Zentralschweiz

Deshalb gehen Frauen in der Zentralschweiz auf die Strasse

Feministischer Streik

Deshalb gehen Frauen in der Zentralschweiz auf die Strasse

Alessandro Perucchi, 17. Juni 2023, 16:27 Uhr

Quelle: Tele 1

Der 14. Juni ist der Tag des Frauenstreiks. In diesem Jahr findet er in Luzern zum ersten Mal unter dem Namen des «feministischen Streiks» statt. Um herauszufinden, was das genau bedeutet und was die Frauen forderten, stattete PilatusToday der Kundgebung einen Besuch ab.

Die Stimmung ist friedlich am Mittwochnachmittag im Vögeligärtli in Luzern. Dort findet der «Feministische Streik» statt, wie der Frauenstreik in diesem Jahr genannt wird. Um 14 Uhr beginnt das Rahmenprogramm mit Reden und Musik. Noch sitzen nicht viele Personen auf der Wiese, die Stände der Parteien und Gewerkschaften sind aber schon aufgebaut und sie stellen ihre Flyer aus. Auch hängen schon einige Transparente, die auf die Anliegen der Frauen aufmerksam machen.

Exklusiver Name?

Im Vorfeld des heutigen Streiktages erschien im «Tages-Anzeiger» ein Leitartikel, der den feministischen Streik kritisierte. Es hätten linke Parolen gewonnen, der Tag werde völlig instrumentalisiert. 2019, im Jahr des grossen letzten Frauenstreiks, war das anders. Dort seien alle Frauen auf die Strasse gegangen, nicht nur linke Personen. Das sei mit dem neuen Namen nicht mehr möglich.

Diesen Einwand kann Amanda Probst, Gewerkschaftssekretärin aus Luzern, nicht gelten lassen. Der Namensänderung gingen lange Diskussionen zuvor, sagt sie gegenüber PilatusToday und Tele 1. Schliesslich wurde an der offenen Planungssitzung entschieden, dass der Streik nicht mehr Frauen-, sondern feministischer Streik heisse. «Nicht nur Frauen sind betroffen, sondern alle, die diskriminiert werden. Die sind im Feminismus eingeschlossen», betont sie. Unter anderem seien damit FINTA-Personen gemeint. Doch teilen die Teilnehmenden diese Position?

Freundlich und wütend zugleich

Es gäbe nach wie vor viele Gründe zu streiken, sagt etwa eine Teilnehmerin. «Ich arbeite in der Gastro und kriege immer sexistische Sprüche zu hören. Das muss sich ändern.» Sie betont aber auch, dass FINTA-Personen mehr Anerkennung haben müssen. Ihre Kollegin pflichtet dem bei und meint, dass Feminismus ohnehin nur dann funktionieren könne, wenn er auch andere Menschen einschliesse.

«Es ist Zeit, dass sich etwas ändert», meint Lina und bezieht sich damit auf die Löhne, die nach wie vor nicht gleich seien. «Statistiken belegen, dass Frauen in gleichen Positionen nach wie vor weniger verdienen würden als Männer.» Die Statistiken geben ihr recht, auch wenn in den vergangenen Jahren Anstrengungen unternommen wurden, um die Lohnungleichheit zu bekämpfen.

Bunte Gruppe

Dass der feministische Streik von linken Gruppierungen gekapert wurde, wie bürgerliche Politikerinnen und Politiker im Vorfeld kritisierten, stösst auf Unverständnis. Die meisten Teilnehmerinnen vor Ort sagen, dass sie für alle Menschen offen stünden, die feministische Anliegen unterstützen würden. Sophia Müller vom feministischen Streikkomitee unterstreicht zudem, dass sie für die Reden und für die Veranstaltungen explizit nach Menschen verschiedener politischer Position gesucht hätten.

Die Stossrichtung im Vögeligärtli an diesem Nachmittag weist dennoch eine Tendenz auf. Die Parteien und Gewerkschaften, die einen Stand stellen, sind eher links. Auch die Personen, die sich auf der Wiese versammelt haben, wirken sehr jung und progressiv. Die Forderungen hingegen sind nicht anders als vor vier Jahren: Lohngleichheit, mehr Wertschätzung von Care-Arbeit und weniger Sexismus.

Negative Stimmen am Rande der Veranstaltung gibt es vorerst nur wenige. Ein älterer Herr, der auf einer Bank sitzt und das Treiben beobachtet, meint mürrisch: «Die sollten besser arbeiten gehen.» Sein Sitznachbar widerspricht aber vehement und sagt lachend: «Immerhin läuft heute gute Musik.»

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 14. Juni 2023 18:05
aktualisiert: 17. Juni 2023 16:27