler Tagblatt / Getty Images
Die Stromtarife für das Jahr 2024 werden durchschnittlich um 12 Prozent ansteigen, wie der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) schätzt. Wir liefern dir die wichtigsten Antworten zu der erneuten Preiserhöhung.

Schon im laufenden Jahr sind die Strompreise für Privathaushalte im Schnitt um 27 Prozent gestiegen. Nun zeichnet sich ab, dass auch für das Jahr 2024 die Stromtarife im Mittel weiter ansteigen werden.

Der prognostizierte Anstieg von 12 Prozent bedeutet einen Aufschlag von drei Rappen pro Kilowattstunde (kWh). Dabei handelt es sich laut VSE um einen Medianwert. Die Hälfte der antwortenden Grundversorger dürfte daher den Tarif um zwölf Prozent oder mehr erhöhen. Bei der anderen Hälfte könnte der Anstieg tiefer ausfallen.

Davor bleiben auch die Ostschweizer Haushalte und Betriebe nicht verschont. Die ersten Erhöhungen in gewissen Gemeinden, Städten und Kantonen sind bereits bekannt.

Wo im Pilatusland steht der Strompreis für das Jahr 2024 schon fest?

Stadt Luzern

Gesamthaft steigen die Preise für Haushalte in der Stadt Luzern rund 15 Prozent – je nach Verbraucherkategorie. Denn der Wasserstrom sei aufgrund Wasserknappheit teurer geworden. Dies teilt die ewl in einer Medienmitteilung mit. Ein durchschnittlicher Haushalt wird somit rund 200 Franken mehr pro Jahr für den Strom bezahlen müssen – oder 15 Franken pro Monat.

Kanton Nidwalden

Die Strompreise im Kanton Nidwalden würden zu den günstigsten der Schweiz gehören, teilte das Elektrizitätswerk Nidwalden EWN mit. Dennoch werden sie auch in Nidwalden stark steigen. Es wird eine Erhöhung von rund 12 Prozent erwartet. Das EWN nennt als Grund für die Preiserhöhung gestiegene Kosten für die Systemdienstleistungen der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid. Im Jahr macht das für einen durchschnittlichen Haushalt rund 100 Franken mehr aus.

Kanton Zug

Noch stärker als im Kanton Luzern steigt der Strompreis im Kanton Zug. Die Preise steigen gemäss dem Zuger Energieunternehmen WWZ vor allem deshalb stark, weil rund 80 Prozent des Stroms am Markt eingekauft werden müssen. Pro Jahr müssen Zugerinnen und Zuger rund 18 Franken mehr bezahlen.

Kanton Obwalden

Besser weg als in Zug kommen die Kundinnen und Kunden des Elektrizitätswerks Obwalden (EWO). Dort können die höheren externen Kosten durch tiefere Strompreise kompensiert werden. Für die Kundinnen und Kunden in der Grundversorgung blieben die Preise 2024 bis auf die höhere Mehrwertsteuer stabil, teilt das EWO mit.

Kanton Schwyz

Gar einen sinkenden Strompreis kündigte am Donnerstag die EWS AG an. Den Preis für die Energie reduziert es ab Oktober um 30 Prozent. Trotz höheren eigenen Netzkosten und höheren externen Kosten, liegt so noch eine Preissenkung drin. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 4500 Kilowattstunden würden die Stromkosten insgesamt um 270 Franken pro Jahr tiefer ausfallen, hiess es in der Mitteilung.

Wann erfahre ich die Stromtarife für alle Kantone und Gemeinden?

Die Strompreise aller Schweizer Gemeinden für das kommende Jahr werden am 5. September durch die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) bekannt gegeben. Sie ist es auch, welche den Strompreis überwacht. Bis Ende August mussten nämlich alle Grundversorger ihre Stromtarife an den Bund gemeldet haben.

Wo in der Schweiz sind bereits besonders hohe oder tiefe Veränderungen bekannt?

Einen heftigen Anstieg erwartet die Solothurner Stadtbevölkerung, wie «Blick» schreibt. Die Energieversorgerin Regio Energie müsse den Preis um durchschnittlich 29,7 Prozent anheben. Bereits in diesem Jahr seien die Tarife um rund 30 Prozent gestiegen. Das ist ein gewaltiger Anstieg innerhalb von zwei Jahren.

Auch in Winterthur gibt es einen krassen Aufschlag: 435 Franken mehr pro Jahr wird ein durchschnittlicher Vierpersonen-Haushalt wohl bezahlen müssen. So schreibt es die AEW Energie AG in einer Medienmitteilung.

Etwas mehr Glück haben offenbar die Freiburgerinnen und Freiburger. Der lokale Energieversorger sagt eine Senkung der Tarife für das Jahr 2024 voraus: Haushalte würden dann im Schnitt 470 Franken weniger für ihre Stromrechnung bezahlen.

Wieso steigt der Strompreis erneut?

Einerseits hat der Bund 2022 die Winterreserve geschaffen. So wollte er die Stromversorgung im Winter 2022 / 2023 gewährleisten, teilt VSE mit. Die Kosten für diese Notfallmassnahmen fliessen 2024 erstmals in den Netznutzungstarif des Strompreises ein. Damit tragen sie mitunter zum Preisansteig bei.

Andererseits hält die Energiekrise weiter an. Am Grosshandelsmarkt sind die Strompreise im Jahr 2021 massiv angestiegen. Mit dem Krieg in der Ukraine und der europaweiten Trockenheit verschärfte sich die bereits angespannte Preissituation weiter und erreichte im August 2022 historische Höchstwerte. Die Versorger mussten trotz der sehr hohen Preise Energie für das Jahr 2024 und die Folgejahre einkaufen.

Wieso unterscheiden sich die Preise so stark voneinander?

Es kommt ganz darauf an, wo die über 600 Grundversorgungsunternehmen in der Schweiz ihren Strom einkaufen. Also ob am Grosshandelsmarkt oder bei einem Stromproduzenten. Hinzu kommt der Faktor, wie viel sie mit ihren eigenen Produktionsanlagen produzieren können.

Kann mein Vermieter oder meine Vermieterin die Nebenkosten-Pauschale wegen den gestiegenen Tarifen erhöhen?

Vermieterinnen und Vermieter dürfen den Pauschalbetrag erhöhen, wie der Mieterverband schreibt. Allerdings nicht beliebig. Die Erhöhung muss anhand des Durchschnitts der letzten drei Jahre nachgewiesen werden können. Es dauert also etwas, bis sich die derzeit hohen Energiepreise in der Pauschale niederschlagen.

Ich habe Angst, dass mein Vermieter oder meine Vermieterin nun Nachforderungen verlangt und ich dadurch in finanzielle Schwierigkeiten komme. Was kann ich tun?

Der Mieterverband empfiehlt, in einer solchen Situation auf die Vermieterin oder den Vermieter zuzugehen und eine Abzahlungsvereinbarung vorzuschlagen. So müsste nicht der gesamte Betrag auf einmal bezahlt werden.

Wenn die Nachzahlung aber gar nicht bezahlt wird, kann seitens Vermieter oder Vermieterin eine Zahlungsverzugskündigung ausgesprochen werden.

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Quelle: FM1Today / PilatusToday
veröffentlicht: 3. September 2023 06:13
aktualisiert: 4. September 2023 10:35