Gespräch mit Marius Müller

Über den Goalie-Markt, Karten und einen Schiri-Kabinenbesuch

Philipp Breit, 2. Februar 2022, 20:01 Uhr
In Zukunft gilt: Diskutieren ja, aber bitte nicht mehr auf den Schiri zusprinten.
© KEYSTONE/Philipp Schmidli
Er ist eine Leaderfigur, ein Fan-Liebling, eine Reizfigur, ein Sprücheklopfer. In erster Linie ist er aber ein sehr guter Goalie und die Nummer 1 beim FC Luzern: Marius Müller. Vor Kurzem hat der Deutsche seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Er spricht über einen Besuch in der Schiri-Kabine und seine eigentlich doch friedliche Art.

Auf der Goalie-Position hat der FCL definitiv keine Sorgenfalten. Mit Marius Müller und Vaso Vasic verfügen die Luzerner über das wohl beste Goalieduo in der Schweiz. Zumindest einer von ihnen hat seit Kurzem einen langfristigen Vertrag. Marius Müller unterschrieb beim FCL ein neues Arbeitspapier bis im Sommer 2025. Jenes von Vaso Vasic läuft diesen Sommer aus. Wie es mit ihm weitergeht, ist offen.

Mit Müller geht es auf jeden Fall weiter. Wobei dies eine gewagte Aussage sein kann. Im Fussball geht es bekanntlich schnell. «Was im Sommer ist, kann ich trotz allem nicht sagen», so Müller. «Mit der Vertragsverlängerung wollte ich dem Verein auf jeden Fall meine Wertschätzung zeigen und ihm auch etwas zurückgeben.» Heisst so viel wie: Wechselt Müller im Sommer dennoch, dann zumindest nicht ablösefrei. «Ich bin aber auf jeden Fall nicht der Typ, der im Sommer beim erstbesten Angebot Tschüss sagt, da kannst du dich drauf verlassen».

England, Frankreich oder doch 2. Liga in Deutschland?

«In Coronazeiten ist es nicht selbstverständlich, dass ein Verein einem ein solch langes Vertragspapier vorlegt», so Müller weiter. Er wisse sehr wohl, was er am FCL habe. Und umgekehrt wohl auch. Doch wohin hätte Marius Müller wechseln wollen? Was gäbe denn der Goaliemarkt überhaupt her? «Da musst du meinen Berater fragen», sagt er und lacht. «Wer weiss im Fussball schon, was kommt. Ganz ehrlich, vor drei Jahren hätte ich auch nicht gedacht, dass ich einmal in der Schweiz lande nach meinem Leipzig-Abenteuer. Das ist halt der Fussball. Da kommen auf einmal Anfragen aus England, Frankreich oder aus der zweiten Liga in Deutschland. Auf jeden Fall ist der Transfermarkt als Torhüter sicherlich enger als jener der Spieler.»

Wer jetzt denkt, Müller sei gedanklich bereits auf Abschiedstour, der irrt. «Die Gespräche über die Vertragsverlängerung laufen seit geraumer Zeit. Es gab Ideen auf beiden Seiten und wir haben uns gefunden. Auf jeden Fall habe ich Ziele mit dem FC Luzern». Aktuell heisst das Ziel ganz klar: Klassenerhalt. Wobei es Müller vor dem 20. Spieltag etwas leid ist, sich immer erklären zu müssen. «Ganz ehrlich, es nervt schon ein wenig. Wir haben gegen Basel eine richtig, aber wirklich richtig gute erste Halbzeit gezeigt. Klar kamen dann ein paar individuelle Fehler. Aber man hat wieder dieses Feuer, diesen Ehrgeiz gespürt, welcher uns in der Vorrunde noch gefehlt hat.»

Neue Regelauslegung der Schiedsrichter

Auffälliger als das Resultat im Basel-Spiel waren die vielen Karten, die Schiedsrichter Lukas Fähndrich verteilt hat. 12 Gelbe waren es. Sowie je einmal gelb-rot gegen Marvin Schulz und FCB-Trainer Patrick Rahmen. Die Anweisungen für die Schiedsrichter seit der Rückrunde sind klar: Insbesondere fürs Reklamieren wird schneller eine Karte gezückt. Das kann Müller durchaus verstehen. «Es gibt schon Spieler auf dem Feld, die nicht gerade lieb miteinander umgehen und schnell mal beleidigen». Da mache eine Karte durchaus Sinn. Womit Müller Mühe hat, ist ein anderes Vorgehen. «Wenn ich als Führungsspieler eine Situation mal hinterfrage, dann sollte ich doch den Schiedsrichter auch Fragen dürfen, wo denn das Problem sei». Gegen Basel tat dies Müller in der 60. Minute etwas zu energisch und sah prompt Gelb.

Müllers Besuch in der Schiri-Kabine

Auch deshalb ging Müller nach dem Spiel in die Schiedsrichterkabine, um mit Lukas Fähndrich das Gespräch zu suchen. Ebenfalls anwesend war Schiri-Chef Daniel Wermelinger. «Ich wollte halt wissen, was ich auf dem Platz machen muss, damit ich nicht gleich gelb sehe», so Müller. Das Problem bei Müller und auch bei Schulz sei nicht das Reklamieren gewesen, wurde ihm erklärt. Müller wie auch Schulz sprinteten jedoch auf den Schiedsrichter zu. Genau dieses Sprinten wollen die Offiziellen aber nicht mehr sehen. Daher gibt es für «zu energisches Draufzusprinten» neu eher mal eine Gelbe Karte. «Nun weiss ich das», sagt Müller und schmunzelt. «Dann pack ich mir den Schiedsrichter beim nächsten Mal halt bei einer Ecke gegen uns oder wenn es die Situation mal zu lässt. Dann aber halt mit einer neutraleren, ruhigeren Körpersprache».

Man darf gespannt sein, wie lange Müller sich jenen guten Vorsatz zu Herzen nimmt. Emotionen sind auf jeden Fall im Spiel des FCL drin. Emotionen braucht es auch im Abstiegskampf. Vielmehr braucht es aber auch Punkte. Und genau jene will der FCL bereits am Sonntag auswärts gegen Lugano holen.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 2. Februar 2022 17:48
aktualisiert: 2. Februar 2022 20:01